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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Beidhändigkeit war ein enormer Vorteil, da der Gegner nie ganz sicher sein konnte, welche Hand nun die Klinge trug. Er begann, um sie herumzuschleichen, mit langen, geduckten Schritten. Sie folgte mit ihrem Körper seiner Kreisbahn.
    Die Leute wurden langsam ungeduldig. Sie begannen, ihren Anführer aufzustacheln. Ihr Gegner klatschte immer wieder in die Hände und spornte das Geschrei zusätzlich an. Veronika fragte sich, ob es ihr gelingen würde, einen solchen Moment für einen schnellen Stich auszunutzen. Sie hatte den Gedanken noch nicht abgeschlossen, als ihre Angst in eine plötzliche Spitze gipfelte. Im nächsten Moment schnellte der Mann herum und stach zu. Sein Stich ging ins Leere, Veronika hatte den kurzen Moment der Vorwarnung dazu genutzt zurückzuweichen.
    Der Albaner zog sich zurück, begann erneut, sie zu umschleichen. Veronika spürte Schweiß auf ihrer Stirn ausbrechen. Das Rufen und Schreien der Zuschauer hatte für einen kurzen Momentausgesetzt, brach aber jetzt erneut über sie herein. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, mit welcher Hand er diesen Ausfallstich geführt hatte. Die Rechte? Wachsam hielt sie sein Messer im Auge.
    Sie überstand zwei weitere solcher schnellen Angriffe. Beide Male konnte sie nur dank ihrer Vorahnung rechtzeitig ausweichen. Der Mann war schnell wie ein Wiesel, auch sein geduckter, schleichender Gang erinnerte sie an das Tier. Er blieb immer noch lässig, ihn schien nicht zu stören, dass sie nun drei seiner Attacken ausgewichen war. Warum auch – hatte sie doch nicht
einen
Versuch unternommen, selbst anzugreifen! Sie wusste, dass sie diesen Kampf nur verlieren konnte, wenn sie nicht angriff, doch die Angst, die sie befallen hatte, war so verdammt groß! Sie spürte ihre Verletzlichkeit, spürte die Gefahr, wagte nicht, aus der Deckung zu gehen. Panik zog am Rande ihres Bewusstseins auf und wartete darauf, Besitz von ihr zu ergreifen …
Das darf nicht passieren!
    Unvermittelt beendete er seine Kreisbahn und kam auf sie zu. Sie musste zurückweichen, um aus seiner Reichweite zu kommen, doch dafür war kaum Platz. Um ihn aufzuhalten, deutete sie einen Stich an und wich zur Seite aus. Der Mann reagierte kaum. Er musste geahnt haben, dass von diesem Angriff keine Gefahr gedroht hatte. Er setzte ihr nach.
    Veronika hatte das Bein, das er ihr stellte, nicht gesehen, doch ihr Kampfsinn spürte die Gefahr, sie sprang im allerletzten Moment darüber hinweg, bevor er sie mit einem schnellen linken Haken erwischen konnte. Hastig flüchtete sie auf die andere Seite des Kreises.
    Ihr Gegner blickte ihr sichtlich genervt hinterher, vermutlich hatte er damit gerechnet, sie schon mit den ersten Attacken zu besiegen. Er sagte etwas, was seine Männer mit schallendem Gelächter kommentierten. Dann kam er erneut auf sie zu. Sie knirschte mit den Zähnen, beschloss, aufs Ganze zu setzen. Sie musste angreifen!
    Er kam näher, sie machte einen Ausfallschritt und ließ die Messerhand nach vorne schnellen, doch der Stich war zu kurz. DerMann trat mit dem Fuß nach ihrem Standbein und brachte sie zum Stolpern. Ihr Gefahrensinn ließ sie den Schlag auf ihren Hinterkopf spüren, noch bevor er getroffen hatte, doch sie war zu langsam, um ihm auszuweichen. Ein brennender, wütender Schmerz schoss durch ihren Kopf, als sie zu Boden ging. Irgendwie gelang es ihr, das Messer festzuhalten und auf die Füße zu kommen. Ihr Gegner setzte ihr nicht nach. Stattdessen wartete er, bis sich Veronika mit der Linken davon überzeugt hatte, dass sie blutete. Er hatte mit seiner Rechten geschlagen, mit dem Griff seines Messers. Wenn er gewollt hätte, hätte er auch stechen können …
    Aber dann wäre die Show schon vorbei, und die Meute enttäuscht …
Die Zuschauer johlten, als sie das Blut sahen.
    Ihr Kopf war noch klar, trotz des Schmerzes, der jetzt dumpf in ihrem Hinterkopf pochte. Der Mann begann erneut, sie zu umkreisen. Veronika wusste, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte, wenn kein Wunder mehr geschah. Sie wartete nur noch auf den Todesstoß. Es war eine Exekution – oder wäre es, wenn da nicht noch das Fünkchen Hoffnung wäre, das sie auf den Beinen hielt.
    Wie wollte sie diesen Mann besiegen? Sie musste versuchen, ihn zu überraschen, das war ihre einzige Chance! War ein Tritt dazu geeignet?
    Sie wartete, bis der Albaner sie so weit umrundet hatte, dass er gegen die Sonne blicken musste, dann zuckte ihre Hand nach vorne zur Finte. Ihr Bein schnellte hoch, doch ihr Gegner war

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