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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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er einknickte und längs in den Schnee fiel. Für ein paar Augenblicke blieb er mit pumpenden Lungen liegen, während er darauf wartete, dass die Schmerzen nachließen.
    Schließlich meinte Cintorix mit leiser, sanfter Stimme: »Du musst härter trainieren!« Dann hörte Baturix die knirschenden Schritte im Schnee, als sein Fürst davonging.
    »Jawohl, Herr«, murmelte er frustriert. Mühsam richtete er sich auf und blickte Cintorix hinterher. Die Worte des Druiden waren sanft gewesen, doch Baturix kannte ihn lange genug, um den darin verborgenen Stahl herauszuhören.
    Er konnte den Ärger des Fürsten gut verstehen.
Was habe ich mir nur dabei gedacht, bei dieser Schattenjagd mitzumachen?
dachte er mit einem Seufzer. Salerix hatten mehr als genug Männer zur Verfügung gestanden, warum hatte er sich anbiedern müssen, mit ihm zu reiten? Er war der Bannerträger seines Herrn, und nun mussten Cintorix und seine Gardisten ihm – erneut – beibringen, wie man mit einem Schwert umzugehen hatte. Mit aufeinandergepresstenKiefern und wütend auf sich selbst rappelte er sich auf, sammelte sein Schwert ein und ging nach Hause.
    Sobald er durch die Tür getreten war, umfing ihn die stickige Wärme seiner Halle. Früher hätte ihn der Geruch nach einer Mischung aus altem Schweiß und süßlicher Muttermilch angewidert – inzwischen jedoch bedeutete er …
zu Hause!
Er ignorierte das Hallo-Geschrei seiner Töchter, schnallte den Schild vom Arm und den Helm vom Kopf und ließ sich mitsamt seinem Kettenhemd müde und erschöpft auf sein Lager fallen. Dort starrte er an die Decke.
    Aleksandra, das jüngere seiner beiden Mädchen, kletterte sofort zu ihm und griff nach seiner Hand. Sie küsste die Narben sanft und fragte vorsichtig: »Ist es jetzt besser, Papa?« Das tat sie immer, jeden Tag, wenn er mit sich selbst unzufrieden und frustriert nach Hause kam.
    Baturix zwang sich ein Lächeln ab. »Gleich
viel
besser! Dein Vater braucht jetzt nur ein paar Minuten, um sich auszuruhen.«
    »In Ordnung.« Sie dachte jedoch gar nicht daran, wieder aufzustehen und weiter mit ihrer Schwester zu spielen, sondern schmiegte sich an ihn, ganz still und leise, um ihn nicht zu stören. Auch Julia kam hinzu, und fünf Minuten später schliefen beide Mädchen in seinem Arm. Nachdenklich strich er über ihr Haar. Er spürte, wie Anspannung und Frust langsam durch die Nähe seiner Töchter weggeschmolzen wurden. Er lächelte …
    Wenn er sein jetziges Leben mit dem verglich, das er in der Außenwelt geführt hatte, so fragte er sich oft, was einen Menschen so stark verändern konnte. Die Antwort darauf fiel ihm jedes Mal einfach:
Cintorix. Mein Fürst.
    Er
hatte ihn in die Innenwelt gebracht, hatte ihn gefördert, ihm eine Familie gegeben. Der Fürst war der Grund für alles, was er bis heute erreicht hatte. Und wenn Cintorix nun einen Groll auf ihn hegte, dann hatte der Mann allen Grund dazu.
Mein Leben gehört dem Fürsten!
Und nur der sollte darüber bestimmen, wann sich Baturix in solche Gefahren begab. Baturix würde das nie wieder vergessen.
    Trotz seiner Verletzungen war er ein Glückspilz. Er hatte die nächtliche Schattenjagd überlebt, wo sieben andere gestorben waren, und das, obwohl er selbst einem Schatten gegenübergestanden hatte. Was bedeuteten da schon zwei Finger? Zumal ihm diese Verletzung die Heimreise beschert hatte, zurück zu seiner Frau und seinen kleinen Kindern.
    Dem Fürsten war seine Ankunft nicht gerade willkommen gewesen, noch weniger die Nachricht, die er mit sich brachte. Cintorix war sofort abgereist, um die Gefangenen zu verhören, die sie bei der Schattenjagd gemacht hatten, um mehr über das Schicksal der Waldläufer zu erfahren. Was er erfahren hatte, war ziemlich entmutigend: Derrien war einem Schattenlord namens Rushai in die Hände gefallen. Und jener Lord war nicht dafür bekannt, Gefangene zu machen …
    Während Baturix auf dem Lager lag und grübelte, überkam ihn die Müdigkeit. Zuerst versuchte er dagegen anzukämpfen, schließlich jedoch driftete er hinüber in einen unruhigen Halbschlaf. Wirre Traumbilder lösten einander ab. Zuerst sah er, wie konnte es anders sein, die blonde Margit,
seine
Margit, nackt, den Zeigefinger auf die Lippen gelegt, wie sie es immer getan hatte, wenn er ihr ein Kompliment über ihr Aussehen hatte machen wollen. Doch sie wurde schnell abgelöst von anderen Bildern. Der Kampf im Wald, die Fomorer, die plötzlich aus den Bäumen gepurzelt waren, der Schäferhund, der im Bauch

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