Schattenkrieg
zurückgelassen, Ordalum mit eingeschlossen.«
In Julius’ Gesicht flackerte Interesse auf. »Ordalum? Das gehört doch
uns
, oder irre ich mich?«
»Nein, du irrst nicht«, antwortete Cintorix finster. »Das hat Orgetorix trotzdem nicht davon abgehalten, die komplette Garnison mitzunehmen. Jedenfalls ist er auf einige versprengte Waldläufer gestoßen und hat den Platz des Hinterhalts gefunden. Er ist sogar noch weitergezogen und hat die Stelle entdeckt, an der dieser Rushai über den Fjord übergesetzt hat. Zu seinem Glück waren die Nain schon verschwunden. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn Rushai zusätzliche Männer an das Nordufer gebracht hätte, statt sich zurückzuziehen …«
»Rushai«, murmelte Julius nachdenklich, »müsste mir der Name etwas sagen?«
»Der Schattenfeind hat mir einmal von ihm erzählt. Es ist ein mächtiger Lord, dessen Kräfte wohl vor allem auf Pflanzen wirken. Er war schlau genug, um die Waldläufer in einen Hinterhalt zu locken und sie zu zerschlagen. Wäre er geblieben, hätte er wahrscheinlich Orgetorix mit all seinen Männern vernichten können.« Cintorix’ Miene wurde noch finsterer. »Oder er hätte ihn passieren lassen und am Nordrand des Jotunheimen auf unsere Siedlungen marschieren können. Wir hätten keinerlei Warnung gehabt!« Der Fürst war sichtlich zornig, was eine Seltenheit war … Für gewöhnlichdauerte es lange, bis Cintorix offen Gefühle zeigte. Baturix wollte nicht in der Haut dieses Orgetorix stecken!
»Nun, da du wieder da bist, werde ich nach Lomus reisen«, fuhr Cintorix entschlossen fort. »Rädorix muss einen anderen Druiden an die Grenze im Westen schicken. Dieser Orgetorix ist nicht mehr tragbar.« Die beiden Druiden begannen, zurück zum Dorf zu laufen. Baturix folgte ihnen.
»Erzähl mir davon, wie eure Reise gelaufen ist!«, forderte der Fürst Julius auf – nun wieder mit der sanften, leisen Stimme, die man sonst von ihm gewohnt war. Als Baturix zurückbleiben wollte, um die beiden ungestört zu lassen, machte der Fürst eine Geste, bei ihnen zu bleiben. Es war ein Vertrauensbeweis, der Baturix sehr stolz machte – trotz seiner verstümmelten Hand war Cintorix also weiterhin bereit, ihn als einen engen Gefolgsmann zu akzeptieren!
»Es hätte besser laufen können«, erwiderte Julius. »Wie wir erwartet haben, gab es keine Probleme mit den Galliern. Mit den Stimmen der Iren können wir ebenfalls rechnen. Die Waliser …« Er zögerte, strich sich nachdenklich über den Bart, dann fuhr er fort: »Naja, ich denke, ein paar ihrer Stimmen sollten wir bekommen.«
»Was ist mit den MacNevins und den kleinen Clans?«, fragte Cintorix leise. »Wenn ihr nicht zumindest ein paar Schotten überzeugt habt, werden wir verlieren.«
»Sie sind schon lange neidisch auf den Ruhm Bruce MacRoberts’. Aber wir waren als Erstes bei ihnen, und Ronan hatte da noch etwas dagegen, dass ich meine Kräfte für ›Lügen und Betrug‹ einsetze. Außerdem schrecken die Schotten davor zurück, einen Eibendruiden zu wählen.«
»Immer wieder läuft es auf dieses Baumzeichen hinaus«, murmelte der Fürst und schüttelte den Kopf. Eine Weile gingen sie schweigend den Pfad entlang. Erst als sie den Bach erreicht hatten, fragte Cintorix leise: »Und was heißt das?«
Geistesabwesend starrte Julius auf die vereisten Steintritte, anseinem kurzen Bart zupfend. Erst als Cintorix noch einmal, ganz leise, »Julius« gemurmelt hatte, zuckte sein Kopf herum, und er antwortete: »Ich weiß es nicht. Es wird knapp werden.« Damit überquerte er den Ort, an dem seine Frau gestorben war. Sie folgten ihm.
Am Haus des Fürsten angekommen, betraten sie seine Halle, wo dessen Frau ein Feuer brennen hatte. Während sich die beiden Druiden an den Tisch setzten, würzte Baturix sorgfältig zwei Schläuche Met. Einen davon hängte er über das Feuer, aus dem anderen füllte er einen Krug und reichte ihn Julius. Nachdem er das getan hatte, füllte er sich selbst einen Becher mit Wasser und hörte zu.
»Wie viel weiß eigentlich dieser Bretone von deinen Kräften?«, fragte Cintorix gerade. »Er hatte ja nun lange genug Zeit, dich zu beobachten.«
Julius zuckte mit den Schultern. »Ich denke, er kennt meine Kräfte nun ziemlich genau. Zumindest die, mit denen ich Leute beeinflusse.«
»Das sollte nicht sein.« Der Fürst rümpfte die Nase.
»Ich habe versucht, so viel wie nur irgendwie möglich davon abzulenken. Ich habe viel Rhetorik eingesetzt, um das wahre
Weitere Kostenlose Bücher