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Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Titel: Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Rita der Welt geben, und sie konnte es nur auf diese Weise. Städte, viele Menschen, allzu große Nähe, all das ertrug sie nicht. Sie hatte lange mit sich gehadert, ob sie auf die Bahamas fliegen sollte, und war schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass sie es für sich brauchte. Um festzustellen, ob die Schatten der Vergangenheit endlich überwunden waren.
    Nun, sie waren es nicht. Die drei Tage waren eine einzige Qual gewesen, doch Rita hatte sie durchgestanden, war auch im Flugzeug nicht durchgedreht. Sie war jetzt eine erwachsene Frau und konnte sich beherrschen. Und die Aussicht, bald wieder zu Hause sein zu dürfen, ließ sie durchhalten.
    Rita sprach nie über ihre Vergangenheit, geschweige denn erklärte sie, weshalb sie niemals einem Mann die Hand gab. Aufgrund ihres Berufes machte sich auch niemand weiter darüber Gedanken oder empfand es als unhöflich; Extremabenteurer waren eben seltsam, vor allem aber knorrig.
    Dass Rita die Katastrophe überlebt hatte, empfand sie als merkwürdiges Wunder oder eine der vielen Marotten des Todes, die sie schon bemerkt hatte. Fast konnte sie abergläubisch werden, aber da es noch weitere Überlebende gab, hatte es wohl nicht allzu viel zu bedeuten.
    Rita hatte die Wüste sofort und als Erstes wahrgenommen, als sie sich im Sand aufrappelte und nachsah, ob alle Knochen und Gelenke an ihrem Platz waren. Sie war bei dem Aufprall aus dem Flugzeug geschleudert worden, hatte sich überschlagen und das Bewusstsein verloren, sodass sie vom Rest nichts mehr mitbekommen hatte.
    Aber die Wüste, ja, die erkannte sie sogleich. Dass sie sich vermutlich in einer anderen Dimension oder fremden Welt oder was auch immer befand, war Rita völlig gleichgültig. Sie empfand ihre eigene Welt schon als ziemlich fremdartig, grotesk und skurril. Anderswo konnte es kaum extremer sein.
    Aber diese Wüste … so eine hatte sie noch nie gesehen. Das war der Grund gewesen, weshalb sie gestern zu den anderen Wüstenerfahrenen gegangen war, um sich mit ihnen zu besprechen. Sie wäre sogar allein ausgezogen, um Wasser zu finden oder eine Zivilisation. Für Rita war es eine Belohnung, sich vom Lager entfernen zu dürfen, und noch schöner, jetzt allein zu sein. Endlich frei durchatmen zu können, ohne Einschränkung. Wenn sie weites Land sehen wollte, kletterte sie auf einen Sandberg hinauf, und wenn sie die geborgene Nähe der Dünen spüren wollte, ging sie unten weiter.
    Das Einzige, was sie zusehends bedrückte, war die ungewöhnliche Gleichförmigkeit. Für Außenstehende wirkte die Wüste immer gleichförmig, aber für Rita hatte sie normalerweise so viele Gesichter und Erscheinungsformen wie die Menschen. Manchmal hager und vertrocknet, manchmal aber kraftvoll und aufgedunsen von verborgenen Wasserspeichern.
    Dieser funkelnden Wüste ging es prächtig. Aber Wasser gab es trotzdem nicht. Rita würde die Zeit bis zum Äußersten ausnutzen, um herumzustreifen und nach einem Anzeichen von Wasser zu suchen. Doch sie spürte bereits, dass sie nicht fündig werden würde, dass dieser Energieverbrauch sinnlos war. Dennoch würde sie nicht aufgeben; sie wollte keinesfalls mit dem Gefühl zurückkehren, zu wenig getan und die Rettung versäumt zu haben.
    Um den Rückweg machte sie sich keine Gedanken, sie würde ihn problemlos finden. Selbst eine fremde Wüste konnte sie schnell in ihrem Kopf kartografieren und ihre eigene Bewegungslinie darin markieren.
    »Wie eine Brieftaube«, hatte ein Reiseteilnehmer einmal bemerkt, und das stimmte. Es war wie eine Gabe, allerdings spezialisiert. Rita würde sich in jedem Wald verlaufen, aber niemals in der Weite.
    Vielleicht ist das hier auch die Schatzkammer eines Wesens, das seine Kristalle pulverisiert und auf diese Weise anhäuft, dachte Rita in einem Anflug von Fantasie. Würde mich nicht wundern, wenn ich plötzlich einem hundert Meter langen Drachen auf den Schwanz trete.
    Wundern würde sie sich wahrscheinlich wirklich nicht. Dafür war sie zu leer und abgestumpft.
    Nach einer kurzen Pause ging sie weiter, die Aufmerksamkeit unermüdlich auf die Umgebung gerichtet. Nichts durfte ihr entgehen, die Menschen im Lager vertrauten ihr, und sie durfte sie nicht enttäuschen.
    Es wäre eine Sensation, wenn sie diejenige wäre, die etwas fand. Das wäre … gut. Ja. Sehr, sehr gut.
    Die Sonne fing an, den Süden zu verlassen und nach Westen hinabzusteigen. Rita wählte einen Bogen, der sie zum Lager zurückführen würde; somit hätte sie ein großes Gebiet

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