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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Sinn, wenn Rushai
erwartet
hatte, dass Derrien seine Männer dort postieren würde. Die schwarze Eiche auf dem Dorfplatz war vermutlich nur mit dem einen Ziel dort aufgestellt worden, Derrien zu fangen.
    Aber warum hatten sie ihn nicht getötet? Er hatte Rushai nicht zugetraut, ihn am Leben zu lassen – rechnete der Schattenlord denn wirklich damit, dass er unter der Folter einbrechen und sein Volk verraten würde? Kannte er ihn so schlecht?
    Es half nichts, darüber nachzudenken. Derrien lebte. Er hatte sich geschworen, den Kampf gegen die Schatten erst dann aufzugeben, wenn sein Herz nicht mehr schlug. Vielleicht konnte es ihm gelingen, von hier zu entkommen? Er schloss die Augen, um den Zauber der Nachtsicht zu wirken. Er musste mehr über seine Umgebung erfahren.
    Große Eule, Herrin der Nacht! Luft unter –
    Plötzlich zog sich der Schlauch um seinen Hals zusammen und schnürte ihm abrupt die Luft ab. Schreck und Angst fegten seine Magie davon. Instinktiv versuchte er, mit den Händen nach seinem Hals zu greifen, doch die Fesseln hinderten ihn daran.
    Der Schlauch erschlaffte wieder.
»Er isssst wachchchch!«
, zischte etwas dicht neben seinem Ohr, während Derrien hektisch um Luft rang. Die Männer sprangen auf und griffen nach ihren Waffen.
    Erneut hörte er das Zischen an seinem Ohr:
»Geht und holt den Lord!«
    Eine der Wachen entzündete eine Fackel im Feuer und verschwand in der Dunkelheit.
    Derrien spürte in dem Schlauch um seinen Hals harte Muskeln arbeiten, dann eine gleitende Bewegung. Etwas berührte ihn an seinem Ohr.
»ICHCHCHCH bin dein Wächchchter, Schattenfeind«
, zischelte es,
»nichcht diesssse … Kreaturen!«
    Derrien erstarrte.
    Es war kein Schlauch, was da um seinen Hals gewickelt war, und auch keine Seil. Es war eine Schlange, eine dicke, schwere Würgeschlange. Er konnte ihren schuppigen Leib auf seiner Haut fühlen, ebenso wie ihr Züngeln an seinem Ohr. Die Tatsache, dass die Schlange mit ihm sprach, ließ nur einen Schluss zu: Es war ein Phantom, ein Phantom mit einer manifesten, körperlichen Gestalt. Rushai hatte anscheinend weder Kosten noch Mühen gescheut, ihn gefangenzuhalten. Er öffnete die Augen vollständig und drehte seinen Kopf in Richtung der Stimme. Er blickte in einen tellergroßen Schlangenkopf, schwarz und ölig, mit olivgrüner, gespaltener Zunge und großen, in allen Farben des Regenbogens irisierenden Augen.
    Die Augen eines manifestierten Geistes. Eines Phantoms.
    »Du ssssiehssst nun, wie ssssinnlossss Gedanken an eine Fluchcht sssind?«
    Derriens Schultern erschlafften, sein Blick sank zu Boden, als er die Wahrheit in den Worten des Phantoms erkannte. Aus eigener Kraft würde er sich nicht befreien können. Nicht gegen ein Phantom …
    Er wartete etwa fünf Minuten, fünf Minuten angefüllt mit Enttäuschung und Verzweiflung. Unfähig, etwas zu tun, musste er mit ansehen, wie sich schließlich eine Gruppe fackelbewehrter Männer vom Lager her in seine Richtung bewegte.
    Als sie heran waren, begann die Schlange plötzlich, ein knarzendes Geräusch von sich zu geben, ein Geräusch von altem, sprödemLeder, das man mühsam zu biegen versuchte. Die Wachen sahen erschrocken auf, und auch in Derrien rief es eine Furcht hervor, die er sich zuerst nicht erklären konnte. Erst als einer der Neuankömmlinge ein ähnliches Geräusch von sich gab, verstand er.
    Schattensprache.
    Es war die Sprache, die niemand verstand. Eine Sprache, alt und unbegreiflich. Eine Sprache von Angst und Gewalt, genau wie die Kreaturen, die sie sprachen …
    Das Wissen darüber machte es nicht einfacher, sie zu ertragen.
    »Was sagt sie?«, hörte Derrien plötzlich eine Stimme, die er unter einer Million anderen wiedererkennen würde. Es war Englisch, muttersprachliches Englisch, akzentfrei und sicher. Er sah den dazugehörigen Mann, nicht auffallend groß, die braunen Haare kurz geschnitten, der Körper athletisch, das Gesicht frisch rasiert und eigentlich unauffällig, wäre da nicht diese entstellende Narbe von der linken Wange über die Nasenwurzel durch das rechte Auge und bis zur rechten Schläfe. Rushai trug Kleider aus braunem Leder, darüber ein Umhang aus dunkelgrün gefärbtem Stoff, ein Kurzschwert an der rechten Hüfte, ein längeres an seiner linken. Derrien erkannte die Scheide und den Schwertknauf, es war
Waldsegen
, sein eigenes Druidenschwert! Seine Verzweiflung wich einer ohnmächtigen Wut.
    »Sie sagt, dass er bereits versucht hat, einen Zauber zu wirken.« Der Sprecher

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