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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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›deine, meine, unsere Kinder‹.«
    »Na ja. Es hat gedauert. Und dann ist es vielleicht ein Vorteil, dass Isak keine weiteren Kinder hat. Er ist außerdem so großzügig. So war er immer schon.«
    »Für ihn ist es ja noch nicht zu spät. Männer können ja bis in alle Ewigkeit Kinder bekommen. Für uns Frauen sieht es da schlechter aus.«
    Inger Johanne rang sich ein Lächeln ab und hob die Kaffeetasse.
    »Sie wollten über Sander sprechen?«
    Agnes Krogh schien sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen, als fürchte sie sich und habe geglaubt, es werde länger dauern, zur Sache zu kommen. Sie hatten einander seit Jahren nicht gesehen, und sie wirkte plötzlich unsicher. Sie blinzelte und griff nach einem Keks, den sie dann anstarrte, ohne hineinzubeißen.
    »Ja«, sagte sie endlich. »Torbjørn meint, wir sollten zur Polizei gehen. Mir selbst käme es vor wie ein ... Verrat, irgendwie. Obwohl Ellen nichts mehr mit uns zu tun haben will, ist sie doch immer noch unsere Tochter. Unser einziges Kind.«
    Sie verstummte, legte den Keks auf ihren Teller und presste sich die rechte Hand auf die Brust.
    »Ich war so verzweifelt. Zuerst, als Ellen Jon heiraten wollte. Ich habe nie verstehen können, was sie an ihm findet. Sie hätte doch jeden haben können. Einfach jeden!«
    Bei diesem plötzlichen Ausbruch zerbrach Inger Johanne vor Schreck einen Keks. Sie schob, so diskret sie konnte, mit der Handkante die Krümel zusammen.
    »Jon hat viele gute Seiten«, sagte sie. »Ich glaube, für Ellen war es wichtig, dass er ...«
    Inger Johanne hatte auch keine Ahnung, was Ellen an Jon gefunden hatte. Niemand aus dem gesamten Freundeskreis hatte das begriffen. Außer Yngvar, der meinte, es gehe um Jons Durchsetzungsvermögen. Ellen war es gewohnt, dass Männer immer taten, was sie wollte. Aber Jon hatte vom ersten Tag an das Steuer an sich gerissen.
    »Ich konnte jedenfalls nichts daran ändern«, sagte Agnes Krogh, als Inger Johanne ihren Satz nicht beendete. »Torbjørn und ich haben uns alle Mühe gegeben, um mit ihm auszukommen. Und es ging einigermaßen. Jedenfalls zu Anfang.«
    »Und dann?«
    »Du weißt schon. Diese Fehlgeburten. Ellen und Jon wirkten völlig ... völlig besessen davon, ein Kind zu bekommen. Ich habe einmal eine Adoption vorgeschlagen. Das war wohl nach der zweiten Fehlgeburt. Ellen war total erschöpft. Jon war außer sich vor Zorn.«
    »Ach? Vor Zorn?«
    »Jedenfalls sehr aufgebracht. Offenbar hatten sie diese Diskussion schon geführt, und er hatte gewonnen. Ellen hätte gern ein Kind adoptiert. Da bin ich mir sicher. Sie ist schließlich meine Tochter, und ich kenne sie.«
    Wenn du ahntest, wie wenig Mütter eigentlich über ihre Kinder wissen, dachte Inger Johanne.
    »Ja«, sagte sie und ließ die Krümel auf ihren Teller fallen.
    »Nach der dritten Fehlgeburt habe ich sie fast nicht wiedererkannt. Damals hat sie dann ihre Praxis verkauft. Es ist nicht gesund für eine Frau in den besten Jahren, nichts zu tun zu haben. Sie wurde total verrückt, vor allem, als sie dann angefangen haben, zu dieser Kinderwunschklinik in Finnland zu fahren, und sie mit Hormonen vollgestopft wurde.«
    »Warum hat sie eigentlich ihre Praxis verkauft?«
    Inger Johanne ging auf, dass sie Ellen nie danach gefragt hatte. Bei einem Essen vor vielen Jahren war ganz einfach darauf angestoßen worden. Ellen und Jon hatten es beide als eine Befreiung dargestellt, und einen schönen Batzen Geld hatte der Verkauf ja auch erbracht.
    »Es war Jons Idee«, sagte Agnes Krogh. »Er scheint Ellen die ganze Zeit unter Kontrolle haben zu wollen. Er konnte es nicht ertragen, dass sie im Grunde von ihm unabhängig war. Dieses Haus im Glads vei hätte er sich allein wohl kaum leisten können, aber es ist ja wirklich übertrieben groß. Als Ellen die Praxis verkauft hat, wurde sie ... danach gehörte sie sozusagen ihm. Verstehen Sie?«
    Inger Johanne nickte müde.
    »Aber dann wurde Ellen schwanger. Endlich.«
    Agnes schaute ins Leere.
    »Alle haben sich so gefreut. Jon und Ellen und wir. Die Schwangerschaft verlief problemlos. Ellen wurde nicht einmal schlecht, oder kaum. Keine Beckeninstabilität, obwohl sie einen riesigen Bauch hatte. Sander wog bei seiner Geburt fast fünf Kilo. Wussten Sie das?«
    Inger Johanne hatte keine Ahnung, wie groß er gewesen war, sie hatte ihn mit sechs Monaten zum ersten Mal gesehen. Sie nickte.
    »Erst mit seiner Geburt fingen die Schwierigkeiten wieder an«, sagte Agnes jetzt. »Sander war so ...

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