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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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geschlossen, weil kein Mensch öligen Fisch kaufte, und als Keelin einmal bei etwas stärkerem Wind im Hafenviertel gewesen war, war sie schwarz nach Hause gekommen.
    Ihr war schmerzlich bewusst, dass sie mit voller Geschwindigkeit in eine Depression schlitterte, wenn es ihr nicht gelang, sich irgendwie aus dem Teufelskreis aus Erschöpfung, Stress und Erinnerungen zu befreien. Es wäre nicht das erste Mal. Keelin hatte bereits Bekanntschaft gemacht mit dem Schreckgespenst Depression. Sie hatte es zu fürchten gelernt.
    Mit letzter Kraftanstrengung gelang es ihr, die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Die Träume! Noch immer träumte sie von dem Tal, und jeder dieser Besuche war Balsam für ihre Seele.Dort konnte sie sich entspannen und erholen, selbst wenn sie es bisher nicht gewagt hatte, mit den Bewohnern des Dorfes in Kontakt zu treten. Gesehen hatte sie inzwischen schon viele: Kinder, die sich rauften und zankten, beim Schwimmen im See oder beim Spielen; Frauen bei der Feldarbeit, beim Kühemelken oder beim Wäschewaschen; und Männer beim Holzfällen oder Fischen. Schon oft hatte sie sich vorgenommen, mit ihnen zu sprechen, doch bisher hatte sie jedes Mal den Mut verloren. Sie fürchtete sich davor, dass sie dadurch etwas zerstören könnte, und das wollte sie auf gar keinen Fall. Sie liebte den ständig wiederkehrenden Traum vom Loch Affric.
    Doch seitdem suchten sie auch
andere
Träume heim, düstere Alpträume, die sie nachts mit heftig pochendem Herzen und nassgeschwitzter Wäsche aufweckten. In ihnen ging Keelin durch das nächtliche Inverness, alleine, zu einer Stunde, zu der sich kein vernünftiger Mensch auf die Straße wagte. Die Stadt wirkte noch düsterer, der Gestank des nahen Loch Ness noch übler. Und sie wurde verfolgt.
    Immer.
    Es begann jedes Mal mit einem merkwürdigen Kribbeln zwischen den Schulterblättern, eine ungute Ahnung, beobachtet zu werden. Sobald sie dann versuchte, sich zu verstecken oder schneller zu gehen, wurde das Gefühl der Bedrohung größer. Ihr war es inzwischen schon gelungen, einen Blick auf ihre Verfolger zu werfen, doch dieser Anblick hatte ihren Mut noch weiter sinken lassen: Es waren schemenhafte Gestalten in grauen Kapuzenumhängen, schnell, kaum wahrzunehmen in der Dunkelheit. Bisher hatte Keelin ihnen entkommen können, aber mit jeder Nacht ging die Jagd knapper aus. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein …
    Diese Träume erfüllten sie jedes Mal mit einer Art
Urangst,
die sie nicht begreifen konnte. Keelin kannte Angst sehr gut – mit der Angst, die mit ihren Erinnerungen kam, hatte sie umzugehen gelernt. Dem Terror aber, den diese neue Art von Alptraum in ihr auslöste, war sie nicht gewappnet.
    Schließlich hörten ihre Gedanken auf zu kreisen. Die Müdigkeit griff nach ihr und zog sie in einen tiefen Schlaf.
     
    Sie träumte wieder vom Loch Affric. Kein Stern war zu sehen, kein Mondlicht drang durch den dicken Nebel, um ihr die Richtung zu weisen. Sie begann, ziellos umherzuwandern. Früher oder später würde sich der Dunst lichten, wie jedes Mal.
    Und tatsächlich konnte Keelin bald die ersten Sterne über sich erkennen. Bald darauf fanden ihre Füße den Pfad, eingerahmt von Hecken, Feldern und dem kleinen Flusslauf. Es dauerte nicht lange, bis sie den See erreichte.
    Der Anblick, der sich ihr dieses Mal bot, war jedoch völlig anders.
    Das Wasser des Sees war pechschwarz. Um sein Ufer herum waren girlandenartige Lichterketten ausgelegt, die sich auf der Oberfläche spiegelten. Auch das Dorf war von einer solchen Lichterkette umschlossen. In seinem Zentrum brannte ein großer Scheiterhaufen. Hoch über dem Glen brannten Leuchtfeuer auf den Gipfeln der Berge. Grün leuchtende Nordlichter tanzten vor einem kalten, klaren Sternenhimmel.
    Leise Trommelschläge hallten über das Wasser. Es bestand kein Zweifel, dass diese Nacht etwas Besonderes war für die Dorfbewohner. Ob sie sich wohl nackt ausgezogen hatten und nun um die Feuer tanzten? Neugierig, auch ein wenig beunruhigt, ging Keelin weiter.
    Als sie näher kam, erkannte sie, dass es sich bei den Lichtern um ausgehöhlte und mit Kerzen versehene Kürbisse handelte. Sie musste beinahe lachen über die Ironie. Gerade eben noch hatte sie einen solchen Kürbis neben ihrem Fernseher stehen sehen, und nun baute sie ihr Unterbewusstsein mit ein in ihren Traum.
Angewandte Psychologie,
dachte sie. Die Erkenntnis nahm dem Erlebnis jedoch nichts von seiner Intensität.
    Das Dorf selbst schien

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