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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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tastete er sich an dem Bus entlang nach vorne, sich dabei immer wieder nervös umsehend. Er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
    An der vorderen Achse angekommen, hielt er inne und lauschte. Zuerst hörte er nur das ständige, gleichmäßige Prasseln des Regens. Er wollte schon weitergehen, doch dann kam ein weiteres Geräusch hinzu, blechern und schabend. Als ob ein schwerer Gegenstand über ein abgerissenes Stück Busverkleidung gezogen würde. Ronan konnte es nicht einordnen. Doch es war nahe –
verdammt
nahe.
    Mit angehaltenem Atem spähte er um die Ecke.
    Die Front des Busses war völlig zertrümmert. Sämtliche Glasscheiben fehlten, das zerbeulte Dach war bis zum Boden des Mittelgangs heruntergedrückt. Der dunkle Umriss auf der Seite des Lenkrads konnte
alles
sein, war aber vermutlich der völlig zerquetschte Leichnam des Busfahrers.
    Die Finsternis dahinter war nicht zu durchdringen.
    Das Geräusch hatte aufgehört. Vorsichtig schlich sich Ronan weiter. Der Gestank ließ ihn erneut würgen. Scharfer Gallensaft flammte seine Speiseröhre empor und breitete sich bitter in seinem Mund aus.
    Plötzlich erneut das schabende Geräusch, lauter diesmal und näher! Ein runder, schwarzer Schatten tauchte vor ihm auf, einen Meter groß, mit grün leuchtenden, geschlitzten Augen, die ihn starr fixiert hielten. Ein plötzliches Zischen, und der Schemen schoss in die Höhe, zwei Meter, drei Meter, ein Monstrum, eine Schlange,
riesig
, bereit zum Zustoßen. Ronan zuckte zurück, als ihr Kopf nach vorne schnellte. Im letzten Moment schaffte es Ronan hinter den Bus.
    »Götter!«, stieß er aus, als er hastig auf die Beine kam. Die Schlange war bereits um die Ecke und stieß erneut zu. Ronan rammte
Steinbeißer
nach vorne, traf ihren Kopf, bevor sie zuschnappen konnte. Die Klinge schrammte über harte Schuppen, kaum genug, um sie zu verletzen. Immerhin wich sie zurück und richtete sich erneut auf, praktisch unsichtbar in dem plötzlich niederprasselnden Regenschauer. Erneut stieß das Monster zu, er wich zur Seite aus, rammte sie und trieb ihren Schädel gegen den Boden des Busses, hielt ihn für einen winzigen Moment zwischen Hüfte und Bus fixiert. Mit aller Kraft trieb er
Steinbeißer
in den schuppigen Leib.
    Wütend fauchend zog sich die Schlange zurück und riss Ronan, der den Dolch wild entschlossen umklammert hielt, mit sich. Er wirbelte durch die Luft, wurde hin und her geworfen von dem wild zischenden Monster, während er versuchte, mit seinem freien Arm einen Halt an dem zuckenden Schlangenleib zu finden. Seine Hand fand etwas Weiches, Warmes und krallte sich darin fest, ein Nasenloch vielleicht, egal. Er schrie auf, als sein Körper gegen den Bus geschlagen wurde, doch er ließ nicht locker. Dunkle Schemen huschten an seinen Augen vorbei, Bäume, Felsen. Äste barsten und rissen sein Gesicht auf, als sich die Schlange gegen einen Stamm warf. Sie hielt einen Moment inne, vielleicht darauf hoffend, ihn betäubt zu haben. Ronan nutzte die Atempause, um
Steinbeißer
aus der Wunde zu ziehen und erneut zuzustechen.
    Das Fauchen der Schlange war fürchterlich. Wieder bäumte sie sich auf, wieder riss sie ihn mit sich. Er brüllte wütend, als sie ihndurch die Luft wirbelte wie eine Spielzeugpuppe. Erneut wurde er mit einem Krachen gegen den Bus geworfen, doch die Magie gab ihm die Kraft, auszuhalten, wo jeder andere schon losgelassen hätte. Es gelang ihm, ein weiteres Mal zuzustechen. Er spürte kalten Schleim aus den Wunden quellen und schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, jetzt nicht loszulassen. Das Monster drehte und wand sich, schüttelte ihn ohne Rücksicht auf die Schmerzen, die ihr die magische Klinge zufügen musste. Ronan hielt fest. Sie stieg wieder hoch, drehte sich plötzlich um die eigene Achse und ließ sich auf ihn zu Boden fallen. Der Aufprall presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen und ließ Sterne vor seinen Augen tanzen. Als sie sich erneut aufbäumte, war Ronans Reaktion darauf nicht schnell genug.
Steinbeißer
verlor seinen Halt und glitt aus der Wunde. Im nächsten Moment war das Monster in der Dunkelheit verschwunden.
    Ronan kam auf die Beine, den Dolch in der Rechten, einen Felsbrocken in der Linken. Die Schlange stieß aus der Unsichtbarkeit des heftigen Regens heraus erneut zu. Ronan schlug ihr mit voller Kraft den Felsen gegen den Schädel.
    Das Monster hielt inne. Seine grünen Augen sahen an ihm vorbei ins Leere, der Kopf schwankte für einen Moment. Er verpasste ihm

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