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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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massierte ihre Schläfen. »Du bist ganz schön stur.«
    »Und du weichst aus. Also wo finde ich ­Mike? Stammt er aus dem Dorf? Clara meinte nämlich, dass Ulrike ihn schon kannte, bevor er das erste Mal im Moonlight aufgetaucht ist.«
    Tante Marie stand auf. »So, ich muss weiterarbeiten. Lena, sei mir nicht böse. Ich lüge nicht gerne. Also vermeide ich es. Alles, was ich dir sagen kann, da du es ohnehin schon weißt: ­Mike stammt tatsächlich aus Altenbrunn.«
    »Du kennst ihn also und sagst mir nicht, wer er ist?«
    Das Zigarettenpäckchen verschwand in der Hosentasche. »Du wirst es auch allein herausfinden, fürchte ich.«
    »Weshalb ist das so ein riesiges Geheimnis?«
    »Es ist kein Geheimnis, aber man muss nicht alles wissen. Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Das Echo in der Gegenwart könnte schmerzlich sein.«
    Hä? Was sollte dieser kryptische Spruch? Lena ahnte, dass es völlig sinnlos war weiterzubohren. Tante Marie würde schweigen. Deshalb versuchte sie, das Gespräch auf den anderen Jungen zu lenken. »Weißt du, wer Crossi ist?«
    »Welcher Crossi?« Die Ahnungslosigkeit war nicht gespielt. Tante Marie kannte ihn nicht.
    Lena packte zusammen und verabschiedete sich. Okay. Dann eben nicht. Klar würde sie auch alleine herausfinden, wer dieser ominöse ­Mike war. Jetzt erst recht. Und wenn sie dafür die Leitners aufsuchen musste. Auf in die Höhle des Löwen. Benno war höchstwahrscheinlich in der Schreinerei. Und das war gut so.
    Lena radelte zum Grundstück der Leitners. Das Tor stand offen. Sie klingelte an der Haustür. Bennos Mutter öffnete und musterte die Besucherin über den Rand ihrer Brille hinweg, vom Scheitel bis zur Sohle. Missbilligend schoben sich ihre Augenbrauen zusammen. »Was willst du?«
    Lena hatte plötzlich einen Geistesblitz. Sicher erhöhte es die Bereitschaft von Bennos Mutter mitzumachen, wenn sie von einem Schulprojekt sprach. Das klang nach Pflicht und nicht nach Vergnügen. Also flunkerte sie, sie müsste für den Leistungskurs ihres Gymnasiums einen Film machen und habe dafür Ulrike als Thema ausgewählt. »Haben Sie Zeit für ein kurzes Interview?«
    »Ein Interview?«, schnaubte Babette Leitner. »Meinst du, ich habe nichts Besseres zu tun? Für solchen Unsinn habe ich keine Zeit. Die Hausarbeit macht sich nicht von allein und auch die Arbeit im Garten nicht.«
    »Es dauert nicht lange …«
    »Ich habe Nein gesagt.« Sie schob die Tür langsam zu, öffnete sie dann aber wieder. »Wenn du schon hier bist … Wart einen Augenblick.« Sie verschwand im Haus und kehrte kurz darauf mit einem Spankorb voller Birnen zurück. »Deiner Oma habe ich jedes Jahr einen Korb voll abgegeben. Eigene Ernte. Da. Nimm!«
    »Danke.« Lena nahm den Korb entgegen. »Frau Leitner, haben Sie vielleicht später …«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf, musterte Lena nochmals eindringlich. »Treib das nicht auf die Spitze, Mädchen, dieses Spielchen als Ulrikes Doppelgängerin. Der Schuss könnte nach hinten losgehen. Besser, du nimmst dich in Acht.«
    Bitte? Was sollte das sein? Eine Warnung? »Vor wem soll ich mich denn in Acht nehmen?«
    »Vor wem wohl? Vor diesem Spinner natürlich, der am Waldrand wohnt.« Die Tür schloss sich vor Lenas Nase.

17
    Verdutzt blieb Lena noch einen Augenblick vor dem Haus der Leitners stehen und machte sich dann auf den Heimweg.
    Becky kam um die Ecke geschossen, als Lena die Haustür aufsperrte, und maunzte, als habe sie seit Tagen nichts zu fressen bekommen. Lena lachte und das tat gut, denn es vertrieb den Schreck, der noch in ihrem Magen saß. »Du bist eine erstklassige Schauspielerin.« Sie stellte den Korb ab, ging in die Hocke und kraulte Becky am Hals, was sie besonders mochte. Die Katze streckte ihn und schnurrte. »Und jetzt ein doppelte Ladung Gourmetperle?« Anscheinend verstand Becky das Wort, denn ihre Ohren stellten sich auf.
    Obwohl, es lag wahrscheinlich doch eher an Daniel, der in diesem Augenblick auf dem Rad heranpreschte. Die Bremsen quietschten, als er stoppte und abstieg. »Hallo Lena. Dich sieht man ja überhaupt nicht mehr.«
    »Hi Daniel. Wieso? Du siehst mich doch jetzt gerade, oder?«
    Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. »Kommst du mit deinem Film voran?«, fragte er, als er den Camcorder entdeckte, der neben dem Korb lag.
    »Geht so.«
    Becky lief ins Haus. Lena griff nach ihren Sachen. »Magst du mit reinkommen?«
    Daniel nickte und sperrte sein Rad ab.
    In der Küche stellte Lena den Korb

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