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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Reserveuniform leihen?«, fragte Trey.
    Grinsend schüttelte der Wachmann den Kopf.
    »Viel Glück«, fügte er hinzu, als fände er das alles überaus komisch.
    Na toll
, dachte Trey.
Mark ist halb ohnmächtig vor Schmerzen. Ich bin womöglich im Begriff, in eine Falle zu laufen, und weiß immer noch nicht, ob ich Lee, Nina und die anderen noch rechtzeitig retten kann – und dieser Kerl hier amüsiert sich darüber, dass ich gleich angebrüllt werde, weil meine Schuhe nicht blank poliert sind.
    Vielleicht werde ich Lee, Nina und die anderen – oder auch Mark – gerade deshalb nicht retten können, weil meine Schuhe nicht blank poliert sind . . .
    Grübelnd fuhr Trey auf das Büro des Lagerkommandanten zu. Es war ein kleines, sauberes Gebäude, dessen Zugangsweg von Blumen gesäumt war. Ein Junge, etwa in Treys Alter – der jedoch eine wesentlich sauberere Uniform trug   –, putzte die Fensterscheiben. Hinter dem Bürogebäude standen Dutzende Pkws, Lastwagen und Busse der Bevölkerungspolizei und glänzten in der frühen Morgensonne. Sämtliche Fahrzeuge sahen aus, als habe man sie mit der Zahnbürste sauber geschrubbt und mit dem Lineal nachgemessen, damit sie auch wirklich in exakt gleichem Abstand geparkt waren.
    In gebührender Distanz zu einem Betonpfeiler vor dem Büro des Kommandanten stellte Trey den Wagen ab. Es war sein bester bisheriger Parkversuch, trotzdem ragten die Rä der über die weißen Markierungen hinaus, die den Parkplatz begrenzten.
    Doch das war seine geringste Sorge.
    »Ich komme zurück, sobald ich kann«, sagte Trey zu Mark.
    Mark nickte und schien noch ein wenig blasser zu werden.
    Trey kletterte aus dem Wagen und ging zum Eingang des Bürogebäudes. Er klopfte gegen den Holzrahmen und versuchte sein Klopfen amtlich und präzise klingen zu lassen.
    »Herein«, rief jemand.
    Trey holte tief Luft, machte die Tür auf und trat auf einen kostbar aussehenden Teppich. Hinter einem riesigen Schreibtisch aus Edelholz saß ein Mann in ordengeschmückter Uniform. Trey musste sich daran erinnern, dass er keine Zeit hatte, die vielen Bänder und Ehrenabzeichen des Mannes zu studieren.
    »Sir!«, brüllte er und ließ die Hand zum Gruß an die kappenlose Stirn schnellen. »Officer Jackson meldet sich zur Stelle. Bitte um Erlaubnis, meine Papiere vorzeigen zu dürfen.«
    Der Mann machte ein erstauntes Gesicht.
    »Stehen Sie bequem«, sagte er, »und fahren Sie fort.«
    »Ich muss mich zuerst für mein Erscheinungsbild entschuldigen, Sir!«, schnarrte Trey.
    Der Mann musterte ihn von oben bis unten und sein fülli ges Gesicht verdüsterte sich für einen Moment.
    »Dann entschuldigen Sie sich«, sagte er.
    »Sir!«, sagte Trey wieder. »Ich bereite dieser ehrenvollen Uniform Schande.« Die Entschuldigung, die der Wachmann im Hauptquartier benutzt hatte, fiel ihm wieder ein. »Ich war gezwungen einen Gefangen zu überwältigen, dem es an Respekt vor der Autorität der Bevölkerungspolizei fehlte. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber es ist der Grund dafür, dass ich so schmutzig bin und meine Uniform zerrissen ist. Außerdem habe ich meine Mütze verloren. Ich bin tief beschämt in dieser Aufmachung vor Ihnen zu erscheinen.«
    »In der Tat«, sagte der Mann. Doch nun lächelte er. »Ich wünschte, die Männer in meiner Einheit würden Ihre Besorgnis teilen. Es ist Ihnen hoffentlich gelungen, den Gefangenen zu überwältigen?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Trey. Aufbauend auf der Theorie, dass ein Funken Wahrheit eine Lüge verstärkt, fügte er hinzu: »Ich habe ihm das Bein gebrochen, Sir. Es könnte sein, dass er stirbt.«
    »Gut gemacht«, sagte der Mann.
    Bei diesen Worten hatte Trey Mühe, seine Abscheu zu verbergen.Wie konnte dieser Mann nur so großen Wert auf blank polierte Schuhe legen und so wenig Wert auf ein Menschenleben?
    Der Lagerkommandant schaute aus dem Fenster, wo Mark in Ketten im Wagen saß.
    »Wird der Gefangene meiner Zuständigkeit unterstellt?«, fragte er.
    »Nein, Sir«, erwiderte Trey. Da er immer noch salutierte, begann ihm allmählich der Arm wehzutun, doch Trey nahm ihn nicht vom Kopf. »Ich soll einen Ihrer Gefangenen abholen und beide nach Churko verlegen.«
    Der Kommandant bedeutete Trey ihm die Dokumente zu überreichen. Er sah die Papiere durch und schien jedes Blatt aufmerksam zu lesen.
    »Sie holen auch in Slahood Gefangene ab? Das ist merkwürdig . . .«, murmelte er.
    »Ich führe nur Befehle aus, Sir!«, sagte Trey und hoffte ihn dadurch

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