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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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kehrte zu dem Lageplan zurück, fand darauf ein als Neurologie bezeichnetes Gebäude und beschloss, dort anzufangen. Er nahm einen Plan aus dem Fach und machte sich auf den Weg durch das riesige Gelände.
    Es hatte stärker zu schneien begonnen, als er sein Ziel erreichte, und er blieb hinter dem Eingang stehen, um seine Jacke abzuklopfen und den Schnee von den Schuhen zu stampfen. Das Foyer hier war nicht annähernd so voll wie am Haupteingang, aber trotzdem herrschte noch einiger Betrieb.
    Zu seiner Überraschung sah er an einer der Wände vier Fahrtragen stehen, jede mit einem Tropf und einem zugedeckten menschlichen Körper darauf. Die Warteschlange für einen OP? Für ein Zimmer? Er wusste es nicht und würde auch nicht fragen, aber er fand es taktlos und untragbar. Diese Männer waren zweifellos in Ausübung ihrer Pflicht verwundet worden - da war es doch wohl das mindeste, dass ihnen die Army ein Zimmer zur Verfügung stellte.
    Aber er war nicht hier, um die Zustände im Walter Reed zu kritisieren. In der Army, wie er sie kannte, herrschten in so vieler Hinsicht verheerende Zustände, dass er schon lange aufgegeben hatte, sich darüber Gedanken zu machen. Dazu kam, dass seine Aktionen, seit er am Abend zuvor Taras Wohnung verlassen hatte, von einer Mischung aus Adrenalin und gedämpfter Wut bestimmt wurden, wohingegen die Logistik für die Durchführung dieses speziellen Vorhabens mit einem Mal seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und einen kühlen Kopf erforderte.
    Während ein nicht abreißender Strom von Menschen an ihm vorbeizog, wurde Nolan bewusst, dass er unter normalen Umständen in keinen einzigen Trakt dieses Gebäudes käme, ohne sich in irgendeiner Form auszuweisen. Und wie kam er
überhaupt darauf, dass Evan Scholler tatsächlich hier war? An der Eingangstür stand Neurochirurgisches Zentrum, aber Evan war vermutlich schon vor Monaten operiert worden und lag jetzt vermutlich zur Reha in einem der fünfzehntausend Betten des Walter Reed.
    Wie wollte er Evan finden, ohne sich nach ihm zu erkundigen und dadurch Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Und wie wollte er ihn, einmal gefunden, umbringen, vor allem wenn er sich - wie die Bahren im Foyer vermuten ließen - das Zimmer mit anderen Patienten teilte?
    Natürlich konnte er sie alle kaltmachen. Kollateralschäden gehörten zu jedem Militärschlag. Aber er war hier nicht im Irak, wo er einfach von der Bildfläche verschwinden konnte. Hier war er auf die Hilfe potenzieller Zeugen angewiesen, um Evan zu finden. Möglicherweise waren Pfleger und Schwestern sogar verpflichtet, ihn zu begleiten, wenn er einen Patienten besuchte.
    Darüber hinaus, und das war vielleicht der wichtigste Punkt, galt es zu berücksichtigen, dass Lieutenant Evan Scholler nicht irgendein Niemand von einem Bagdader Kameltreiber war. Wurde er hier im Walter Reed Opfer eines Mordes, würden sämtliche Aspekte seines Leben genauestens unter die Lupe genommen, einschließlich des Zwischenfalls in Masbah, dessen eingehenderer Untersuchung sich Nolan bisher hatte entziehen können. Früher oder später würden es die Ermittler für nötig erachten, mit Tara zu sprechen, und das wiederum würde sie unausweichlich auf seine Spur führen.
    Fazit: Das kam überhaupt nicht infrage.
    Scheiß drauf, dachte Nolan. Der Kerl muss dran glauben.
»Entschuldigung.« Eine junge Frau in einer gebügelten Khaki-Uniform lächelte zu ihm hoch. »Sie wirken ein bisschen verloren. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    Nolans Gesicht entspannte sich zu einem lockeren Lächeln. »Ja, ich habe etwas Schwierigkeiten einen ehemaligen Kameraden zu finden; er ist bei Ihnen Patient.«
    »Da sind Sie nicht der Erste, dem es so geht«, sagte sie. »Drüben an der Rezeption haben wir einen Belegungsplan, der im Großen und Ganzen auf dem neuesten Stand ist. Wenn Sie kurz mitkommen wollen.«
    Er begann neben ihr herzugehen. »Nur im Großen und Ganzen auf dem neuesten Stand?«
    Sie nickte verständnisvoll. »Ich weiß, aber in letzter Zeit ist hier so viel los, dass der Computer manchmal eine Weile braucht, um nachzukommen.«
    »Ja, ja, der liebe Computer«, sagte Nolan.
    »Ich weiß. Aber wir tun unser Bestes. Zu Ihrer Beruhigung: Wenn Ihr Freund nicht da sein sollte, wo der Computer sagt, wissen sie dort zumindest, wohin er verlegt wurde.«
    »Das wäre ja schon mal etwas.«
    »Jetzt sind Sie aber sarkastisch«, sagte sie, »was ich Ihnen aber nicht mal verdenken kann. Aber glauben Sie mir, es gibt hier so

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