Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
seinen Fehler hatte büßen müssen – hätte Baturix es geschafft, den Jungen schneller zu töten, wären Magnus und Scipio den drei verbliebenen Fomorern nicht in Unterzahl gegenübergestanden …
    Magnus’ Flüche lagen ihm noch allzu deutlich in den Ohren. »Du Scheißkerl mit deinem verdammten Glück!«, hatte er ihn angeschrien. »Das nächste Mal, wenn ich deinen Mist ausbaden muss, ziehe ich dir das Fell über die Ohren!« Das waren seine ersten Worte nach dem Gefecht gewesen. Seine letzten, bevor er mit seinem Pferd im Nebel verschwunden war, waren kaum netter gewesen.
    Baturix lächelte. Immerhin: Falls es der Mann zum Heer zurück schaffte, war nun
Magnus
der Glückspilz. Er war verwundet und würde, wenn es in den nächsten Tagen zur großen Schlacht kam, hinter den Linien in sicherer Obhut der Heiler bleiben dürfen.
    Er spürte, dass ihn die beiden Pferde beobachteten, während er wieder zum Zelt ging. Er sah sie kaum, wie sie dicht aneinandergedrängt am Boden lagen, ein einziger großer schwarzer Fleck in der Dunkelheit. Nur anhand der vier Ohren, die sich synchron mit seiner Bewegung drehten, konnte er sie erahnen.
Waldläuferpferde
, dachte er.
Trainiert darauf, auf Befehl im Liegen zu schlafen, selbst wenn sie Fremde in der Nähe wittern.
Ein niedriges Zelt, zwei am Boden liegende Pferde … in einer dunklen Nacht musste man schon direkt darüber stolpern, um ein solches Lager zu finden. Sie waren praktisch unsichtbar.
    Er schlug gerade den Zelteingang auf, als ihm das Licht auffiel. Es war vorher noch nicht dagewesen, ein orangeroter Schimmer, vor dem der Hügelkamm im Westen eine deutliche, nachtschwarze Kontur warf. Das Licht war unregelmäßig. Baturix hielt es für Feuer.
    Schnell kletterte er ins Zelt und zog Scipio am Bein.
    Der Waldläufer grunzte zuerst, murmelte dann verschlafen: »Lass mich in Ruhe!«
    »Scipio! Wach auf!«
    »Warum denn? Es ist noch mitten in der Nacht!»
    »Das musst du dir ansehen!«
    Mit einem mürrischen Brummeln kroch der alte Waldläufer zum Zeltausgang. Eine Minute lang starrte er schweigend in den Himmel. Dann erklang plötzlich, in weiter Ferne, ein Schrei.
    »Hast du das auch gehört?«, fragte Scipio.
    »Ja. War das ein Mensch?«
    »Keine Ahnung.«
    Ein weiterer Schrei ertönte, noch leiser als der erste. Dann noch einer.
    Ihre Blicke trafen sich. »Das sind Menschen!«, zischte der Helvetier und verfiel in Aktivität. »Los, mach dich fertig! Pass auf, dass nichts klappert!«
    Baturix tat, wie ihm geheißen. Schnell zog er sich die Hosen über seine wollene Unterwäsche, dann das zweite Paar Socken und die Stiefel. »Rüstung?«, fragte er.
    »Klar!«
    Eilig schlüpfte er in das wollene Unterzeug und streifte sich das Kettenhemd über, zuletzt zog er die Riemen der Arm- und Beinschienen fest. Die Schreie aus der Ferne wurden eher mehr als weniger.
Was zum Teufel …
    »Bist du soweit?«, fragte Scipio, gerade als Baturix die Spange seines Umhangs schloss.
    »Ja«, erwiderte er und richtete sich auf. Er zog das hölzerne Dagda-Amulett aus dem Hemd hervor, gab ihm einen Kuss und ließ es wieder unter seiner Kleidung verschwinden.
    Scipio stapfte los, seine beiden Stöcke dazu benutzend, sich schneller voranzutreiben. Baturix folgte ihm eilig. Der Bergkamm zwischen ihnen und dem Feuerschein war etwa hundertfünfzig Meter hoch und vollständig mit Wald bewachsen. Es war ein Weg, den ein Wanderer gut in einer halben Stunde bewältigen konnte. Bei Tag auf guten Pfaden, nicht in finsterer Nacht und unbekanntem Terrain …
    Der Aufstieg war brutal. Die ersten hundert Höhenmeter folgten sie einem Wildwechsel, der sie durch den unterholzreichen Mischwald führte. Scipio schritt unglaublich schnell voran, weder von der Dunkelheit beeindruckt noch von dem Gestrüpp, durch das er sich einen Weg bahnte. Baturix stellte schnell fest, dass der alte Mann neben der unglaublichen Ausdauer im Aufstieg, die Baturix bereits kennengelernt hatte, auch absolute Trittsicherheit besaß. Ihm auf den Fersen zu bleiben und gleichzeitig nicht abzustürzen, forderte seine komplette Aufmerksamkeit; auf Pflanzen, die ihm ins Gesicht schlugen oder seine Hände zerkratzten, konnte er sich ebenso wenig konzentrieren wie auf fremde Geräusche.Im Gegenteil: Sie selbst produzierten so viel Krach, dass eine Elefantenherde im afrikanischen Busch vermutlich noch leiser war.
    »Was ist mit Spähern?«, rief Baturix gedämpft nach vorne.
    »Ich verlasse mich auf meinen Riecher!«, kam es von Scipio

Weitere Kostenlose Bücher