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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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rauschen. Es war ein magischer Moment. Sie küssten sich, als würden sie sich nie wieder voneinander lösen können, bis ­Mike begann, Knöpfe an ihrer Bluse zu öffnen.
    Ulrike schob sanft seine Hand weg. Sie wollte das nicht. Es ging ihr zu schnell. Sofort zog ­Mike sich zurück. »Entschuldige.« Der Blick, mit dem er sie ansah, traf sie. Er wirkte verletzt. »Ich möchte dich nicht drängen. Glaubst du mir das?«
    Natürlich glaubte sie ihm.
    Er riss einen Grashalm aus, legte sich zurück und starrte in den Sternenhimmel. Weshalb fühlte sie sich auf einmal so spießig?
    »In den nächsten zwei Wochen bin ich in München … Ich wünsche mir einfach nur, dass du mir eine schöne Erinnerung schenkst …« Vorsichtig kehrte seine Hand zurück, öffnete die letzten Knöpfe.
    Zwei Wochen ohne ­Mike. Wie sollte sie die überstehen? Trotzdem. Das erste Mal sollte etwas ganz Besonderes sein. Romantisch und nicht auf einer muffigen Decke auf einer taufeuchten Wiese. Außerdem war sie nicht so schnell zu haben, wie ­Mike anscheinend glaubte. Entschlossen schob Ulrike seine Hand erneut weg.
    Widerstrebend löste er sich von ihr. »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Na dann.« Er gab nicht auf, unternahm einen neuen Versuch, schob eine Hand in ihren BH. Sie stand auf. »Ich will jetzt nach Hause.«
    Als hätte er nicht gehört, was sie sagte, nahm er sie in den Arm, küsste ihr Ohr und flüsterte. »Bist du sicher?«
    Was sollte das? Sprach sie Kisuaheli? »Ganz sicher.«
    Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück. Um seinen Mund erschien ein verächtlicher Zug. »Und ich dachte, du hättest Erfahrung.« Mit einem Handgriff raffte er die Decke zusammen und warf sie in den Kofferraum. Ulrike stand da wie versteinert. Oh Gott! Was hatte sie angerichtet!
    »Steig ein!« Die Fahrertür schlug zu. Benommen ließ Ulrike sich auf den Beifahrersitz fallen. Während der Fahrt überlegte sie, ob sie ­Mike erklären sollte, was in ihr vorgegangen war. Aber seine Reaktion machte sie im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Vor ihrem Elternhaus verabschiedete er sich mit einem Ciao und brauste davon.
    Ulrike stand da und starrte ihm nach. Sie hatte alles kaputt gemacht!
    In dieser Nacht fand sie keinen Schlaf. Am nächsten Morgen überlegte sie, ob sie ­Mike anrufen und alles erklären sollte, entschied sich dann aber, ihm einen Brief zu schreiben.
    Er wurde sieben Seiten lang und ihr Herz war leichter, als sie das dicke Kuvert in den gelben Postkasten warf. Du bist es. The one and only. Das hatte er nicht einfach so dahingesagt. Er liebte sie, und wenn er erst den Brief gelesen hatte, würde er auch verstehen, weshalb sie noch warten wollte. Er würde Verständnis dafür haben. Ganz sicher.
    In den folgenden Tagen wartete sie auf seine Antwort, verkniff sich weitere Briefe und rief ihn auch nicht in dem Studentenheim an, in dem er wohnte. Er war am Zug.
    Nach zehn Tagen meldete er sich endlich. Er verstand alles, entschuldigte sich für sein Verhalten, sagte, dass er sich nach ihr sehne. Die Erleichterung ließ sie ganz leicht werden.
    Kommst du am Samstag zu mir? Wir könnten schwimmen, Musik hören und Videos ansehen, was immer du magst. Meine Eltern sind verreist. Und falls du mir nicht traust, bring Clara als Anstandsdame mit.
    Bei dieser Vorstellung hatte Ulrike lachen müssen. Gott, er war so süß! So verständnisvoll!
    Und nun stand sie hier vor der Tür und ihre Hand zitterte ein wenig, als sie klingelte. Sie musste über sich selbst schmunzeln. ­Mike machte sie wirklich schwach! So hatte sie sich noch nie in der Nähe eines Jungen gefühlt. Einen Moment später öffnete er und lächelte sie an. »Noch böse?«
    »Natürlich … nicht!«, erwiderte sie. Wie konnte sie ihm böse sein? Im Flur stehend küsste er sie und hielt dabei beide Arme wie ein Verkehrspolizist von sich gestreckt. »Heute bin ich ganz brav. Versprochen.«
    »Ganz brav müssen wir ja nun auch nicht sein.« Küssen und ein wenig mehr war ja okay.
    ­Mike zeigte ihr das Haus seiner Eltern, einem Ärztepaar mit Privatpraxis. Marmorböden, Einbauschränke, dicke Teppiche, Designermöbel, ein Schwimmbad, angeschlossen an einen Wintergarten. Zwischen zwei Liegestühlen stand ein Tisch mit zwei Gläsern, Sektkühler und einer Flasche Sekt.
    »Hast du Lust zu schwimmen?«, fragte ­Mike. »Und danach wärmen wir uns im Whirlpool auf und trinken ein Glas. Ist das okay? Ich gelobe auch feierlich, dich nur mit den Augen zu berühren. Obwohl es mir unendlich

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