Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
Vom Netzwerk:
die Schultern sogar die Stadtmauern überragten. Mit drei tückisch funkelnden Augen spähte es herein. Die großen Wunden, die es sich nur ein paar Tage vorher zugezogen hatte, waren bereits wieder verheilt.
    Yllandris hörte, wie ihre Schwestern kehrtmachten und wegliefen, doch sie stand wie angewurzelt da und war viel zu entsetzt, um irgendetwas zu tun, außer benommen zuzusehen.
    Krazka wandte sich an den riesigen Dämon. Anscheinend schien er auf irgendetwas zu lauschen, dann nickte er und deutete auf das Untier. »Er sagt, er sei der Herold«, verkündete Krazka.
    »Dieses … spricht dieses Wesen etwa mit dir?«, fragte Shranree entsetzt.
    »Er spricht nicht. Er formt die Worte direkt in deinem Kopf«, erwiderte Krazka. »Und er dient einem anderen, dessen Namen er nicht einmal zu denken wagt. Ja, ihr habt ganz recht gehört. Jedenfalls führt der Herold diejenigen von seiner Art an, die es hierher geschafft haben. Die meisten sind nicht so klug wie er, aber das spielt keine große Rolle, weil man zum Töten nicht sehr klug sein muss. Weitere Dämonen können nur in unsere Welt fliehen, indem man von hier aus Seelen in die ihre schickt. Genau das tun sie auch.«
    »Und du … du hast dich mit dieser Kreatur verbündet?« Shranrees Stimme klang jetzt sogar neugierig.
    »Es hat sich mit mir in Verbindung gesetzt und mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte. Du weißt ja nicht, wie viele Männer ich ermorden musste, um der Häuptling der größten Gemarkung in den Hohen Klippen zu werden. Ich dachte: Warum damit aufhören? Im Tiefland gibt es noch hundertmal so viel Land wie hier oben. Da unten kann man eine ganze Welt erobern.«
    »Was hast du mit uns vor?«, fragte Shranree leise.
    »Ich habe eure Arbeit in Frostwehr gesehen. Ich muss sagen, ich war beeindruckt. Erschafft mir einen neuen Zirkel. Einen, der groß genug ist, um die Hexen aller Gemarkungen aufzunehmen. Wer sich weigert, mir die Gefolgstreue zu schwören …« Krazka hob das Schwert und betrachtete die Schneide, von der noch Thurvas Blut tropfte.
    Shranree und Yllandris starrten die tödliche Klinge an. Dann strich die Anführerin des Zirkels von Herzstein ihre Gewänder glatt und verneigte sich vor dem Häuptling. »Ich bin dein.«
    »Ausgezeichnet.« Mit seinem gesunden Auge warf Krazka Yllandris einen lüsternen Blick zu. »Und du?«
    Und ich? Ich … ich wollte Königin sein. Ich wollte Magnar heiraten, Kinder bekommen und Shranree beweisen, dass ich kein dummes Mädchen bin. Du bist ein Schlächter. Ein Ungeheuer. Du bist schlimmer als der Schamane.
    Krazka kniff das Auge zusammen und bewegte das Schwert um eine Winzigkeit.
    Sie schluckte. »Ich … ich werde dir dienen.«
    »Gut«, grunzte der Häuptling und neue Herrscher. »Dann beginne, indem du ein paar Findelkinder zusammentreibst. Sie sind im Grunde nutzlos, werden aber jetzt ihren Zweck erfüllen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Yllandris, obwohl sie es tief in ihrem Inneren bereits wusste.
    »Es ist eine Weile her, seit der Herold das letzte Mal gefressen hat.«

Die längste Nacht

    Eremul sank müde auf seinem Stuhl in sich zusammen und wäre beinahe zwischen den Zinnen hindurch nach vorne in den Tod gestürzt. Der Gestank von Rauch stieg ihm in die Nase. In dem leichten Wind, der eine Weile nach Mitternacht aufgekommen war, trieben Ascheflocken. Staubwolken verdeckten den Himmel, sodass man nicht genau bestimmen konnte, wann die Morgendämmerung begann.
    Er unterdrückte ein Gähnen und konzentrierte sich auf den weiten Küstenstreifen vor ihm. Die letzte Salve hatte vor mehr als einer Stunde eingeschlagen. Er überkreuzte die Finger und murmelte ein kurzes Gebet an den Schöpfer, denn er hoffte inbrünstig, dass die Angriffe für diese Nacht damit vorbei waren. Er war körperlich und geistig völlig ausgelaugt, nachdem er das bisschen Magie, über das er verfügte, ganz und gar ausgeschöpft hatte.
    Die erste Salve der Ballisten hatte sie direkt nach Sonnenuntergang getroffen. Die mächtigen Eisenbolzen waren aus der Dunkelheit herbeigeflogen und mit einer Wucht, die das ganze Torhaus hatte erbeben lassen, unter ihm in die Mauer eingeschlagen. Der ohrenbetäubende Lärm der ersten Treffer hatte ihn so erschreckt, dass er sich fast vollgepisst hätte. Allerdings hatte die Mauer dem Beschuss standgehalten. Da hatte er gedacht, das Schlimmste sei überstanden, doch dann hatten die Bliden das Feuer eröffnet.
    Er blickte hinab, wo die Schutthaufen böse in der

Weitere Kostenlose Bücher