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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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die beiden nicht stören und ging zurück zu Gaius’ Baum. Doch als er vor der Buche in die Knie ging, konnte er sich nicht mehr auf ein Gebet konzentrieren. Aileens grausiges Schicksal ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie hatte einen irischen Namen getragen – und Iren brachten Glück, so sagten die Leute.
Ihr
schien er jedoch kein Glück gebracht zu haben. Alanna war auch ein irischer Name … War das ein böses Vorzeichen auch für sie? Musste sich Baturix bald um seine gesamte Familie Sorgen machen?
    Er faltete die Hände. »Dagda, Herr der Toten, erhöre mein Flehen!«, murmelte er. »Ich lege mein Leben in deine Hand. Bitte verschone meine Kinder und meine Frau! Es gibt keine aufrichtigeren Menschen als sie. Wenn du ein Opfer verlangst, dann nimm mich. Du weißt von der Schuld, die ich auf mich geladen habe. Mein Leben währt nun länger, als ich es verdient habe, während bessere Menschen als ich böse Schicksale erleiden. Ich habe den Tod mehr verdient als sie!« Die verbliebenen Finger seiner rechten Hand begannen sich zu verkrampfen. Er presste die Zähne zusammen, um den Schmerz zu ignorieren, und fuhr fort: »Wenn es aber dein Wille, dein Entschluss sein sollte, mir meine Liebsten zu nehmen, Herr, so muss und will ich mich dem fügen.«
    Ob er dann jedoch noch die Stärke besaß, einen solchen Schicksalsschlag zu akzeptieren, wussten allein die Götter … Mühsam machte er sich daran, seine kalten Hände voneinander zu lösen.
    »Was tust du hier, Baturix?«, erschreckte ihn Cintorix’ Stimme von hinten. »Ist das nicht der Baum deines Zweitgeborenen?«
    »Ich habe schlecht geträumt, Herr«, sagte er offen. Warum sollte er ihm das verheimlichen?
    »Und das hatte dann wohl mit Gaius zu tun?«
    »Jawohl.« Baturix sah zu Boden. Als Cintorix nichts darauf erwiderte,fuhr er zögernd fort: »Ich habe ihn … unter den Gefallenen der Schlacht gefunden.«
    »Tragisch … Wie hat Alanna darauf reagiert? Eine Mutter nimmt sich solche …
Vorzeichen und Hinweise
«, die Worte betonte er etwas verächtlich, »immer viel zu sehr zu Herzen!« Cintorix sprach wie immer leise und ruhig. Wie so oft musste man ihn genau kennen, um zu wissen, dass der Fürst keineswegs an Alannas Reaktion interessiert war – er wollte wissen, ob Baturix ihr gegenüber den bevorstehenden Feldzug erwähnt hatte.
    »Ich habe ihr nichts davon erzählt«, beantwortete Baturix die Frage hinter der Frage. Cintorix nickte.
    Baturix’ Beine waren inzwischen vom Knien in der Kälte eingeschlafen. Mühsam versuchte er, sich zu erheben. Der Fürst bot ihm eine Hand und zog ihn hoch.
    »Danke«, meinte Baturix und wandte sich dann an Julius. »Euer Verlust tut mir leid, Herr.« Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. »Aileen war eine bemerkenswerte Frau.«
    Julius nickte, für den Moment um Worte verlegen. Für ein paar Augenblicke herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen den Männern. Der Schneefall wurde stärker.
    Schließlich sagte Cintorix: »Ich wollte Julius gerade von den Ereignissen im Westen berichten. Jetzt, wo du hier bist, kannst du ihm sicher die Geschichte aus erster Hand erzählen.«
    »Ich habe bereits davon gehört«, erwiderte Julius. »Die Iren haben über einen Druiden der Waldläufer davon erfahren, als wir gerade dort waren.« Er schüttelte den Kopf, sah betreten zu Boden. »Ronan hat noch gar nichts vom Schicksal seines Bruders gewusst. Es hat ihn übel mitgenommen. Ha!«, schnaubte er. »Vor einer Woche habe
ich
ihn noch getröstet … und komme nun nach Hause und muss feststellen, dass …« Er sprach nicht weiter, schluckte, starrte ins Leere.
    »Du kennst aber noch nicht die Details, oder?«, hakte Cintorix nach. Julius schüttelte den Kopf. Cintorix wies Baturix an, noch einmal von allen Einzelheiten zu berichten, die er an der Grenzeerlebt und erfahren hatte. Er erzählte von der Ankunft der Schotten, berichtete dann kurz von den Ergebnissen der Schattenjagd und beendete seine Erzählung mit den Informationen, die er von Murdoch MacRoberts erhalten hatte, nämlich dass noch mindestens eine, eher aber zwei weitere Waldläuferpatrouillen verloren waren. Insgesamt waren bei den Geschehnissen wohl ganze vier Druiden ums Leben gekommen.
    Nachdem er mit seinem Bericht fertig war, übernahm Cintorix das Wort. »Dieser Narr Orgetorix ist, als er Nachricht von Derriens Verfolgungsjagd erhalten hat, in seiner kompletten Stärke den Lustrafjord hinabgezogen und hat sämtliche Kastelle an der Westgrenze unbewacht

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