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Schattenkuss

Schattenkuss

Titel: Schattenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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komisch. Oder? Zweitens: Vor acht Jahren ist ihr Vater gestorben und jetzt ihre Mutter. Sie ruft nicht an, schreibt nicht, erkundigt sich kein einziges Mal danach, wie es ihren Eltern geht. Sie schickt keine Blumen zur Beerdigung. Auch jetzt nicht, wo sie ein halbes Grundstück erbt, das, laut meiner Mutter, ein Vermögen wert ist. Auch wenn es Streit gegeben hat und der wunderbare ­Mike sie nicht erhört hat, irgendwann ist doch mal Schluss. Ich meine, man kann unmöglich zwanzig Jahre derart sauer sein, dass man sich gar nicht rührt.«
    »Außer, wenn es andere Gründe gab davonzulaufen.« Ziemlich geschickt zupfte Daniel die kleinen weißen Blütenblätter des Gänseblümchens einzeln aus.
    »Sie liebt mich? Sie liebt mich nicht?« Die Versuchung, ihn zu necken, war einfach zu groß.
    Daniel sah auf und ließ die Blüte fallen. War er gerade ein bisschen rot geworden? »Vielleicht ist damals etwas geschehen, das wirklich ganz und gar unverzeihlich ist. So unverzeihlich, dass Ulrike auch wegen des Geldes nicht zurückkommen will.«
    »Und was könnte das sein?«
    Daniel zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Missbrauch. Vergewaltigung.«
    »Na ja. Wenn das mit der Wette stimmt … Das ist schon nahe dran am Missbrauch. Dieser Arsch hat sie benutzt, um bei seinen Freunden Eindruck zu schinden.« Lena stand auf. »Ich will jetzt wissen, wer dieser ­Mike ist.« Ein Blick auf die Uhr. Steffi musste längst vom Autohändler zurück sein. »Ich werde meine Mutter jetzt festnageln. Diesmal hat sie keine Chance, sich zu drücken.«
    Auch Daniel erhob sich und griff nach seinem Rad. »Wenn es dir recht ist, helfe ich dir ein bisschen bei deinem Film. Ich könnte versuchen herauszufinden, weshalb Odakota damals nicht als Täter in Betracht gekommen ist. Soll ich?«
    Lena nickte. »Ja, klar. Wenn du magst.«
    Während sie zurück ins Dorf radelten, überlegte Lena sich eine Taktik. Überrumpelung hatte nicht geklappt. Leises Anpirschen war sicher besser. Am Dorfplatz verabschiedete sie sich von Daniel und fuhr heim.
    Omas Auto stand auf dem Garagenvorplatz. Steffi war im Wohnzimmer, wo sie die Bücher aus der Schrankwand nahm und in Kartons packte.
    »Wollte der Händler Omas Auto nicht?«, fragte Lena.
    »Doch. Er hätte es schon genommen. Aber er will keinen vernünftigen Preis bezahlen. Außerdem brauche ich dafür einen Erbschein. Und den bekomme ich erst, wenn Ulrike sich dazu äußert, ob sie das Erbe annimmt oder nicht.«
    »Oder du sie für tot erklären lässt.« Lena griff nach einem Stapel Bücher und packte sie in eine Kiste, während Steffi mitten in der Bewegung innehielt und sie anstarrte.
    Mist, das war Überrumpelung und nicht Anpirschen. Zu spät! »Auch Odakota hält sie für tot.« Lena verstaute den nächsten Bücherstapel.
    »Odakota? Wer soll das sein?«
    »Na, Oliver. Oliver Aigner. Ulrikes Freund, bevor sie ihn wegen ­Mike abserviert hat.«
    »So ein Schmarrn. Ulrike und ­Mike waren nie ein Paar.«
    »Sagst du. Clara ist da anderer Meinung und auch Tante Marie.«
    Steffi wandte sich ab, nahm Bücher vom Regalbrett und sortierte sie.
    »Und auch Odakota«, trumpfte Lena auf. »Er sagt … na ja, so wie es aussieht, ist ­Mike mit Ulrike wegen einer Wette ins Bett.«
    Ein Stapel Bücher landete unsanft auf dem Tisch. »Ulrike war eine Lügnerin. Also das ist schon sagenhaft … Hat sie wirklich überall herumposaunt, ­Mike wäre mit ihr im Bett gewesen?«
    Lena nickte. »Sieht ganz so aus. Mama, wer ist ­Mike?«
    Steffi schüttelte den Kopf. »Das ist Schnee von gestern. Du musst deine hübsche Nase nicht überall hineinstecken.«
    »Dass er aus dem Dorf ist, weiß ich schon und Tante Marie meint, ich werde es ohnehin herausfinden. Also kannst du es mir auch sagen. Bitte!«
    Die Sorgenfalte erschien auf Steffis Nasenwurzel. »Glaubt Oliver wirklich, Ulrike sei tot?«
    »Ja und ich glaube das auch.« Lena fielen die Postkarten wieder ein. »Wohin sind Ulrikes Karten eigentlich verschwunden?«
    »Claus hat sie an den Privatdetektiv geschickt.«
    Der Schleimer hatte die Postkarten nach Spanien geschickt! Na toll! »Bekommst du die irgendwann zurück, damit sie endlich mal ein Sachverständiger untersuchen kann? Ich wette nämlich, dass die gefälscht sind.«
    Es sah aus, als würden Steffis Knie einfach nachgeben, als sie sich in den Sessel fallen ließ. Mit den Fingerspitzen massierte sie die Schläfen. »Die Karten wurden doch schon untersucht. Hör auf damit. Gib endlich Ruhe. Bitte, Lena. Such

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