Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
wahrscheinlich nie antreten würde.
Wenn er nicht bald Hilfe bekam, war er zum Tode verurteilt.
»Ich sollte Sie jetzt in Ruhe lassen«, sagte sie hilflos.
Elias drückte erneut ihre Hand. »Bitte bleiben Sie noch ein wenig«, sagte er leise. »Es tut mir gut, mit Ihnen zu sprechen. So habe ich weniger Angst …«
»Sie haben bestimmt keine Angst«, widersprach sie. »Das Schlimmste ist ohnehin schon überstanden.«
»Laura, Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich es nicht mehr lange mache. Sie haben mich gesehen. Ich … ich danke Ihnen, dass Sie bei mir sind. Es ist, als wäre meine Familie hier.«
Laura wischte hastig eine Träne weg. »Für mich auch«, sagte sie erstickt. »In Ihrer Nähe habe ich nämlich keine Angst …«
»Für Sie besteht gar kein Grund, Mädchen. Sie sind jung und stark, Sie werden das hier überstehen. Sie haben alles noch vor sich.«
»Ich wollte mich ja neu sortieren. Aber doch nicht so …« Laura sah auf, als Jack hinzukam.
»Die Nacht bricht herein, Sir«, sagte er. »Sie sollten ein wenig ruhen wie wir alle.« Er blickte Laura dabei an.
Laura stand sofort auf. »Jack hat recht, Elias. Ich werde jetzt besser gehen. Morgen früh komme ich als Erstes wieder zu Ihnen.«
»Hoffentlich bin ich dann noch da.« Der Flugkapitän zwinkerte mit einem Auge.
Jack schloss sich Laura an, als sie zu ihrem Lager ging. »Geht es dir immer noch gut? Keine besonderen Beschwerden?«
»Ja, mit mir ist alles in Ordnung.« Sie musterte den Sky Marshal von der Seite. »Wen hast du zurückgelassen?«
»Loreen. Wollte ihr einen Antrag machen. Morgen hätte ich ein Bewerbungsgespräch gehabt, das mich in meinen alten Job bei der Personensicherheit zurückgebracht hätte.«
»Ach verdammt!« Laura ließ den Blick schweifen. »So ist es vermutlich nahezu allen ergangen, nicht wahr? Mit dem Zurückkommen sollte ein neuer Lebensabschnitt beginnen.«
»Wir kriegen das schon hin.« Er klopfte ihr leicht auf die Schulter. »Schlaf jetzt, Laura! Das hast du dir verdient. Du warst ziemlich gut heute.«
So fühlte sie sich aber ganz und gar nicht.
Milt ging gerade, als Laura in der einsetzenden Dunkelheit bei Zoe eintraf. Unwillkürlich fühlte sie einen Stich. Milt hatte sie gerettet, sie hatten gemeinsam die Piloten befreit, und jetzt war ihm Zoe wichtiger. Klar, Zoe war ja auch ein berühmtes Model, schöner als alle zusammen; ihr lag jeder zu Füßen.
Aber da lächelte er ihr zu, und ihre Missstimmung verflog. »Hey, Laura, alles okay? Ich wollte gerade nach dir schauen.«
»Ich war bei Elias. Dem Piloten.«
»Hast du noch Hunger? Ich könnte vielleicht …«
»Nein danke«, unterbrach sie schroffer, als sie wollte. »Ich hab keinen Hunger.« Das stimmte. Sie hatte nichts angerührt, nur die Cola getrunken.
Er wirkte ein wenig verdutzt über ihr abweisendes Verhalten, doch dann nickte er und lächelte wieder. »Dann ruh dich mal aus, morgen erwartet uns ein anstrengender Tag.«
»Klingt wie ein Abenteuerausflug.«
»So sollten wir es auch betrachten. Das erleichtert die Sache ein wenig, findest du nicht?«
Laura sah Milt nach, bis er sich im Zwielicht der Dämmerung auflöste, dann ließ sie sich auf ihrem armseligen Lager nieder. Sie wollte noch mit Zoe reden, doch die war bereits eingeschlafen. Irgendwann verpennt sie ihren eigenen Tod, dachte Laura erbost. Könnte sie nur auch einmal so … unbedarft sein! So ichbezogen, so …
Gleich darauf schämte sie sich wegen ihres Neides. Zoe war ihre Freundin, und sie hatte sie gern. Gewiss, sie war verwöhnt und zickig, aber zu Laura war sie immer freundlich gewesen, und wenn sie nicht gewesen wäre …
… wäre ich nicht abgestürzt. Trotzdem … die vergangenen zwei Wochen waren toll.
Vielleicht war es das eines Tages auch wert, wenn sie wieder zu Hause in Sicherheit war und sich nur erinnern musste, nicht mehr alles wirklich zu durchleben.
Wahrscheinlich hatte Zoe sich in den Schlaf geflüchtet, weil sie mit der Situation nicht fertig wurde. Es war ihre Art, Problemen auszuweichen, anstatt sich ihnen zu stellen.
Ich werde wieder nach Hause kommen. Nein, wir werden wieder nach Hause kommen. Dies ist nicht das Ende.
4
Ohne
Sterne
L aura konnte nicht schlafen. Ruhelos wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Nun, da sie sich entspannte, spürte sie jeden Knochen, jeden Muskel an ihrem Körper; die zahlreichen Prellungen pochten und klopften und füllten die geschwollenen Stellen mit Hitze.
Aber auch ihr Geist fand keine
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