Schattenkrieger: Roman (German Edition)
flüsterte sie. »Vergiss nicht, was wir besprochen haben. Ich würde unseren Zirkel gern erweitern. Dieser Gegner dort hätte beträchtlich geringeren Schaden angerichtet, wenn mir mehr Hexen zur Verfügung gestanden hätten.«
»Ja, Schwester«, erwiderte Yllandris, immer noch leicht abwesend. Die Schultern sind eine Spur zu schmal, dachte sie. Vielleicht spielte aber auch nur das Licht ihren Augen einen Streich.
Der König ritt im leichten Galopp durch das Tor und zog dann an den Zügeln, um sein Pferd anzuhalten. Die Sechs folgten seinem Beispiel. Die Trommler blieben direkt vor dem Stadttor stehen, doch die Schläge pochten unablässig weiter.
Als der König abstieg und zum Schlitten ging, war Yllandris von tiefer Furcht erfüllt. Er bewegte sich zu angespannt, die Schritte waren ein wenig zu kurz. Ihr Blick wanderte an seinen Beinen hinauf und traf sein Hinterteil. Ein Blick, und das viel zu knochige Gesäß bestätigte ihren Verdacht.
»Halt! Dieser Mann ist nicht der König …«
Sie brachte nichts weiter heraus, denn derjenige, der unter Magnars Helm steckte, zog nun das Schwert und stieß es durch die Plane. Mit einem unschönen reißenden Geräusch schnitt er die ganze Seite auf, um mit der anderen Hand nacheinander die beiden Ränder der Abdeckung zu packen und aufzuzerren.
Wer nahe genug am Schlitten stand, um es zu beobachten, keuchte und schrie vor Entsetzen. Sechs enthauptete Leichen lagen auf der Fläche, schwarzes Blut strömte aus ihren Wunden. Der Gestank war entsetzlich.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Shranree energisch und schritt auf den falschen König zu. Der Schwindler griff zum Helm, zu Magnars Helm, und riss ihn sich vom Kopf.
»Was das zu bedeuten hat?«, höhnte Krazka, der Häuptling der Seemark. Aus dem toten Auge quoll unter dem hellen Sonnenlicht schmutziger weißer Schleim. »Ich übernehme diese Stadt und setze mich mit sofortiger Wirkung als neuen König ein.«
»Was hast du mit König Magnar getan?«, donnerte Shranree.
Der Schlächter von Beregund grinste. »Das wirst du bald sehen. Er lebt noch. In gewisser Weise jedenfalls. Jetzt werde ich meinen Männern da drüben zuwinken, und sie werden hereinkommen. Wenn ihr Ärger macht, töte ich euch auf der Stelle.«
»Das wirst du nicht tun«, entgegnete Shranree. Sie hob die Hände, murmelte ein paar Worte und starrte erschrocken ihre Handflächen an.
Krazka tippte an die Klinge seines grausamen einschneidigen Schwerts. »Hast du schon einmal etwas vom Abyssium gehört? Mir war dies bis vor Kurzem ebenfalls unbekannt. Jetzt habe ich allerdings oben im Teufelsgrat ein paar neue Freunde.«
Shranree fuhr herum und winkte verzweifelt Yllandris und die anderen Hexen zu sich. Thurva zielte sofort mit einer Hand auf Krazka. An ihrem vorgestreckten Zeigefinger knisterte ein kleiner Blitz, der harmlos verpuffte.
Krazka seufzte übertrieben. Dann schlenderte er zu ihr, packte die schielende Hexe an den Haaren und schlitzte ihr die Kehle auf. Das Blut sprudelte hervor, doch er schnitt weiter und hörte erst auf, als der Hals vollständig durchtrennt war und er den Kopf in einer Hand halten konnte. Er warf die hässliche Trophäe auf den Boden, wo sie ein Stückchen wegrollte und liegen blieb. Die Augen starrten überrascht in verschiedene Richtungen.
Yllandris sah wie vor den Kopf geschlagen zu. Die Menge geriet in Panik, die Einwohner flohen. Einige mutigere Männer griffen nach den Waffen. Krazka winkte den falschen Sechs, die sofort die Schwerter zogen, und zeigte auf die Reiter, die sich gerade dem Tor näherten.
»Ich habe dreihundert Krieger aus der Seemark mitgebracht«, rief der einäugige Mörder. »Falls einer von euch Graubärten oder Krüppeln Ärger macht, schneide ich ihm die Kehle durch. Dann suche ich seine Frau und Kinder und schlitze sie ebenfalls auf.«
»Das wird der Schamane nie zulassen«, keuchte Shranree mit bebender Stimme.
Krazka grinste. »Um den Schamanen werde ich mich schon noch kümmern. Es gibt ältere und bösere Wesen als ihn.« Er blickte zum Himmel hinauf. »Ich würde meinen, jeden Augenblick müsste eines von ihnen eintreffen.«
Während Krazka gesprochen hatte, war das Trommeln lauter geworden. Jetzt schwoll es zu einem wahren Donnergrollen an. Bumm, bumm, bumm. Ein Wind kam auf, und wie ein böser Komet schoss das Ungeheuer mit den schwarzen Schuppen aus den Wolken herab, um außerhalb der Stadt zu landen. Es entfaltete sich wie eine monströse schwarze Blüte, bis der Kopf und
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