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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ging zum Ausgang.
    »Wo gehst du hin?«, fragte Alanna, als sie sah, wie er sich in seinen Fellumhang hüllte.
    »Ich möchte in den Hain.« Vielleicht würden ihm die Götter weiterhelfen können. »Falls der Fürst mich suchen sollte …«
    »… sage ich ihm Bescheid.« Sie nickte.
    Baturix zog sich eine Mütze über den Kopf und schlüpfte nach draußen.
    Der Tag war seit Baturix’ Übungskampf eher noch kälter geworden. Es war nahezu windstill. Der Rauch aus den eingeschneiten Häusern stieg senkrecht in den grauen Himmel, wo der schwarze Umriss eines Habichts kreiste, auf der Suche nach Beute. Ein paar Hunde bellten, als sich Baturix nach Westen wandte. Er kam an der Herberge vorbei, eine kleinere Halle, in der üblicherweise die Pilger zum Kreuzwald untergebracht waren. Eine Laute spielte darin eine einsame Melodie. Schließlich ließ er das Dorf hinter sich und stieg über die vereisten Trittsteine, die über den Sjoa führten.
    Vor ihm zog sich eine einzelne Spur durch den tiefen Schnee in Richtung des Waldrandes, der im Westen zwischen zwei hohen Bergen zu sehen war. Offenbar war Baturix nicht der Einzige, den es an diesem Tag in den heiligen Hain zog. Der Marsch durch den tiefen Schnee war anstrengend, doch die Spuren machten es ein wenig einfacher.
    Der Habicht stieß ein paar kurze Schreie aus und drehte ab. Erst jetzt bemerkte Baturix, wie still es um ihn geworden war. Das Glucksen des Flusses war längst hinter ihm verstummt, und auch das Hundegebell hatte aufgehört. Heute jedoch wirkte die Stille nicht beruhigend. Nach dem Traum hatte sie etwas Bedrohliches an sich.
    Die Ruhe vor dem Sturm
, dachte Baturix bedrückt.
    Es hatte zu schneien begonnen, als er schließlich den Waldrand erreichte. Dies war der östliche Eingang des Kreuzwaldes, und wie jeder dieser Eingänge befand sich auch hier ein Heiligtum, um das die Helvetier ihren heiligen Hain gepflanzt hatten. Baturix befand sich im Bannwald, wohin die Seelenbäume der Toten verbannt wurden. Kahle Laubbäume mischten sich unter immergrüne Nadelbäume und ließen viel Licht und Schnee auf den Boden fallen.
    Ob man wohl Gaius’ Baum bald hierher vertreiben wird?
Bei demGedanken lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er beschleunigte seine Schritte und ließ schließlich den Bannwald hinter sich. Im heiligen Hain bemerkte er, dass es zu schneien begonnen hatte. Dicke Flocken fielen zwischen den geräumig gepflanzten Bäumen lautlos zu Boden.
    Die Bäume hier im Zentrum des Hains gehörten den Lebenden. Jeder Kelte besaß einen solchen Seelenbaum, der bei der Geburt, der Entwurzelung oder der Ankunft in der Innenwelt gepflanzt wurde. Die damit verknüpften Baumzeichen hatten für die Druiden große Bedeutung. Sie verliehen angeblich auch normalen Menschen bestimmte Wesens- und Charakterzüge, ähnlich den Sternzeichen der Außenwelt.
    Das Ziel seiner Wanderung war Gaius’ Seelenbaum, eine Buche, und befand sich hinter dem Dolmen im Mittelpunkt des Hains. Als er den Felsen gerade passieren wollte, fiel ihm auf, dass hier eine neue Spur auftauchte und zu der Spur stieß, der er bisher gefolgt war.
    Ein Druide?
wunderte er sich und beschloss, ihnen zu folgen. Sie führten quer durch den Hain, an Gaius’ Buche vorbei in den gegenüberliegenden Teil des Bannwalds.
    Plötzlich hallte ein wütender Schrei durch die Stille und ließ Baturix zusammenzucken. Auf einmal beschlich ihn Angst. Konnte es etwa ein Schatten sein, der da das Heiligtum benutzt hatte, um zwischen den Welten zu wechseln? Er fühlte sich plötzlich nackt ohne Rüstung und Waffe. Vorsichtig ging er weiter.
    Auf einer kleinen Lichtung fand er schließlich die zwei Männer, zu denen die Spuren gehörten. Der eine war vor einem kahlen Laubbaum zusammengesunken. Seine von einem Fellumhang bedeckten Schultern zitterten, das Gesicht hatte er in den Händen vergraben. Die Halbglatze war neben seinen Händen das Einzige, was Baturix von ihm sah, doch die Umstände ließen nur den Schluss zu, dass es sich um Julius handelte. Der andere war Cintorix. Er stand in respektvollem Abstand, das Gesicht blass und streng. Er trug den Umhang aus rotbraunem Hirschfell.
    Baturix fiel wieder ein, was ihm Alanna nach seiner Rückkehr von der Grenzwacht erzählt hatte: Aileen, Julius’ Frau, war gestorben. Sie war bei der Überquerung des Baches ausgeglitten und hatte sich das Genick gebrochen. Julius, der mit dem bretonischen Druiden fort gewesen war, hatte offenbar erst jetzt davon erfahren.
    Er wollte

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