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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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eines wie am Spieß schreienden Mannes herumwühlte … Szenen seines Kampfes gegen den Schatten huschten vorbei, bis Baturix schließlich bemerkte, dass es längst nicht mehr das Gefecht am Morgen der Schattenjagd war, sondern etwas viel Größeres. Armeen prallten aufeinander, die Erde bebte vom Donner der Hufe, und tausend Kehlen schrien einen grausamen Todesschrei. Der Kampf ebbte ab, und übrig blieben nur die Toten, Hunderte, wenn nicht gar Tausende von ihnen, mit zerschlagenen und zerschmetterten und zerstampften Körpern, die langsam in einem Meer aus Blut davonschwammen. Baturix glaubte die Kleidung eines vorbeitreibenden Kriegers zuerkennen, und versuchte, näher heranzukommen. Er watete durch hüfthohes Blut, bis er den Toten erreicht hatte und ihn auf den Rücken drehen konnte.
    Er starrte in das Gesicht seines Sohnes Gaius.
    Mit einem Schreckensschrei auf den Lippen wachte er auf.
    Alanna eilte zu ihm. »Du hast schlecht geträumt, mein Mann!«, rief sie. »Du hast schlecht geträumt!« Sie ließ sich neben ihm auf das Lager sinken und nahm ihn in die Arme. Hinter ihr fing der kleine Brutus an zu schreien. »Es ist vorbei, Baturix, vorbei!« flüsterte sie und wiegte ihn, wie sie den Kleinen wiegen würde, wenn er Angst vor etwas hatte. »Vorbei …«
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte Baturix mit rauer Stimme. Sein Schrei hatte seine Töchter gerade bei einer von Christianes Lektionen gestört. Alanna hatte wohl gerade den Kleinen an der Brust gehabt – ihr rechter Busen war noch unverhüllt.
    »Zwei Stunden. Die Mädchen haben sich über dein Schnarchen beschwert.« Sie löste die Umarmung und ging zu Brutus zurück und nahm ihn an die Brust. Sofort verstummte das Geschrei und wurde von einem saugenden, schmatzenden Geräusch verdrängt. Baturix spürte, wie sich sein Atem langsam beruhigte. Mit dem Handrücken wischte er sich eine schweißnasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann stand er auf.
    Ohne seine Jungen wirkte die Halle irgendwie leer. Igor hatte Baturix’ Helm in der Hand und war gerade dabei, ihn zu polieren. Die Mädchen saßen mit ihren Spindeln am Tisch mit Christiane und versuchten, etwas Mathematik und Hauswirtschaft zu lernen. Alanna war mit Brutus beschäftigt. Die drei anderen Leibeigenen fehlten, wahrscheinlich waren sie drüben im Stallteil des Hauses und kümmerten sich um die Tiere.
    »Wie waren deine Übungen?«, fragte Alanna, als er sich mit einem Seufzer ihr gegenüber auf die Bank fallen ließ.
    Baturix rümpfte die Nase. »Genauso wie gestern und vorgestern und die Tage davor. Cintorix muss nicht
eine
seiner Druidenkräfte anwenden, um mich zu entwaffnen. Ich
weiß
, dass diese Fingerstark genug sein können, um ein Schwert zu halten, aber bis dahin ist es ein weiter Weg! Ich werde
nie
so weit sein, bis –« Er verstummte. Er hatte sagen wollen,
bis der Feldzug beginnt
, doch dann war ihm eingefallen, dass der Fürst im Dorf noch immer nichts darüber hatte verlauten lassen.
    Alanna jedoch bemerkte nicht, dass er seinen Satz nicht vollendet hatte, oder ging zumindest nicht näher darauf ein. Sie war immer zufrieden mit dem, was Baturix ihr von sich aus sagte, drängte nie nach mehr. Ihm war das schon von Anfang an sehr gelegen gewesen – es hatte ihm einige unangenehme Fragen erspart.
    Sein Blick sank zu seiner verstümmelten Hand herab und begann die mühsame Arbeit, mit der Linken die Bänder zu lösen, die die Schiene festhielten. Die Verbände darunter waren verschwitzt und schmutzig. Vorsichtig wickelte er sie ab. Igor legte den Helm zur Seite und bereitete ein Kamillebad vor, so wie Salerix’ Heiler es empfohlen hatte. Das Wasser war heiß und brannte höllisch, als Baturix die Hand eintauchte, aber wenn er auf diese Weise eine Infektion verhindern konnte, war der Schmerz ein geringer Preis.
    Seine Gedanken kehrten zu seinem Traum zurück.
Gaius, tot auf dem Schlachtfeld
… War es eine Vision gewesen? Wenn ja, verstand er sie nicht. Wenn es nach Cintorix’ Plan lief, würde der Junge doch gar nicht mit nach Süden ziehen, er würde wie Tertius bei der Grenzwacht bleiben! Bedeutete der Traum etwa, dass die Kastelle angegriffen werden würden? Sollte er Cintorix warnen? Er könnte sich ohrfeigen: Hätte er nicht an der dreimal verfluchten Schattenjagd teilgenommen, wäre er jetzt noch im Süden und könnte ein Auge auf seinen Sohn haben!
    Als er mit dem Bad fertig war und Alanna den Verband erneuert und die Schiene festgebunden hatte, stand er auf und

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