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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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hinterlassen, der eine Art behelfsmäßige Treppe bildete. Zwischen den Trümmern des fünften Stocks fand Cole keinerlei Spuren von Salazar oder einem anderen Menschen. Also steckte er Magierfluch wieder ein und kletterte zum Gästequartier im obersten Stockwerk hinauf. Steine und Trümmer rutschten unter ihm weg. Die Luft war hier kühler, er spürte einen leichten Wind auf der Wange.
    Grunzend zog Cole sich an der Kante der zerstörten Decke nach oben, bis er das sechste Stockwerk erreichte. Direkt vor ihm war das Dach des Obelisken geborsten, durch das Loch konnte er ein Stück des blauen Himmels sehen. Rauch und Staub waberten noch in der Luft und versperrten ihm den Blick. Anscheinend wehte der Wind von Osten her, also klappte er die Kapuze hoch, um Gesicht und Mund abzuschirmen, und begab sich auf die Suche. Links und rechts sah er zerstörte Gästezimmer, deren Einrichtung ringsum verstreut war. Er musste über die Trümmer von vier Himmelbetten, kostbaren Kommoden und prächtigen Schränken klettern, die ihren Inhalt verloren hatten. Mit seinen Stiefeln trampelte er Seidenkleider und goldverzierte Jacken tiefer in den Schutt hinein. Der Wind frischte auf, die Sicht klärte sich …
    Langsam tauchte der Tyrann von Dorminia vor ihm auf.
    Der Magierfürst stand mit dem Rücken zu Cole gewandt und blickte auf seine Stadt hinaus. Das rote Gewand und sein Mantel flatterten im Wind.
    Lautlos wie ein Geist schob Cole sich näher heran. Nun waren es nur noch fünfzehn Schritte, dann zehn. Fünf. Er griff unter seinen Mantel und legte die Hand auf das Heft von Magierfluch. Das war es. Ein Stoß, und es wäre vorbei.
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Cole verharrte mitten in der Bewegung. Salazar drehte sich nicht einmal um. Die Stimme des Magierfürsten klang ruhig und gemessen. Coles Gedanken rasten. Sollte er sich einfach auf den Dreckskerl stürzen und ihm den Dolch in den Leib rammen, ehe Salazar etwas unternehmen konnte?
    »Die Weiße Lady hat dich geschickt, nicht wahr? Ein Messer in den Rücken, das entspricht seit jeher ihrer Vorgehensweise.«
    Nun drehte der Magierfürst sich um.
    Cole starrte ihn an, ohne die Kapuze zurückzuschlagen. Der mächtigste Mann des Nordens wirkte aus der Nähe eher schmächtig. Klein und sehr alt. Die Haut war eingefallen und voller Runzeln, und er stützte sich auf einen Stock, weil er den ausgemergelten Körper aus eigener Kraft nicht mehr aufrecht halten konnte.
    Ticktack, ticktack.
    Das Ding an seinem Gürtel, Garretts Taschenuhr, erinnerte ihn, wie dumm es wäre, den Magier nach seinem hinfälligen Äußeren zu beurteilen. Er war ein Despot, ein Gottesmörder. Ein Magierfürst.
    »Ich bin nicht wegen der Weißen Lady hier«, erwiderte Cole entschlossen. »Ich bin wegen des Volks von Dorminia hier. Und wegen der Dinge, die du mir angetan hast.«
    Salazar zog eine Augenbraue hoch. »Was habe ich denn getan, um dich so zu erzürnen, junger Mann?«
    Cole warf die Kapuze zurück. »Du hast meinen Vater getötet.«
    Der Magierfürst schwieg dazu und starrte Cole nur an. Die Augen lagen so tief in den Höhlen, dass man meinen konnte, er habe seit Monaten nicht geschlafen. »Illarius«, sagte er schließlich. Die alte Stimme verriet keinerlei Gefühl.
    »Illarius Cole«, bestätigte der junge Splitter. »Ein Held. Ein Held, den du ermordet hast, weil er es wagte, sich gegen dich aufzulehnen.«
    Der Tyrann von Dorminia legte neugierig den Kopf schief. »Hat man dir das erzählt?«, fragte er leise.
    Cole wurde wütend. »Das ist die Wahrheit! Versuch nicht, mich zu beeinflussen. Deine Magie wirkt nicht, denn das Vermächtnis meines Vaters beschützt mich.«
    Zum ersten Mal zeigte Salazars Gesicht eine Gefühlsregung. »Dann hast du Magierfluch.«
    Triumphierend riss Cole den glühenden Dolch aus der Scheide und hielt ihn hoch. »Ja. Die Waffe eines Helden. Sie wird dein Tod sein.«
    Diese Ankündigung löste keineswegs die Angst aus, mit der er gerechnet hatte. Vielmehr schloss der Magierfürst einen Moment lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, wirkte er sehr müde, unendlich müde. »Dir ist bewusst, dass Magierfluch seine Kraft nur in deiner Hand entfaltet. Hast du dich jemals gefragt, warum dies so ist?«
    Cole zuckte mit den Achseln. »Spielt das denn eine Rolle?«
    »Die Waffe, die du führst, ist an das Blut deines Vaters gebunden, das du nun in dir trägst. Es ist eine Magiebindung.«
    »Nein, das ist nicht wahr!« Cole war völlig außer sich. Die Magiebindung verlieh

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