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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Eindruck, dass er Perry nur zu gerne einen vernichtenden Blick zugeworfen hätte. „Und ich wollte mir erst sicher sein, bevor ich uns vielleicht auf eine falsche Fährte gebracht hätte.“
    Ich nickte und sah auf meinen Teller hinunter. „Siehst du, genau deshalb bist du mein Partner.“ Netter Versuch, Perry. War wohl nix. „Und jetzt bist du sicher, dass dieses Biest ein Wendigo ist?“
    Saul nickte. Während das Silber in seinem Haar klimperte, verloren seine Augen ihre Härte, und einen Moment lang nahmen sie das bernsteinfarbene Glimmen eines Wers auf der Jagd an. „Ich würde mein Leben darauf verwetten.“
    „Nur spielen wir nicht mit deinem, sondern mit meinem Leben.“ Den Blick noch immer starr auf den Teller gerichtet, zwang ich meine Finger, die Gabel hochzunehmen. „Aber ganz egal, was dieses Ding ist, ich werde es zur Strecke bringen! Wie tötet man denn einen Wendigo?“
    Saul seufzte schwer. „Das weiß ich noch nicht. Die alten Geschichten … sind nicht eindeutig. Die Werspinne hat zu einem Team gehört, das eins dieser Monster fünfzehn Wochen lang verfolgt hat. Dabei haben sie sich durch einige Schneestürme gekämpft, und schließlich haben sie es umgebracht, indem sie es in eine Bergspalte gestoßen und den Zugang gesprengt haben. Bei dem ganzen Unternehmen ist allerdings auch der Großteil der Mannschaft draufgegangen.“
    „Wie viele genau?“ Werspinnen sind nicht dafür bekannt, in Rudeln aufzutreten. Ähnlich wie Werkatzen leben sie eher unabhängig und tun sich zu lose zusammengewürfelten Stämmen zusammen anstatt zu festen Gemeinschaften. Mit Werlöwen ist das natürlich etwas anderes. Die sind in jeder Hinsicht eine Sache für sich. Einige Wervögel sind in hohem Maße gesellig, wie auch die meisten hundeartigen Werwesen, abgesehen von den Albinoschamanen, die hin und wieder auftreten. Dann gibt es noch die Khprum und die Scorpiani, die gewissen Quellen zufolge gar keine Werwesen sind. Nicht zu vergessen natürlich die Khentauri und Werratten, die bisweilen sogar übermäßig anhänglich werden. Ganz nebenbei bemerkt sind Werratten übrigens die Gattung, die in Physiologie und Aussehen den Menschen am ähnlichsten ist.
    Für gewöhnlich findet das keiner außer mir witzig.
    „Sie waren zu vierzehnt. Neben der Spinne schaffte es noch ein Werleopard zurück. Allerdings starb der zwei Monate später vor Trauer um seine Gefährtin. Sie kam bei der Explosion ums Leben. Wenn sie nicht mitten im Nirgendwo gegen das Monstrum vorgegangen wären, hätte es bestimmt noch weitere Opfer gegeben. Menschen und so.“
    Mist. Nachdenklich trommelte ich mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum. Mitten in einer Stadt würde das verheerend enden. „In vier Tagen dürfen wir uns über eine Beschwörung freuen. Und es werden immer mehr Leichen ohne ihre Organe entsorgt … Saul, wo sind die Autopsieberichte? Ich frage mich, wie viel der übrigen Körpermasse fehlte. Vor allem an Muskelgewebe.“
    „Bei der Leiche, die wir gesehen hatten, fehlte das ganze Bauchfleisch. Und dann waren da noch einige Bisse in Oberschenkeln und Armen.“ Er griff nach einem Stapel Akten am Ende des Tresens. „Nur Rocadero war noch komplett.“
    Ich schnaubte verächtlich. „In Anbetracht seiner Neigungen würde es mich nicht wundern, wenn ihn seine eigenen Leute kaltgemacht hätten.“ Ich kaute gerade auf einem Happen Rührei herum, als mir eine neue, schreckliche Idee kam. „Nach alter Tradition braucht man für die Anrufung des Namenlosen Kerzen aus reinem Talg. Das Bauchfell der Opfer wäre ideal dafür – braucht man nur noch einen Ort, um das Fett auszulassen.“ Plötzlich wurde mir schlecht. Ich würgte und nahm schnell einen Schluck Kaffee. „Igitt. Das wird ganz schön eklig werden. Ob Rocadero aus dem Weg geräumt wurde, weil er nicht länger von Nutzen war?“
    „Wie meinst du das?“ Saul schob mir den Aktenberg rüber. Perry hielt sich fürs Erste wieder aus der Sache raus, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er nur auf einen geeigneten Augenblick wartete. Inmitten der sonnendurchfluteten Küche – Sauls Territorium hier im Haus – wirkte er bei Weitem weniger furchteinflößend, und dafür war ich dankbar.
    Aber entspannen konnte ich mich deshalb noch lange nicht. Ich nahm ihm nicht ab, dass er nichts mehr im Schilde führte. „Okay, was hältst du von folgender Theorie: Eine Sorrow flüchtet aus ihrem Haus, weil ihr aus irgendeinem Grund der Sinn nach ein bisschen Apokalypse steht.

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