Schattenkrieg
Explosion. Rauchige Flammen schossen in den Innenhof der Festung. Brennende Menschen taumelten schreiend davon. Die Nain brüllten triumphierend und setzten zum Sturmangriff an.
»ZURÜCK!«, brüllte Nerin. »IN DIE TÜRME!«
Derrien schoss einen letzten Pfeil in die Horde. »Zurück!«, rief er den Männern zu, die mit ihm den Mauerabschnitt gehalten hatten. »Runter vom Wall!«
Geduckt rannte er den Wehrgang entlang zum Eingang des Westturms. Die ersten Nain waren bereits im Hof und schossen nach ihnen. Armbrustbolzen schlugen um ihn herum in Mauern und Balken. Einer seiner Waldläufer wurde getroffen und schlug der Länge nach hin. Derrien ging kurz bei ihm in die Hocke, doch dem Mann war nicht mehr zu helfen. Er rannte weiter.
Die Tür zum Turm am Ende des Wehrgangs öffnete sich, und die ersten seiner Männer strömten hinein. Ein Armbrustbolzen prallte von seiner Schulterplatte. Er warf sich der Länge nach hin, um weiteren Schüssen zu entgehen. Hinter ihm brüllte jemand. Derrien sprang auf.
Ein heftiger Schmerz stach durch seinen Oberschenkel, als ihn ein Armbrustbolzen traf. Er ging erneut zu Boden, unkontrolliert und hart. Es gelang ihm nicht mehr, sich zu halten, und er stürzte vom Wehrgang.
Er kam wieder zu sich.
Waldsegen
, seine Druidenklinge, steckte direkt neben mit der Klinge im Stroh. Er musste sie bei seinemSturz losgelassen haben. Zehn Zentimeter weiter rechts, und sie hätte ihn aufgespießt und getötet.
Nicht dass das viel geändert hätte
, dachte er. Er griff nach dem Bolzen in seinem Bein, presste die Kiefer zusammen und riss ihn heraus. Der Schmerz brannte fürchterlich. Mühsam rappelte er sich auf.
Der Burghof war inzwischen mit Nain überlaufen. Vor dem Eingang zur großen Halle und bei den Ställen hatten sich Schildwälle gebildet. Auf der Rampe zum Nordtor hielten zwei Bretonen verzweifelt ihre Stellung gegen eine Flut feindlicher Krieger.
Niemand hatte Derrien bisher bemerkt. Er löste die Spange seines Umhangs, zog sich den Helm vom Kopf und schmierte sich Blut ins Gesicht. Vielleicht erkannten sie ihn nicht
sofort
als einen Gegner … Mit wild schlagendem Herzen stürmte er zu dem Schildwall an der Halle.
Das Gewimmel war fürchterlich. Undiszipliniert und chaotisch schoben die Nain nach vorne, wo sich ihre erste Reihe verbissen gegen die der Verteidiger drängte. Derrien hörte das tobende Gebrüll Fragans, den die rote Wut gepackt hatte, und Nerins Kommandostimme. Von überall her drangen Schmerzensschreie zu ihm. Es stank nach Brand und Angst.
Es gelang ihm, sich bis in die zweite Reihe nach vorne zu drängeln, ohne dass ihn jemand aufhielt.
Morrigan und Dagda
, flehte er,
steht mir bei!
Er schob den Schild nach links, drängte mit seinem Schwertarm nach rechts, um sich Platz zu verschaffen. Dann lehnte er sich zurück und nahm einen tiefen Atemzug.
Mit einem wilden Schrei sprang er gegen seinen Vordermann und schob ihn auf die Klinge eines Bretonen. Derrien fuhr herum,
Waldsegen
dabei im großen Bogen um sich wirbelnd. Er brüllte noch immer, während er auf die Fomorer einhackte, rechts, hinter sich, links. Seine Klinge schlug Funken von feindlichen Klingen und Schildkanten, zerschnitt Gliedmaßen und Gesichter. Nerin schrie noch immer seine Kommandos. Fragan stieß ein irres Lachen aus.
Dann rannten die Nain des gegnerischen Schildwalls plötzlich panisch davon, doch von hinten sah Derrien einen neuen Trupp, angestacheltvon einem mit einem schwarzen Schuppenpanzer gerüsteten Schatten. »Zurück!«, brüllte Nerin, als die Fomorer zum erneuten Sturm auf die Halle ansetzten. Hastig flüchteten sie in das Gebäude, wo die eisenbeschlagene Tür von einem wartenden Krieger zugeschlagen und mit schweren Riegeln und Balken verschlossen wurde. Das wütende Heulen des Mobs drang dumpf zu ihnen.
»Wo bist
du
denn hergekommen?«, fragte Fragan gehetzt, während Derrien japsend nach Luft schnappte. »Hätte nicht gedacht, dass da draußen jemand überlebt hat!«
»Wir können die Halle nicht halten«, erklärte Nerin, nicht auf Derriens Antwort wartend. »Wir müssen versuchen, in den Turm zu gelangen. Ich halte hier die Stellung, ihr beide versucht durchzubrechen! Los! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
Derrien folgte Fragan an blassen, angsterfüllten Gesichtern vorbei zur Wendeltreppe nach oben. Eine Falltür würde sie auf den Wehrgang bringen, von wo sie die Tür zum Glockenturm erreichen konnten. Die Halle war zwar direkt an den Turm gebaut, doch um ihn
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