Schattenkrieger: Roman (German Edition)
sofort bei ihm und schlug mit Magierfluch zu. Der Augmentor bewegte sich im letzten Moment, und die Klinge traf die Schulter statt der Brust. Cole zog Magierfluch heraus und wollte sein Werk vollenden, doch in diesem Moment nahm der Augmentor das Knie hoch und traf Coles Unterleib.
Er krümmte sich vor Schmerzen, taumelte zurück und drehte sich gerade rechtzeitig wieder nach vorn, um einen Kopfstoß auf den Mund zu bekommen. Er stürzte gegen eine Bank und spuckte einen Zahn aus. Die blutige Spucke spritzte in alle Richtungen, und der Raum drehte sich um ihn.
Höhnisch grinsend baute sich der Augmentor vor ihm auf. Sein Gesicht war mit Eiterpickeln übersät. »Magst du schmutzige Tricks? Da bist du nicht der Einzige. Ich werde es genießen und mir Zeit lassen.«
Der Krummsäbel näherte sich seinem Gesicht. Mit zunehmendem Entsetzen sah Cole die Klinge herabfahren. Inzwischen konnte er auch erkennen, dass die Klinge sehr schnell, kaum wahrnehmbar, vibrierte. Er versuchte, sich mit einem Tritt zu befreien, doch der Augmentor hatte seine Beine eingeklemmt. Nun konnte er nur noch Magierfluch heben, um sich abzuschirmen – eine verzweifelte Geste.
Sein Peiniger lachte. »Glaubst du, das wird dich schützen? Dieser Krummsäbel kann alles durchtrennen, Junge. Auch deinen verzauberten Zahnstocher.« Grinsend führte der Augmentor die Waffe weiter hinab, bis sie Magierfluch berührte.
Da gab es eine Explosion, grellweißes Licht blendete ihn, und ein Lärm entstand, der an den Todesschrei eines Pferds erinnerte. Dann färbte sich Coles ganzes Gesichtsfeld rot, und schließlich blitzten alle Regenbogenfarben auf. Irgendwie konnte er noch erkennen, dass der Krummsäbel seines Gegners über den Boden rutschte und sich dabei schnell um sich selbst drehte. Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er wieder klar sehen konnte.
Direkt vor sich hörte er ein gurgelndes Keuchen. Der Augmentor lag dort mit dem Gesicht auf dem Boden. Der rechte Arm und das rechte Bein jedoch lagen zwei Schritte entfernt wie unappetitliche Reste, die jemand einem Hund vorgeworfen hatte. Aus den Stümpfen an der Schulter und über dem Knie spritzte bei jedem Herzschlag das Blut und verteilte sich in glitschigen Lachen auf dem Marmorboden.
In der Nähe lag auch der zerstörte Krummsäbel des Augmentors. Die Waffe glühte nicht mehr, und die gekrümmte Klinge war völlig verbogen. Erschrocken untersuchte Cole seinen Dolch. Anscheinend war Magierfluch unbeschädigt, und der magische Glanz war stärker denn je.
Doch da war noch etwas anderes, ein weiteres Geräusch außer dem Keuchen des sterbenden Mannes. Cole schloss die Augen und lauschte angestrengt.
Ticktack, ticktack.
Von bösen Vorahnungen erfüllt, beugte Cole sich über den verstümmelten Augmentor und nahm den Beutel an sich, den der Mann am Gürtel trug. Er griff hinein und zog Garretts Taschenuhr heraus.
Die Zeit schien stillzustehen.
»Woher hast du das?« Er packte das Gesicht des Augmentors und drehte dessen Kopf zu sich herum. »Woher? Sag es mir!«
»Warum?«, keuchte der Sterbende.
»Es gehört jemandem, der mir lieb und teuer ist.«
Außer einem hässlichen Kichern bekam er keine Antwort. Cole drehte den gestürzten Augmentor auf den Rücken, ohne auf das Blut zu achten, das auf seine Hosen spritzte. »Sag mir, woher du das hast!«, verlangte er noch einmal.
Blicklos starrte der Augmentor die Decke an, der Mund war im Tod zu einem grässlichen Grinsen erstarrt. Der Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr.
Nun geriet Cole in Panik. Aus dem Militärlager heraus hatte er mehrere Nachrichten geschickt, jedoch keine Antworten bekommen. Am liebsten wäre er sofort aus dem Obelisken geflohen und durch die Stadt zu Garretts Haus gerannt, hätte den Tempel am Haken durchsucht und jeden anderen Platz erkundet, an dem sich sein Ziehvater vielleicht aufhalten mochte.
Stattdessen aber hielt er die Taschenuhr fest und versuchte, sich zu beruhigen, während der Sekundenzeiger langsam über das Ziffernblatt wanderte. Was seinem Lehrer auch zugestoßen war, Garrett hätte gewollt, dass sein Schüler diese Prüfung bestand.
Schließlich holte er tief Luft und stieg die Treppe zu Salazars persönlichen Gemächern hinauf.
Wie sich herausstellte, waren die beiden obersten Stockwerke des Turms gewaltsam in ein einziges umgewandelt worden. Der magische Angriff auf den Turm hatte die Decke des fünften Stocks einstürzen lassen und einen Schutthaufen
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