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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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schwerfallen wird.«
    Meine Güte. Hatte sie ihn derart verschreckt? »Teil eins ist auf alle Fälle okay.« Er sollte sie um Himmels willen nicht für eine prüde Zicke halten.
    Sie zogen sich um, schwammen und alberten herum, bis Ulrike zu frieren begann. ­Mike hüllte sie in ein weiches Badetuch und füllte die Gläser. Es war Champagner. Sie stießen an. Wieder küsste er sie, umarmte sie dabei aber nicht. »Siehst du: Ich bin ganz brav.« Er nahm Sektkühler und Gläser und ging voran. »Der Whirlpool ist oben.«
    Sie folgte ihm durch den Wintergarten und das Treppenhaus. ­Mike öffnete die Tür zum Badezimmer. »Eine kleine Überraschung für dich. Hoffentlich gefällt sie dir.«
    Nur das Licht von Dutzenden Kerzen erhellte den Raum. Sie standen in Gläsern auf Ablagen, dem Waschbecken und dem Boden. Dazwischen lagen Rosenblätter. »­Mike! Ist das schön!«
    Er stellte die Gläser ab und füllte sie erneut. Vielleicht war es besser, wenn sie nichts mehr trank? Das eine Glas war ihr schon zu Kopf gestiegen. Sie fühlte sich leicht und frei, ganz unbeschwert, wie sonst nach zwei oder drei Cola-Rum. Dennoch stieß sie mit ­Mike an. »Auf uns!« Er wollte sie küssen, doch Ulrike fror in ihrem nassen Bikini und sah sehnsüchtig zum Whirlpool hinüber, in dem das warme Wasser blubberte.
    »Lass den Bikini bitte, bitte an, sonst könnte es passieren, dass ich mein Versprechen breche.« Er grinste frech, ein schelmisches Leuchten erschien in seinen Augen.
    Sie hatte ganz sicher nicht vor, nackt ins Wasser zu steigen, musste bei seinem Blick aber unwillkürlich lachen. Mike platzierte Flasche und Gläser am Rand des Whirlpools. War ihres tatsächlich schon wieder leer? Wie war das passiert? Ein wenig schwankte sie, als sie ins Wasser stieg. Ah, war das schön warm. Die aufsteigenden Blasen brachten sie zum Kichern. Mike setzte sich neben sie, lehnte seinen Kopf an ihren. So könnte ich ewig hier sitzen, dachte Ulrike, während ihr Körper warm wurde und sie sich weiter entspannte. Einfach so dasitzen, eng umschlungen mit Mike. Für immer und ewig oder bis sie ganz schrumpelig geworden wären. Wieder musste sie kichern und bekam Schluckauf. Sie bekämpfte ihn mit einem Schluck aus dem Glas. Hoppla, wo kam das denn her? Egal. Es schmeckte lecker. Hatte Mike Zucker hineingetan? Jedenfalls klebten am Boden einige nicht aufgelöste Kristalle. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen, fühlte Mikes Mund an ihrem und erwiderte seinen Kuss. Irgendwie drehte sich alles. Sie öffnete die Augen – keine gute Idee – und schloss sie sofort wieder. Mikes Hände strichen über ihren Oberschenkel, über ihren Bauch, ihren Rücken, lösten das Bikinioberteil. Sie hob den Kopf, versuchte, sein Gesicht zu fokussieren, sah aber nur unscharf.
    Sie wollte das eigentlich nicht. Oder? Du bist einfach spießig, Ulrike. Hatte sie das gerade gedacht oder gesagt? Und was machte ­Mikes Hand da, wo sie nun ganz sicher nicht hingehörte?
    »You are the one and only«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Was tust du da? ­Mike! ­Mike! ­Mike!
    »Vertrau mir einfach, Ja? Bleib ganz locker.«
    Irgendwie verschwamm alles: ­Mikes Mund und Hände überall, das Flackern der Kerzen, der Duft der Rosenblätter.
    Es war so romantisch, und auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob sie das hier gerade wirklich wollte, irgendwie war es unmöglich, jetzt Nein zu sagen.

9
    Am späten Nachmittag zogen Wolken auf. Sie spiegelten sich im See, nahmen ihm seine leuchtende Farbe und ließen ihn grau und unheimlich erscheinen. Es wurde kühl. Rebecca meinte, der Regen würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, und schlug vor, aufzubrechen und im Il Cappuccino einen Milchkaffee zu trinken, bevor sie zum Zahnarzt musste.
    Alle waren einverstanden. Sie packten die Badesachen zusammen. Lena schulterte ihren Rucksack und beobachtete halb amüsiert, halb enttäuscht, wie Florian Rebeccas Tasche Richtung Radständer trug. Prinzessin Rebecca und ihr Sherpa.
    Daniel holte sie ein. »Das ist doch deine?« Er reichte Lena Ulrikes Ray Ban. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Sonnenbrille vergessen hatte. »Danke! Eigentlich gehört sie Ulrike.«
    Auf dem Rückweg ins Dorf entdeckte Lena eine alte Villa. Sie lag abseits vom Weg in einem verwunschenen Garten und dämmerte ihrem vollständigen Verfall entgegen. Vom Wintergarten aus Holz blätterte die Farbe. Die Scheiben waren eingeschlagen und die Tür fehlte. Der Rest des Gebäudes machte keinen besseren Eindruck.

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