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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Magnus zu ihm herüber. »Wie viel von diesem Innenwelthokuspokus glaubst du eigentlich? Von Außenweltler zu Außenweltler gesprochen!«
    Entschlossen antwortete Baturix: »Von dem, was die Druiden sagen? Alles.« Er hatte bisher nichts erlebt, was ihn daran zweifeln ließ, und vieles, was ihn bestätigte.
    Magnus zuckte mit den Schultern und blickte wieder nach Süden. »Dein Wort in Gottes Ohr! Oder in der Götter Ohren, wenn dir das lieber ist. Es ist mir egal,
wer
von denen nun echt ist oder nicht, solange sich bloß
irgendwer
zuständig fühlt!«
    Baturix verabschiedete sich und kletterte die finstere Wendeltreppe zurück nach unten. Er hatte keine Lust, sich noch weiter mit dem Mann zu unterhalten. Gestern war er sich nicht sicher gewesen, was er von ihm zu halten hatte – gestern hatte er selbstbewusst und sicher geklungen, als ob ihn kein Wässerchen trüben konnte, doch heute wirkte er wie ein geschlagener Mann, der nur darauf wartete, dass das Schicksal sein Urteil über ihn fällte. Ob ihn der Kater so erscheinen ließ? Oder ob der Eindruck am Vortag getäuscht hatte, weil er betrunken gewesen war? Jedenfalls war er Baturix nicht sonderlich sympathisch – weder auf die eine noch auf die andere Art.
    Zum ersten Mal seit langem – wenn er ehrlich sein sollte, zum ersten Mal, seitdem er sein neues Leben in der Innenwelt begonnen hatte – fühlte er sich hilflos. Er war gerade dabei, seine Familie über das Land zu verstreuen, er würde bald an der Seite seines Fürsten in den Krieg ziehen. Doch statt seine Kinder hier zumindest in Sicherheit zu wissen, wie er nach dem Gespräch mit Cintorix erwartet hatte, schienen sie nun in einer nicht unbeträchtlichen Gefahr zu schweben. Natürlich würden die Schatten während des Krieges kaum Zeit haben, hier anzugreifen … doch was war mit den Wochen und Monaten davor? Was war, wenn die Nain die Kastelle überrannten? Alanna würde drei Söhne und ihren Ehemann verlieren! Er schuldete zwar Cintorix sein Leben viele Male und würde seinen Tod ohne Zögern akzeptieren, aber hier ging es auch um seine Familie.
    Als er zwei Stunden später mit sechzig seiner Männer – darunter beide Söhne – aufbrach und über den See hinweg nach Westen marschierte, war er sehr nachdenklich. In seiner Faust hielt er sein hölzernes Amulett, eine kleine Statue des Totengottes Dagda. Zu ihm hatte er gebetet, als er das erste Mal seinen Fuß in die Innenweltgesetzt hatte, hatte darum gefleht, dass der Gott sein altes Leben auslöschen mochte, um ihm ein neues zu gewähren. Andere Männer hätten in der gleichen Situation zu anderen Gottheiten gebetet und nicht zu dem finsteren Totengott, doch Baturix hatte nichts so sehnlich gewünscht, als sein altes Leben vollständig hinter sich zu lassen, und dafür war ihm der Totengott als passend erschienen. Wenn er auf die Jahre zurückblickte, so schienen ihm die Ereignisse recht zu geben. Nun betete er wieder – betete darum, sein Leben zu nehmen, wenn der Gott denn ein Opfer suchte, und das seiner Kinder zu verschonen. Er hoffte, dass ihn Dagda auch dieses Mal erhören würde.

VERONIKA
     
    Gnjilane, Kosovo
    Sonntag, 15. November 1998
    Die Außenwelt
     
     
    Veronika verriegelte sorgfältig die Tür hinter sich. Erst dann zog sie sich aus. Ihre Kleider legte sie zusammen mit dem Amulett und der Hundemarke auf den Stuhl, den sie extra zu diesem Zweck aus ihrem Zimmer mitgebracht hatte. Eigentlich befanden sich im Umkleideraum genügend Bänke und Ablageflächen, doch der ließ sich nicht absperren. Veronika hatte inzwischen gelernt, besonders auf ihre Sachen achtzugeben. Sie hatte in der Woche, die sie nun hier war, bereits einige
Streiche
erlebt.
    Der Hahn quietschte laut, als sie das warme Wasser aufdrehte. Der erste Schwall kam rostig braun, doch das kannte sie bereits. Nach ein paar Momenten wurde das Wasser sauber und heute sogar dampfend heiß. Veronika glitt unter die Dusche.
    Nachdem sie heute Morgen von der Nachtpatrouille zurückgekommen waren, hatte sie den Rest des Vormittags dazu benutzt, mit ihren Männern Gefechtsübungen abzuhalten, doch wie immer war sie auch heute eine von wenigen, die sich tatsächlich schmutzig gemacht hatten. Ihr Kampfsinn ließ bisher noch nicht einmal
erahnen
, dass er sich irgendwann auf die Soldaten ihres Zuges ausbreiten würde, was der eigentliche Sinn und Zweck dieser Übungen war. Im Moment bewirkten sie nur, dass sie sich damit
noch
unbeliebter machte.
    Sie spürte, wie das warme Wasser

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