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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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tief in seiner Schuld.«
    Brodar Kayne fummelte am Heft seines Großschwerts herum. »Über Schuld weiß ich so einiges«, sagte er. Sein Atem ging schneller, weil er wusste, was nun kommen würde. »Ich denke, zwischen uns beiden gibt es ebenfalls eine Schuld, die beglichen werden muss.«
    Er hob das Großschwert und drehte es ein wenig, damit die Klinge das Licht der roten Sonne hinter ihm ins Gesicht des Schamanen lenkte. Es war eine Kleinigkeit, die am Ausgang des Kampfes nicht viel ändern würde, aber er wollte jeden Vorteil nutzen, der sich ihm bot.
    Er hatte sich schon geduckt und abgerollt, ehe der Magierfürst sprang. Einen Augenblick später landete der Schamane genau dort, wo er gerade noch gestanden hatte, und hämmerte mit beiden Fäusten so fest auf den Boden, dass der Dreck und die Rasenstücke in alle Richtungen flogen. Er kam wieder hoch und schüttelte die Erde von den Händen. »Ich habe dir alles gegeben«, brummte der Magier.
    »Du hast in dieser Hinsicht eine seltsame Vorstellung«, erwiderte Kayne und trat einen Schritt auf den Schamanen zu. »Ich war dein Werkzeug, so sieht es aus. Und dann bist du meiner überdrüssig geworden.«
    »Ein Werkzeug, das nicht länger nützlich ist, muss man wegwerfen oder neu schmieden.«
    »Du hast mein Leben zerstört.«
    Der Schamane kniff die Augen zusammen, weil sich hinter Kayne jemand näherte.
    Es war der Wolf. Der Krieger sah schlimmer aus denn je, sein Gesicht war voller Blut, und der Atem ging schwer. Trotzdem humpelte er herbei, blieb neben Kayne stehen und betrachtete den Schamanen genau wie einen ganz gewöhnlichen Menschen ohne jede Furcht. »Brauchst du Hilfe bei diesem Arschloch?«, fragte er und hob die Äxte.
    In diesem Augenblick hätte Kayne Jerek umarmen oder ihm wenigstens männlich auf die Schulter klopfen können. Er beschränkte sich auf ein Nicken. »Ich denke schon«, sagte er. Mit dem Wolf an seiner Seite hatten sich seine Aussichten von »so gut wie unmöglich« zu »höchst unwahrscheinlich« verbessert.
    Der Schamane knirschte mit den Zähnen. »Folgt dir dieser Hund immer noch überallhin? Meinetwegen, dann töte ich euch alle beide.«
    Kayne nickte Jerek noch einmal zu. Sein Freund grunzte und wich nach links aus, während er selbst den Magierfürsten von der rechten Seite anging.
    Der Schamane funkelte die beiden Gegner nacheinander an, und seine ungeheuren Muskeln spannten sich mit stählerner Härte.
    »Hol mich doch«, flüsterte Kayne. Er hatte sich damit abgefunden, dass er sterben würde, und wollte nicht fortlaufen. Es sollte jetzt zu Ende gehen.
    Auf einmal legte der Schamane den Kopf schief, und die zottige Mähne fiel ihm über die Schultern, die so breit waren wie der Amboss eines Schmieds. Anscheinend lauschte er auf etwas, das nur er hören konnte. Die beiden Hochländer umkreisten ihn geduckt und mit erhobenen Waffen, weil sie damit rechneten, er werde gleich irgendeine schreckliche Magie auf sie loslassen. Doch der riesige Magierfürst stieß einen Wutschrei aus, der die ganze Erde zu erschüttern schien. »Ich muss in die Hohen Klippen zurückkehren«, brüllte er. »Herzstein schwebt in größter Gefahr.«
    »Du gehst nirgendwo hin«, antwortete Kayne.
    Der Schamane ballte die Fäuste, der nackte Brustkorb hob und senkte sich schwer. »Ist dir das Schicksal deines Sohnes gleichgültig?«
    »Magnar ließ seine Mutter verbrennen.«
    Der Magierfürst starrte ihn mit stumm mahlenden Kiefern an. »Auf dem Scheiterhaufen ist nicht Mhaira verbrannt«, sagte er schließlich.
    Es hätte Brodar Kayne nicht schlimmer treffen können, wenn der Schamane ihn mitten ins Gesicht geschlagen hätte. »Was sagst du da?«
    »Magnar hat für das Leben seiner Mutter einen Handel geschlossen. Sie wurde in den hintersten Winkel meines Gebiets verbannt und bekam den Befehl, nie mehr zurückzukehren. Ihre Cousine nahm ihren Platz auf dem Scheiterhaufen ein.«
    »Ich sah sie sterben!«
    Jetzt zitterten sogar seine Hände.
    »Magie«, grunzte der Schamane nur. »Es war meine Absicht, dir eine strenge Lektion zu erteilen, mehr nicht.«
    »Du lügst.« Doch während er die Worte aussprach, wusste er schon, dass sie nicht zutrafen. Der Schamane log nicht.
    »Ich war erzürnt. Du hast mich hintergangen, Kayne. Du kanntest die Strafe, die auf Verrat steht.« Die Stimme des Schamanen klang jetzt eine Spur freundlicher. In den Augen lag ein seltsamer Ausdruck, den Kayne in all den Jahren als Schwert des Nordens und Diener des Schamanen nie

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