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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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es Eurer Aufmerksamkeit entgangen ist, ich bin nur einer …« Der Magier hielt einen Moment inne. »Soll heißen, ich bin eigentlich nur ein Halber, aber es gilt, zwei Tore zu verteidigen. Was ist, wenn sie von Norden her angreifen?«
    »Das werden sie nicht tun«, erwiderte Barandas. Er hatte dies bereits mit den vier Hauptmännern erörtert. Der Rotbauchfluss kam von den Höllenfeuerbergen herunter und verlief von Norden her durch die Stadt. Dort konnte man nur nach Dorminia eindringen, wenn man über die Mauern kletterte oder auf dem Fluss fuhr. Die Sumnier besaßen jedoch keine Boote, und einige unbeschädigte Kriegsschiffe der dorminianischen Flotte bewachten die Stelle, wo der Fluss durch die Stadtmauer strömte. Die Schiffsgeschütze waren bereit, jeden Feind zu vernichten, der so dumm war, an dieser Stelle durchbrechen zu wollen.
    »Lord Salazar wird die Ostmauer verstärken«, fügte Barandas hinzu. »Der Obelisk ist ein guter Aussichtspunkt, um einen Angriff auf diese Seite der Stadt zu überwachen. Unser Herr mag geschwächt sein, doch er besitzt immer noch gewaltige Kräfte.«
    »Ja, das ist mir bewusst.«
    Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Barandas hörte, wie die Rote Wache versuchte, unten auf den Straßen für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Die Ausrufer drehten bereits ihre Runden und unterrichteten die Bürger, dass feindliche Kräfte gegen die Stadt marschierten. Wer nicht mitkämpfte, sollte lieber im Haus bleiben.
    Er blickte auf den Magier hinab. »Meine Frau ist in guter Hoffnung«, sagte er. Er hatte keine Ahnung, warum er das sagte und warum er dies ausgerechnet diesem eigenartigen Burschen anvertraute.
    Der Halbmagier erwiderte seinen Blick und zuckte mit keiner Wimper. Dann lachte er. Es war ein grässliches Geräusch. Wie ein Sterbender, der verzweifelt um Atem rang. Endlich beruhigte er sich wieder und wischte sich die Tränen aus den Augen und den Rotz vom Kinn. »Zunächst Erster Augmentor, dann Marschall. Und obendrein auch noch Vater? Soll ich Euch jetzt die Hand schütteln? Euch mannhaft umarmen? Ich würde Euch gern ein Geschenk anbieten, wie es der Brauch ist, aber ich bin sicher, es gibt keines, das Euch gerecht würde, da Ihr doch schon so gesegnet seid.«
    »Ich will nichts von Euch. Es war dumm, Mitgefühl von jemandem zu erwarten, der so hasserfüllt …«
    Der Halbmagier hob eine Hand und hieß ihn schweigen. Dann starrte er blinzelnd in die Ferne und hob die andere Hand, um die Augen gegen die untergehende Sonne abzuschirmen. »Spart Euch den Ärger, Erster Augmentor. Ihr könnt ihn gleich auf jemand anders richten. Die Sumnier sind eingetroffen.«

Sommerzeit

    Die Trommeln weckten sie.
    Yllandris hatte von einem lange vergangenen Morgen geträumt. Damals, als kleines Mädchen, das noch nicht zur Frau gereift war, hatte der Beginn des Sommers einen Höhepunkt des Jahres dargestellt. Ihre Mutter hatte mit einem breiten Lächeln am Herd gestanden, ihr Vater war in der Nähe gewesen. Die Verheißung der neuen Jahreszeit hatte anscheinend sogar seine düstere Stimmung etwas aufgehellt. Er hatte liebevoll gegrunzt und ihr eine Schale mit dem aufgewärmten Eintopf vom Vortag und einen harten Kanten Brot gegeben.
    Sie richtete sich auf und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Hatte sie das Geräusch nur geträumt?
    Nein, da war es wieder. Bumm, bumm, bumm.
    Sie warf die Decke zurück, sprang von ihrem Lager auf und zog sich rasch an: eine dunkle Hirschlederhose, den purpurnen Schal, ein Paar Stiefel. Das Trommeln wurde lauter. Rasch wusch sie sich und verzichtete darauf, etwas Farbe aufzulegen. Dann eilte sie nach draußen.
    Ist der König endlich zurückgekehrt? Drei ganze Tage waren vergangen, in denen man in Herzstein kein Wort von Magnar und seinem großen Gefolge gehört hatte. Man hatte weitere Reiter ausgesandt, um die Lage zu erkunden. Da auch der Schamane abwesend war, breitete sich allmählich Panik in dem Ort aus.
    Die Sonne war bereits aufgegangen, und der Himmel war klar. Der Schnee war geschmolzen, darunter kamen nasses Gras und Schlamm zum Vorschein. Als sie sich zu den Einwohnern gesellte, die zum Nordtor strömten, hörte sie es tröpfeln. Der letzte Schnee schmolz auf den Dächern der Hütten und Langhäuser, die an der Hauptstraße standen. Bald würde auch der Dragursee auftauen, falls es nicht sogar schon geschehen war, und dann würden die Boote hinausfahren und Forellen und Barsche heranschaffen, und was die Fischer sonst noch fangen konnten. Alles sah

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