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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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großen Schattenstädte waren zugleich Heimat der Renegaten, die sehr allergisch auf die Anwesenheit von Druiden reagierten, und zusätzlich gab es die Ratten …
    »Derrien?«
    Er drängte seine Gedanken beiseite. »Ja, Keelin?«
    »Du hast uns gesagt, dass wir noch etwas bekommen, damit wir nicht erkannt werden.«
    »Das ist richtig.« Derrien nickte und zog die beiden goldenen Ringe aus seiner Hosentasche hervor. Er reichte sie ihnen.
    Brynndrech nahm einen davon und begutachtete ihn. Keelin zögerte. »Was genau bewirkt er?«
    »Er bewirkt, dass ein Hellseher in euch keine Druiden erkennt. Er tarnt auch die Anwendung von Druidenkräften, solange sie sich nur auf euch selbst beschränken.«
    Keelin nickte und nahm den zweiten an sich.
    »Diese Runen«, meinte Brynndrech nachdenklich, »die sind germanisch, oder?«
    Derrien warf dem Waliser einen warnenden Blick zu. »Beachte die Runen einfach nicht weiter!«
    »Natürlich, Herr!« Brynndrech wich seinem Blick aus. »Entschuldigt!«
    Recht hatte er trotzdem. Es
waren
germanische Runen. Und nach dem gleichen Gesetz, nach dem alle Germanen entwurzelt werden mussten, mussten alle germanischen Artefakte bekanntgegeben werden. Dies war ein weiterer Grund, warum ihn Ronans Sorgen nicht belasteten: Vermutlich
waren
Artefakte wie Draupnir oder Fridtjofs Schwert bereits gefunden, nur wollte niemand zugeben, sie zu besitzen.
    »Und was ist mit dir und Alistair?«, fragte Keelin weiter. »Ihr tragt auch solche Ringe?«
    »Wir brauchen sie nicht. Wir besitzen Druidenkräfte, die das Gleiche können. Die meisten Talismane sind nach dem Vorbild von Druidenkräften geformt.«
    In Keelins Augen flackerte eine Erkenntnis auf. »Gibt es eine Kraft, mit der man Sprachen verstehen und sprechen kann?«
    Derrien zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt für eine
Lehrstunde
. »Ja«, erwiderte er barsch. »Und damit ist Schluss mit den Fragen.« Er griff nach der letzten verbliebenen Makarov, rammte ein Magazin in ihren Griff und zog den Schlitten zurück, um sie durchzuladen. Nachdem er sie in seinem Schulterhalfter verstaut hatte, nickte er den anderen zu. »Los jetzt!«
     
    Es dauerte etwa eine halbe Stunde, um von Leiffs Wohnung zum nächsten Unterweltseingang zu gelangen. Sie nahmen den Bus, der um diese Uhrzeit seine letzte Runde drehte, um die Arbeiterkolonnen in die Nachtschicht zu bringen. Derrien spürte ihre misstrauischen Blicke auf sich ruhen. Die Menschen erkanntenden Stil seiner Kleidung, den harten Blick seiner Bodyguards, die scheinbar von Drogen verursachte Labilität Keelins, alles Zeichen, die auf eine mehr oder weniger direkte Verbindung zur Unterwelt schließen ließen. Und Unterwelt übersetzte sich für diejenigen, die nicht dazugehörten, mit
Schwierigkeiten
.
    Ursprünglich war die Unterwelt Bergens nicht mehr gewesen als die Verschmelzung mehrerer großer Hardcore-Nachtclubs, die in den leerstehenden Höhlen einer geplanten, aber nie fertiggestellten U-Bahn eingerichtet worden waren. Das verschachtelte, unübersichtliche Netz aus Stollen, Kellern und oberirdischen Einrichtungen war jedoch sehr schnell als idealer Umschlagplatz für Drogen und illegale Prostitution erkannt worden. Gangs, bis dahin vor allem in den Straßen aktiv, waren ein Stockwerk tiefer gezogen – und mit ihnen die Schatten.
    Leise knisterte das Walkie-Talkie. Leiff, der neben ihm saß, fischte es aus der Innentasche seines Jacketts und lauschte, gab dann kurz eine Bestätigung durch. Das Funkgerät verschwand wieder. »Alles in Ordnung«, murmelte er. »Die anderen sind auf Position.«
    Derrien nickte. Die
anderen
waren Skjøld, Alistair und Brynndrech, die schon vor gut einer Stunde aufgebrochen waren. Sie hatten den Treffpunkt erreicht und würden ihn nun so unauffällig wie möglich überwachen. Falls es tatsächlich eine Falle war, würden sie die Vorbereitungen dafür hoffentlich rechtzeitig entdecken, um sie zu warnen.
    An der Haltestelle Kjemiefabrikken stiegen Derrien und seine Leute aus. Der Regen draußen prasselte immer noch in Strömen und brachte die Gullys zum Überlaufen. Die Luft stank intensiv nach Fäkalien. In der Ferne war das laute Dröhnen großer Motorräder zu hören.
    Straßengangs
.
    Derrien beschleunigte seine Schritte. Es war inzwischen kurz nach zehn, eine Zeit, ab der die Gangs die Stadt für sich beanspruchten. Menschen, die sie aufgriffen und die nicht unter ihrem speziellen Schutz standen, konnte das in große

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