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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Fenster und sah nach draußen, dann öffnete er es unvermittelt und steckte den Kopf nach draußen. Als er ihn wieder zurückzog, fragte er Evan: »Kannst du aufstehen?«
    »Ja, aber ein bisschen mühsam ist es schon.«
    »Na, dann lass mal sehen. Komm hier rüber. Wenn du das nächste Mal vergisst, wo du bist, schaust du einfach da hinüber - dort drüben kannst du das Walter-Reed-Logo …«
    »Was ist ein Logo?« Evan hatte die Decke zurückgeschlagen und saß jetzt auf der Bettkante. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mit einigen Wörtern …«
    Scheinbar, um ihm das Wort abzuschneiden, streckte Nolan die Hand aus. »Ach was, ein Bild ist besser als tausend Worte. Komm her.« Er packte ihn am Handgelenk, zog ihn behutsam vom Bett hoch und trat dann zur Seite, um Evan nach draußen schauen zu lassen.
    Drei Schritte und dann …
    Nolan legte Evan eine Hand auf den Rücken, schob ihn mit sanftem Druck auf das Fenster zu.
    Zwei Schritte.

    »Was soll das offene Fenster?«, polterte Stephan Ray von der Tür. »Da frierst du ja zu Tode und das ganze Zimmer gleich mit.« Er deutete auf Nolan. »Und wer ist das?«
    Nolan hatte sich sofort gefangen. Knipste sein Lächeln wieder an, als er sich umdrehte. »Ron Nolan«, stellte er sich vor. »Ich war mit Evan im Irak.«

    »Er war mit mir im Irak«, wiederholte Evan.
    »Ist ja wunderbar, aber erst mal machen wir das Fenster wieder zu, ja? Und Evan, du solltest möglichst nicht ohne Gehhilfe aufstehen, klar?« Er milderte seinen Ton, wandte sich an beide. »Jetzt hinzufallen, wäre eher suboptimal.«
    »Allerdings. Ich weiß. Meine Schuld«, sagte Nolan. »Entschuldigung.«
    Die Tür war immer noch auf, und jetzt kam ein weiterer Mann in das Zimmer und begann zusammen mit dem Therapeuten, den Patienten wieder ins Bett zu packen.
    Gerade nochmal gutgegangen.

    Plan B wäre nicht annähernd so befriedigend, endgültig oder effektiv. Im Gegenteil, möglicherweise führte er sogar zu gar nichts, aber wenigstens verschaffte er Nolan mehr Zeit. Und hielt Evan und Tara voneinander fern. Aber er musste richtig darauf hinarbeiten - außerdem war es so ziemlich die einzige Möglichkeit, die er noch hatte, nachdem die anderen Zeugen blieben und auf der anderen Seite des Zimmers mit ihrer Therapie begannen. Und nachdem er als der bekannt war, der er wirklich war.
    »Dein Pfleger war anscheinend ziemlich sauer«, sagte Nolan zu Evan, nachdem Stephan Ray gegangen war.
    »Er ist kein Pfleger. Er ist …« Plötzlich war das Wort »Therapeut« weg. Evan suchte in den Ecken der Decke danach, fand es aber auch dort nirgendwo. Deshalb disponierte er um und versuchte es mit: »Er ist ein … Helfer. Er ist hier, um mir zu helfen. Und manchmal komme ich durcheinander. Das ist bei SHT so.«
    »SHT?«
    »Bei einem Schädel-Hirn-Trauma. Das ist, was ich habe.
Oder hatte. Die Ärzte sagen, es wird immer besser. Aber ich weiß nicht, ob ich ihnen das glauben soll.« Evan griff nach dem Laken, mit dem er zugedeckt war, und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. Eigentlich war es noch kalt auf seinem Bett, aber irgendetwas an Nolans Anwesenheit heizte ihn auf, ließ ihn vor Nervosität schwitzen. »Was willst du wirklich hier, Ron?«
    »Hab ich doch gesagt. Ich hatte geschäftlich in Washington zu tun, und deshalb dachte ich, ich schaue mal vorbei, ob du hier auch in guten Händen bist.«
    »Doch, doch, bin ich.« Kurz zog der Schnee draußen vor dem Fenster seine Aufmerksamkeit auf sich, dann wandte er sich wieder Nolan zu. »Und du bist nicht auf Urlaub aus Bagdad hier?«
    »Nein. Ich bin nur eine Woche nach dir raus aus dem Irak.«
    »Wieso? Wurdest du verwundet?«
    Nolans Wange begann zu zucken. »Nein. Ich und Onofrio, wir haben dich in den Hummer gepackt und sind mit dir losgefahren und mit heiler Haut da rausgekommen. Wir hatten großes Glück.«
    »Ihr habt mich rausgeholt?«
    »Ja.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Das wundert mich nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt durchkommst. Niemand hätte das.«
    »Dann muss ich mich bei dir bedanken.«
    Nolan zuckte mit den Schultern. »Ich habe doch nur meine Pflicht getan, Mann. Hätten wir dich etwa zurücklassen sollen?«
    »Was ist mit den anderen Jungs? Was ist aus ihnen geworden?«

    Nolan holte tief Luft. »Sie sind alle gefallen, Evan.«
    »Schon klar, das weiß ich. Ich meine, was aus ihren Leichen geworden ist? Falls wir sie nicht rausholen konnten? Darüber will mir niemand was erzählen.«
    »Das ist etwas,

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