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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Schwierigkeitenbringen. Die Tatsache, dass viele Gangs von Schatten beherrscht wurden, machte die Sache nicht besser.
    Ihr Ziel, die Diskothek
Ultraviolent
, lag zwei Straßen weiter. Vor dem Eingang der ehemaligen Fabrikhalle hatte sich eine große Menschentraube gebildet. Derrien ließ seinen Blick kurz über die Menge schweifen. Sie bestand überwiegend aus Jugendlichen, die meisten von ihnen schwarzgekleidet. Viele von ihnen froren im kalten Regen, vor allem die Mädchen, die noch weniger Kleidung am Leib trugen als die Jungen. Weiße Schminke verlief im Regen und gab die Sicht auf blasse Gesichter preis.
    Obwohl Derrien keinen der beiden Türsteher kannte, wurden er und seine Leute nach vorne gewinkt. Es war kein Problem, an den anderen vorbeizukommen. Niemand murrte. Alle wussten, dass eine Beschwerde nur Ärger einbringen würde. Am Eingang angelangt, meinte einer der Türsteher leise: »In den Keller?«
    Derrien nickte und schob dem Mann einen kleinen Schein zu, als Dank für den schnellen Einlass und als Bestandteil seiner Rolle als reicher Geschäftsmann.
    »Du kennst den Weg?«, fragte der Türsteher.
    Derrien nickte noch einmal und ging an dem Mann vorbei.
    Der Hauptraum des
Ultraviolent
war in Dunkelheit getaucht. Die wenigen brennenden Scheinwerfer reichten gerade aus, um nicht gegen die Wände zu laufen. Schwarzlichtlampen ließen weiße BHs unter dünnem Stoff hervorleuchten und die dazugehörigen Mädchen noch billiger erscheinen. Aus den Lautsprechern ertönte eine langsame Metal-Ballade, eine Männerstimme mit einer getragenen E-Gitarrenmelodie. Derrien war froh darüber; ihm gefiel die Musik zwar nicht, aber es war immer noch besser als das, was sie tiefer in der Unterwelt spielten.
    Ingmar setzte sich nun an die Spitze, Leiff folgte Derrien dichtauf, Keelin etwas dahinter. Sie kamen recht zügig voran, die Leute machten ihnen Platz. Niemand wollte sich mit einem Mann anlegen, der sich Leibwächter leisten konnte.
    Kurz vor dem Treppenhaus zur Unterwelt wurden sie
doch
nochaufgehalten. Ein Mädchen trat überraschend in die von Leiff erzeugte Menschengasse und legte ihren Arm um Derrien.
    »Hey, Süßer«, brüllte sie ihm ins Ohr, »willst du tanzen?« Sie trug ganz im Kontrast zur üblichen Kleiderordnung ein grellrotes Spaghetti-Top, das deutlich erkennen ließ, dass sie keinen BH darunter hatte. Ein kurzer Blick in ihre Augen verriet ihm, was er ohnehin schon vermutete: Sie hatte riesige Pupillen und stand vermutlich unter Crack oder Koks. Er wollte sie schon achtlos zur Seite schieben, als ihm Leiff auf die Schulter klopfte. Er sah sich um und sah, wie sich sein Spion auf die Armbanduhr tippte – das stärkste Warnsignal, das sie abgesprochen hatten!
    Derrien versuchte, locker zu bleiben, obwohl sein Puls in die Höhe schoss und ihm unter der Maske der Schweiß ausbrach. Es war unmöglich zu erahnen, woher genau Leiff die Gefahr witterte, aber es musste wohl etwas mit dem Mädchen zu tun haben! Er schob den Arm, den sie an seine Hüfte gelegt hatte (und der gefährlich nahe an Seogs Druidendolch herangekommen war, den er quer am Gürtel in seinem Rücken trug), zur Seite. »Ich bin viel zu alt für dich, Mädchen«, meinte er, nicht unfreundlich. »Ich habe einen Termin.« Er nahm den Arm hoch und tippte sich deutlich auf die Uhr. Falls Ingmar und Keelin Leiffs Warnung nicht bemerkt hatten –
das
konnten sie nicht übersehen!
    »Alt!« Das Mädchen lachte rau. »Mit mir wirst du dich wieder wie neugeboren fühlen!« Sie versuchte erneut, ihn in den Arm zu nehmen.
    »Das glaube ich kaum …« Derrien spürte, wie sie die Aufmerksamkeit der sie umgebenden Menschen auf sich gelenkt hatten. Er war sich beinahe sicher, dass unter den Zuschauern auch solche waren, die zu dem Mädchen gehörten. Die Lunte des Pulverfasses brannte – und ihm fiel kein Weg ein, um sie noch rechtzeitig zu kappen!
    »Hey, Kleine«, murmelte Ingmar und legte seine Hand auf ihre Schulter. »Wir haben’s eilig. Wäre doch schade, wenn ich grob werden müsste …«
    Die Veränderung, die durch das Mädchen ging, war nur minimal. Derrien bemerkte sie trotzdem, vor allem weil er mit so etwas gerechnet hatte. Ihr halb geöffneter, gerade eben noch lasziv geöffneter Mund schloss sich. Ihr Mund lächelte noch, doch davon war in ihrer oberen Gesichtshälfte plötzlich nichts mehr zu sehen. Ihre Augen wurden noch enger. Mit einem Bein machte sie einen kleinen Seitwärtsschritt, der sie in einen stabilen Stand brachte. »Grob

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