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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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achten, dass keiner krank zu Hause blieb.
    Die Gold-Familie brach als erste auf, immer zwei Blondköpfe in einem Auto. Die Sport-Familie war als nächste an der Reihe, die Jungen trugen Footballhelme und -schutzpolster und ihre Mutter klackerte auf Pumps hinterher. Dann flutete eine ganze Wagenflotte aus den Einfahrten auf die immer noch glänzend neuen Straßen. Luke zählte jede einzelne Person, er gab so genau Acht, dass er Striche an die Wand malte und diese am Ende zweimal durchzählte. Ja - achtundzwanzig Leute waren fort. Die Luft war rein.
    Luke kletterte von seinem Stuhl herab, den Kopf voller Pläne. Zuerst würde er die Küche aufräumen und dann Brot ansetzen für das Abendessen. Er hatte zwar noch nie Brot gebacken, aber er hatte seiner Mutter unzählige Male dabei zugesehen. Dann konnte er vielleicht im restlichen Haus die Rouleaus herablassen und gründlich sauber machen. Staub saugen konnte er nicht - das war zu laut -, aber Staub wischen, schrubben und wienern. Was würde sich die Mutter freuen. Dann, am Nachmittag, ehe Matthew, Mark und die Nachbarskinder nach Hause kamen, konnte er etwas für das Abendessen aufsetzen. Kartoffelsuppe vielleicht.
    Das könnte er von nun an jeden Tag machen. Hausarbeit oder Kochen waren ihm zwar bisher nicht sonderlich verlockend erschienen - Matthew und Mark taten es immer als Frauensache ab -, aber es war besser als gar nichts. Und vielleicht, aber nur vielleicht konnte er, wenn es heute funktionierte, den Vater dazu überreden, dass er ihn in die Scheune schleichen und mit anpacken ließ.
    – 19 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Luke war so aufgeregt, dass er diesmal ohne weiteres Nachdenken in die Küche trat. Wen störte es, wenn der Fußboden knarrte? Es war niemand da, der es hören konnte. Er holte das Geschirr vom Tisch und stapelte es im Spülbecken, wo er jedes Einzelteil sorgfältig sauber scheuerte. Er wog Mehl, Schweineschmalz, Milch und Hefe ab und gab alles in eine Schüssel, als ihm einfiel, dass er vielleicht Radio hören konnte, ganz leise.
    Niemand würde es bemerken. Und wenn, dann würden sie annehmen, die Familie habe einfach vergessen es auszumachen, so wie sie vergessen hatten die Rouleaus hochzuziehen.
    Das Brot war im Ofen und Luke zupfte gerade Fusseln vom Wohnzimmerteppich, als er auf dem Kies der Einfahrt Reifen knirschen hörte. Es war zwei Uhr nachmittags, zu früh für den Schulbus, für Mutter oder Vater.
    Luke hastete zur Treppe und hoffte, dass, wer auch immer es sein mochte, wieder wegfuhr.
    Vergebens. Er hörte die Seitentür quietschend aufgehen und dann rief der Vater: »Was zum...«
    Er war früher zurückgekommen. Das war nicht weiter tragisch. Aber in seinem Versteck auf der Treppe hatte Luke plötzlich das Gefühl, als sei das Radio so laut wie ein ganzes Orchester und der Geruch des Brotes könne drei Provinzen überziehen.
    »Luke!«, brüllte der Vater.
    Er hörte die Hand des Vaters auf dem Türgriff. Die Tür ging auf.
    »Ich wollte doch nur helfen«, sagte Luke kleinlaut. »Es war ganz ungefährlich. Ihr habt die Rouleaus unten gelassen, also dachte ich, es wäre in Ordnung, und ich habe mich vergewissert, dass keine Nachbarn mehr da sind und...«
    Der Vater funkelte ihn an. »Es gibt keine Gewissheit«, erwiderte er barsch. »Bei Leuten wie denen - da wird ständig irgendwas angeliefert, die werden krank oder kommen früher von der Arbeit oder sie lassen tagsüber Hausmädchen kommen...«
    Luke hätte ihm widersprechen können, nein, die Hausmädchen kommen nie, ehe die Kinder aus der Schule zurück sind. Aber er wollte sich nicht noch mehr verraten, als es bereits der Fall war.
    »Die Rouleaus waren unten«, sagte er. »Ich hab kein einziges Licht angemacht. Auch wenn tausend Leute draußen wären, wüsste keiner, dass ich hier bin! Bitte - ich muss irgendwas tun. Schau mal, ich habe Brot gebacken und aufgeräumt und...«
    »Und wenn ein Regierungsinspektor oder sonst jemand vorbeigekommen wäre?«
    »Dann hätte ich mich versteckt. Wie immer.«
    Der Vater schüttelte den Kopf. »Und sie in einem leeren Haus frisch gebackenes Brot riechen lassen? Ich glaube, du verstehst nicht, um was es geht. Du darfst kein Risiko eingehen. Das geht nicht. Weil...«
    In diesem Moment klingelte die Uhr des Ofens, laut wie eine Sirene. Der Vater warf Luke einen wütenden Blick zu und stapfte zum Ofen hinüber. Er zog die beiden Brottöpfe heraus und knallte sie auf den Herd. Dann schaltete er das Radio aus.
    »Ich will

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