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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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wurde, konnten die Kriminaltechniker einen Handabdruck von Odakota sichern. Er sagt, er hat ihn beiseitegelegt, als er sie in die stabile Seitenlage brachte.« Daniel verzog das Gesicht. »Also ich weiß nicht. So viele Spuren. Niemand ist so dämlich und nimmt eine Tatwaffe in die Hand. Das sieht man doch in jedem Fernsehkrimi, dass man sich so verdächtig macht.«
    »Ich glaube nicht, dass Odakota fernsieht«, meinte Lena. »Wie ging es weiter? Wurde er angeklagt?«
    Daniel scrollte und las. »Die Staatsanwaltschaft hat wohl eine Anklageerhebung geprüft. Mehr finde ich nicht. Vermutlich ist nichts daraus geworden. Aber schau dir das mal an. Jetzt verstehe ich die Bemerkung von Florians Oma, dass du dich vor Odakota in Acht nehmen sollst. Wenn er mit dem Überfall etwas zu tun hat, dann … sieh selbst.« Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, den Lena nicht deuten konnte, und drehte den Laptop herum. Der Zeitungsartikel auf dem Bildschirm zeigte das Foto einer jungen Frau. Ovales Gesicht, schulterlange blonde Haare, grüne Augen, volle Lippen. Derselbe Typ wie Ulrike.
    »Du siehst ihr verdammt ähnlich«, stellte Daniel fest.

18
    Gemeinsam mit Daniel, Florian und Rebecca unternahm Lena am Nachmittag eine Radtour entlang der Isar bis nach Lenggries und zurück. Daniel lieh ihr dafür sein altes Mountainbike. Denn für eine Tour durch die Isarauen flussaufwärts war Omas Rad nicht geeignet. Es hatte nicht einmal eine Gangschaltung und die Wege waren schmal und steinig und führten stetig bergauf.
    Hungrig und müde kam Lena kurz vor halb acht nach Hause. Steffi rumorte oben in Omas Schlafzimmer. Der Kühlschrank war noch immer so gut wie leer. Eine Pa­ckung Milch, zwei Joghurts und ein Päckchen Butter. War Steffi auf Diät? Oder verdrängte sie das Thema Haushalt gerade restlos aus ihrem Leben? Möglicherweise war es aber auch ein Machtspielchen nach dem Motto Mal sehen, wer länger durchhält.
    Gut. Okay. Ich gebe mich geschlagen, dachte Lena. Und an dieser Entscheidung war ausnahmsweise mal nicht ihre Harmoniesucht schuld, sondern der knurrende Magen. Sie würde jetzt in den Supermarkt gehen und Tiefkühlpizza kaufen. Die mit extra viel Käse und zwei Millionen Kalorien und als Dessert eine Packung Eis mit Schokosplittern und Mandelkrokant.
    »Ich gehe einkaufen«, rief sie nach oben. »Magst du auch eine Pizza Quattro Formaggi?«
    Steffi erschien am Treppenabsatz. Das schwarze Etui­kleid, das sie trug, war eindeutig neu. Ebenso die brombeerfarbene Bolerojacke. Aufgesteckte Haare, Make-up, hochhackige Schuhe. »Ich bin zum Essen verabredet.«
    Lena verdrehte die Augen. »Lass mich raten …«
    »Du kannst gerne mitkommen.«
    »Danke. Da würde mir der Appetit vergehen.«
    Lena sah, wie ihre Mutter sich zur Ruhe zwang. »Ich habe es dir schon einmal erklärt: Claus ist ein uralter Freund und ohne ihn wäre ich momentan aufgeschmissen. Er hat dafür gesorgt, dass die Anzeigen in den spanischen Zeitungen erschienen sind. Außerdem hat er sich um einen Privatdetektiv gekümmert, der nach Ulrike sucht. Von den ganzen erbrechtlichen Feinheiten mal abgesehen. Ich wüsste nicht, was ich gerade ohne ihn machen würde. Das ist auch schon alles. Und ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, dass du mir so was zutraust.« Steffi machte auf dem Absatz kehrt.
    Okay. Der Hieb saß. Gute Taktik, den Spieß einfach umzudrehen. Das machte sie nun schon zum zweiten Mal.
    Lena griff nach ihrem Rucksack und verließ das Haus. Donnernd schlug die Tür hinter ihr ins Schloss. Als sie eine Viertelstunde später mit ihren Einkäufen zurückkam, stieg Steffi gerade in den schwarzen Porsche. Sternberg hielt ihr die Tür auf. Er trug einen anthrazitgrauen Anzug. Im gegelten Haar steckte eine Sonnenbrille, am Handgelenk funkelte eine Uhr, die er hundertpro als Chronograf bezeichnete. Vermutlich hielt er sich für ganz toll. Dabei war er einfach nur ein schleimiger Idiot.
    Er hob die Hand zum Gruß, als er Lena entdeckte.
    Sie ignorierte ihn, ging ins Haus, schob die Pizza in den Ofen und verputzte als Vorspeise einen halben Becher Eiscreme. Danach ging es ihr besser.
    Während sie aß, kehrten ihre Gedanken unweigerlich zu dem Thema zurück, das sie seit Stunden verdrängte. »Besser, du nimmst dich in Acht« , hatte Bennos Mutter heute Morgen gesagt und dann wenig später Daniels Worte: »Du siehst ihr verdammt ähnlich.« Beide Sätze beunruhigten Lena. Wenn sie alles, was sie an diesem Vormittag erfahren hatte, auf den Punkt

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