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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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mit einer weiteren dramatischen Kundgebung, wie Jen es versucht hatte, oder durch das Beschaffen von falschen Papieren wie Jens Vater. Aber vielleicht gab es einen unauffälligeren, langsameren Weg, den er gehen konnte. Er konnte vielleicht lernen, wie man mehr Nahrungsmittel anbaute, damit niemand mehr hungern musste, egal, wie viele Kinder die Leute hatten. Oder die Regierung verändern, damit es den Farmern gestattet wurde, wieder Schweine zu halten oder Hydrokulturen anzulegen, und damit auch einfache Leute, nicht nur die Barone, ein besseres Leben führen konnten. Oder Möglichkeiten zur Besiedelung des Weltraums erforschen, damit es auf der Erde nicht mehr so voll war und man keine wunderschönen Wälder mehr abholzen musste, nur um Häuser zu bauen. Er wusste nicht genau, wie er diese Dinge anstellen sollte oder was davon überhaupt das Richtige war. Aber er wollte etwas tun.
    Er dachte daran, was er bei ihrem letzten Zusammensein zu Jen gesagt hatte: Es sind Leute wie du, die die Geschichte verändern. Leute wie ich - wir fügen uns dem Lauf der Dinge. Er hatte es geglaubt, weil seine Familie immer so gelebt hatte. Aber vielleicht war das falsch. Vielleicht konnte er, gerade weil er kein Baron war, Fortschritte erzielen, wo Jen gescheitert war - weil er nicht ihre Einstellung teilte, dass die Welt ihm etwas schuldig war. Er war geduldiger, vorsichtiger und praktischer als sie.
    Doch in seinem Versteck würde er nie in der Lage sein, irgendetwas zu tun.
    Er biss sich auf die Unterlippe. Sein Hand zitterte, als er die Antwort niederschrieb.
    Ich möchte falsche Papiere. Bitte.
    – 74 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Kapitel 30
    Lee Grant machte es sich in dem Auto bequem, das ihn fortbringen würde von der Farm, wo man ihn aufgenommen hatte, nachdem er von zu Hause fortgelaufen war. Er hatte sich verirrt - und um nichts in der Welt hatte er hier landen wollen. Er betrachtete den staubigen Platz vor der Scheune, die hässlichen Furchen aus getrocknetem Schlamm, wo die Traktoren und Anhänger ihre Spuren hinterlassen hatten. Er starrte auf die baufällige Scheune, die abblätternde Farbe an dem verwitterten Haus, Bilder, die ihm völlig fremd sein sollten - aber das waren sie nicht. Er...
    Luke schluckte, noch gelang es ihm nicht ganz, in seiner neuen Identität zu denken. Es war zu früh, zu schwer, jetzt, wo seine Schultern noch die Wärme von Mutters letzter Umarmung empfanden. Er sah auf seine Hände hinab, die zusammengepresst in seinem Schoß lagen. Auf der schicken, brandneuen Hose schienen sie schon jetzt jemand anderem zu gehören. Keine geflickten Bluejeans und abgelegten Flanellhemden von Matthew mehr für ihn - im Kofferraum hatte er einen ganzen Koffer mit genau der Art von Edelgarderobe, über die er vor Monaten noch gelacht hatte. Seine Kleidung war ihm egal, aber er wünschte, sie hätten ihm wenigstens seinen Namen gelassen. Doch Jens Vater war schon stolz darauf gewesen, dass Luke zumindest die gleichen Initialen behielt.
    »Bei einer so eiligen Geschichte ist es ein Wunder, dass du nicht bei Alphonse Xerxes gelandet bist«, prahlte er in dem Brief, den er am Vorabend vorbeigebracht hatte - er hatte so getan, als wollte er Lukes Eltern bitten die Weide zurückzuschneiden, weil ihre Äste auf das Grundstück der Talbots ragten.
    Der echte Lee Grant war ein Baron. Er war am Tag zuvor bei einem Skiunfall ums Leben gekommen. Seine Eltern wollten mit Luke nichts zu tun haben - »zu schmerzhaft«, hatte Jens Vater gemeint -, aber sie hatten sich bereit erklärt den Namen und die Ausweiskarte ihres Sohnes zu spenden, so wie die Menschen früher Herzen und Nieren gespendet hatten. Irgendeine geheime Gruppe, die Schattenkinder unterstützte, hatte das Ganze arrangiert. Außerdem hatte sich die Gruppe bereit erklärt Lukes ganzjährigen Aufenthalt in einer Privatschule zu finanzieren. Offiziell war sein Wechsel mitten im Trimester eine Strafe für das Weglaufen. In den alten Büchern oben auf dem Dachboden hatte er von solchen Internatsschulen gelesen. Es schien eine merkwürdige Art von Leben zu sein, ohne Familie, aber gleichzeitig war er froh darüber, dass er nicht vortäuschen musste ein fremdes Elternpaar zu lieben.
    Nun sah Luke zur Veranda seiner Familie zurück, wo sich Mutter, Vater, Matthew und Mark versammelt hatten und winkten. Der Vater und Matthew sahen grimmig drein, während Mark nur ein ernstes Gesicht machte - was selten genug vorkam. Aber der Mutter liefen die Tränen

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