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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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nickte. »Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Es ging alles so schnell. Zuerst, als ich merkte, wie sehr mich Ron belogen hatte, und dann die Hoffnung, dass Evan und ich, dass wir vielleicht noch einmal von vorn anfangen könnten. Und schließlich der letzte Abend in dieser Bar … als ich dachte …« Sie verstummte, schluckte, zuckte mit den Schultern.
    Eileen tätschelte ihr die Hand. »Ist ja gut, ist ja gut. Falls es etwas zu bedeuten hat, und ich glaube, dass es das tut, dann hat Evan keinerlei Erinnerung an das, was dort passiert ist. Er glaubt nicht, dass er Ron umgebracht hat. Er sagt, das sieht ihm einfach nicht ähnlich. Das hätte er nie getan.«
    »Ich glaube ihm.«
    »Ich auch.«
    »Aber irgendjemand hat es getan.«
    »Vielleicht jemand aus dem Umfeld dieser Khalils. Das vermutet zumindest Aaron.«
    »Aaron?«
    »Aaron Washburn. Sein Anwalt.« Ein gequältes Lächeln. »Sein teurer Anwalt.« Sie winkte den Kommentar beiseite. »Aber was jammere ich hier herum. Gott sei Dank haben wir genügend Ersparnisse. Ich wüsste nichts Besseres, wofür wir sie ausgeben könnten.«
    Nach einigem Zögern rückte Tara mit der Sprache heraus. »Sie möchten, dass ich vor Gericht über diesen letzten Abend aussage. Gegen ihn.«
    »Aaron hat uns bereits darauf aufmerksam gemacht, dass sie das tun würden. Ich glaube, es ist das Beste, wenn du einfach die Wahrheit sagst.«

    »Die Wahrheit war aber nicht sehr schön, Eileen.«
    »Ich weiß, aber daran kannst du nun mal nichts ändern.«
    Tara drehte das Eisteeglas in seinem Kondenswasserring. »Ich könnte ihn heiraten«, sagte sie.
    Eileen setzte sich kerzengerade auf, holte tief Luft und ließ sie wieder entweichen. »Also … und ich dachte noch, auf meine alten Tage könnte mich nichts mehr überraschen. Aber ich finde nicht, dass du so weit gehen musst.«
    »Es ist nicht nur, damit ich nicht gegen ihn aussagen muss, Eileen. Ich hatte den ganzen Sommer lang Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich gefühlsmäßig zu der ganzen Sache stehe. Und im Lauf dieser Wochen ist mir nur eines klarer und klarer geworden. Egal, was passiert, ich stehe voll zu Evan. Falls er mich noch will. Falls er mich sehen will.«
    Wieder tätschelte Eileen Taras Hand. »Also, deswegen würde ich mir überhaupt keine Sorgen machen, meine Liebe. Nicht die Geringsten. Ich fahre in fünfzehn Minuten ins Gefängnis, um ihn zu besuchen. Wenn du also mitkommen möchtest.«

    Als Evan Tara auf der anderen Seite des Besuchsraums neben seiner Mutter stehen sah, hob er sein Gesicht nach oben und schloss die Augen. Sein Körper schien vor Erleichterung zu beben. Sie kam an die Plexiglasscheibe - Eileen wartete im Hintergrund - und setzte sich ihm gegenüber.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi.«
    »Du siehst wesentlich besser aus als letztes Mal.«
    »Es geht mir auch wesentlich besser. Und dir?«
    »Gut. Ich war weg. Tut mir leid, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen.«

    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe versucht, mir Klarheit über alles zu verschaffen«, sagte sie.
    »Und? Ist es dir gelungen?«
    »Einigermaßen. Jedenfalls wurde mir endlich klar, was ich eigentlich schon von Anfang an hätte sehen müssen.«
    »Und das wäre?«
    »Wenn ich nur von meinem hohen Ross runtergekommen wäre, als die ganze Geschichte losging. Ich hatte einfach Angst, dich zu verlieren. Ich konnte nicht fassen, dass du bereit warst, alles, was zwischen uns war, aufs Spiel zu setzen. Ich war so sauer …«
    Er hob die Handfläche. »Hey, hey, hey. Das hatten wir nun wirklich schon zur Genüge, oder nicht?«
    Sie nickte und ließ sich fast ein Lächeln entwischen. »Allerdings.«
    In diesem Moment streckte er die Hand aus und legte sie an die Plexisglasscheibe, die sie trennte. »Wenn du wüsstest, wie gut es tut, dich zu sehen …«
    »Mir geht es genauso.« Sie beugte sich zu ihm vor. »Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass ich dich liebe, Evan Scholler, weißt du das? Ich habe dich immer geliebt. Was alles andere angeht - dass ich nicht auf deine Briefe geantwortet habe, das mit Ron -, ich war einfach jung und dumm.«
    »Nein, wenn hier wirklich jemand dumm war, dann ich. An diesem Abend im Traven nicht mit dir nach Hause zu fahren …«
    Diesmal musste sie wirklich grinsen. »Also gut, meinetwegen, dann steht es eben unentschieden. Aber ich werde nicht mehr dumm sein.«
    Er setzte sich zurück, dann kam er wieder nach vorn und
sagte mit Nachdruck. »Dir ist doch klar, dass die Leuten

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