Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
abgesteckt. Zur Orientierung stieg sie auf eine Düne, und da … in einer Mulde, umgeben von hohen Dünen, sah sie etwas Dunkles, das kein Dünenschatten war.
So aufgeregt und angespannt hatte Rita sich schon lange nicht mehr gefühlt. Eilig machte sie sich an den Abstieg.
Cedric achtete auf den Sonnenstand, während er seine Route ging. Ab und zu griff er nach der schmerzenden Schulter; so gut, wie er behauptet hatte, ging es ihm keineswegs. Doch was sollte er im Lager? Da würde der Arm nicht weniger wehtun, nur er würde sich mehr bemitleiden und sich womöglich noch irgendwas von den anderen holen, sodass sich die Wunde entzündete und ihn das Fieber dahinraffte.
Alle Achtung, dieser Jack hatte Mumm in den Knochen, ihn einfach anzuschießen. Aber der andere, dieser Milt, hatte es ebenso drauf. Der wusste, wo es langging und sich wie ein Mann zu benehmen.
Ein Glück für den Rest, andernfalls hätte Cedric diesen Blödmann Rimmzahn ein für alle Mal erledigt. So einer demoralisierte nur die ganze Truppe, brachte Unruhe und Streit. Kerle wie den brauchte man nicht. Aber nachdem Jack seine Autorität gezeigt hatte, gab es für Cedric keinen Grund mehr, einzugreifen. Da würde jetzt keiner mehr aufmucken.
Und Cedric würde ab sofort in seiner Unterstützung nicht zurückstehen, auf keinen Fall. Das wäre ziemlich unmännlich, und er war schließlich ein ganzer Kerl. Nicht so ein Schwächling wie dieser Rimmzahn und der andere, wie hieß er doch gleich … Karys oder so ähnlich. Sesselfurzer waren das, Tastenquäler, die keine Ahnung vom wirklichen Leben hatten. Die nicht wussten, wie viel Schweiß und oft genug auch Blut das Haus gekostet hatte, bis es stand, mit allem Inventar.
Wenn Cedric gefragt wurde, woher er kam, sagte er stets: »Vom Ende der Welt.« Ging doch keinen etwas an, oder? Er war ziemlich herumgekommen, doch am längsten hielt er sich jetzt schon in Amerika auf. Die asiatischen Länder holten zwar auf mit ihrem manischen Turmbau, aber von denen hatte er vorerst genug. Das freie Leben in Amerika war vielleicht anstrengender, aber eben auch … freier.
Und er konnte sich die Jobs aussuchen, am Bau wurde immer einer gesucht, vor allem, wenn er schwindelfrei war. Allzu gern turnten die Bübchen von heute nicht da oben auf den zugigen Gestellen herum, wo eine Absicherung nicht viel nutzte und Standfestigkeit zählte. Sie meckerten über schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, geringe Aussicht, die Rente zu erleben, und allerlei Dinge mehr.
Cedric machte das nichts aus. Je höher, umso besser. Er liebte es, wenn der Wind versuchte, ihn vom Gerüst zu stoßen, wenn er in der eisigen Kälte schlotterte und im nächsten Moment, wenn es mal kurzzeitig keinen Luftzug gab, halbwegs in der Sonne verbrutzelte. Und die Ausblicke von da oben! Die Welt war nur noch ein einziger Ameisenhaufen. Was kümmerten ihn da oben Probleme? Es war ein Privileg, so hoch zu kommen, und wenn er die Hand ausstreckte, konnte er die Stadt unter sich hineinschaufeln und festhalten.
Auf dem Gerüst geschickt wie ein Affe, fühlte Cedric sich auf dem Erdboden stets unbeholfen. Mit Menschen konnte er nicht viel anfangen, die schnatterten dauernd irgendwelchen unwichtigen Kram, festgeklebt auf der Erde, ohne den Blick überhaupt heben zu können.
Auf die Bahamas war Cedric nur geflogen, weil er einen Wettbewerb in der Firma gewonnen hatte und zu einem Kurztrip eingeladen worden war. Im Nachhinein musste er zugeben, dass es da ziemlich nett war - haufenweise hübsche Frauen, die seine Muskeln bewunderten, Drinks und badewannenwarmes Wasser, das unter einem steil abfiel in dunkle Tiefen, wenn man sich weit genug hinauswagte. Das war ein gutes Gefühl, ganz anders als das oben. Vielleicht sollte er tauchen lernen.
Das hieß, falls er jemals wieder von hier wegkam. Einen neuen Job würde er sich in jedem Fall suchen müssen; die Bosse ließen Ausreden wie Absturz, Katastrophe und dergleichen nicht gelten. Wer nicht pünktlich kam, wurde gefeuert, basta! Am meisten waren sie verärgert, wenn einer vom Bus überfahren wurde oder einen Herzinfarkt erlitt, aber seinen Tod nicht rechtzeitig angekündigt hatte. Denn jede Verzögerung kostete einen Haufen Geld.
Cedric war das völlig egal, ihm konnten die Bosse gar nichts. Die könnten seinen Respekt nur dann erlangen, wenn sie mit ihm bis oben aufs Gerüst gingen und dann heil wieder unten ankamen. Was sie natürlich nie taten, die Feiglinge. Stattdessen brüllten sie
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