Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Titel: Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
meinst.«
    Jetzt ist es so weit. Ich bin übergeschnappt. »Aber Sie … ähm … du … verstehst mich?«
    »Aber sicher. Warum denn nicht?«
    »Nun, ich … also … ich bin Rudolf.«
    »Ich bin Saim.«
    »Das ist ein schöner Name.«
    »Wie man’s nimmt. Er passt zu mir.«
    Rudolf gab sich einen Ruck. »Kannst du mir erklären, was du hier machst, so eingegraben im Sand?«
    »Ich mag es.«
    »Und das ist alles?«
    Sie lächelte leicht, zog die Lippen aber nicht ganz zurück von den Zähnen, die weiß durchschimmerten. »Nicht ganz. Ich sorge dafür, dass kein Wüstensturm ausbricht.«
    »Oh.« Rudolf dachte nach. Entweder die spinnt oder ich oder wir beide zusammen, was am wahrscheinlichsten ist. Was mache ich denn jetzt? Ich kann doch nicht einfach weitergehen und sie hierlassen. »Soll ich dir nicht heraushelfen? Wie lange bist du schon hier?«
    »Ich weiß es nicht genau. Eine lange Zeit jedenfalls.«
    »Länger als zwei Tage oder drei?«
    »Viel länger, Rudolf.«
    »Aber… du musst doch dem Verdursten und Verhungern nahe sein!«
    »Ja, irgendwann bohrt es gewaltig in meinem Magen, obwohl ich sehr lange darben kann. Es kommt nicht oft jemand vorbei; die meisten fürchten diese Wüste.«
    »Und zu Recht«, murmelte Rudolf. »Wir hatten einen Absturz, und nun müssen wir sehen, wie wir zurechtkommen. Gibt es hier irgendwo Wasser in erreichbarer Nähe?«
    Saims Augen glitzerten seltsam. »Nur das, was in uns ist, mein Freund.«
    »Das … ist schrecklich.« Niedergeschmettert ließ Rudolf sich in den Sand fallen. »Wahrscheinlich rede ich deswegen mit mir selbst. Ich will mir nicht eingestehen, dass es keine Hoffnung mehr gibt.«
    »Das stimmt doch nicht«, wisperte Saim. »Und du redest mit mir, nicht mit dir.«
    Irgendetwas war in der Ausstrahlung dieser Frau, was Rudolf lähmte, ihn ermüdete, ihm den Antrieb nahm, weiterzugehen. Er konnte spüren, dass es von ihr ausging wie eine weiche Decke, die ihn umhüllte. Furcht stieg in ihm auf, kam aber nicht weit genug nach oben, um ihn aufzurütteln.
    »Dann sag mir, welche Hoffnung wir haben, ohne Wasser, ohne Essen …«
    »Es genügt doch, wenn ich Hoffnung habe, oder?« Saim lächelte wiederum mit leicht geöffneten Lippen. »Es ist auf Dauer sehr einsam, und ich spüre den Hunger durchaus, auch wenn ich mich nicht viel bewege. Nur ab und zu stehe ich auf, dann lege ich mich wieder hin und lasse mich vom Sand zuwehen. Das mag ich gern.«
    »Wie schön, dass du so zufrieden bist«, sagte Rudolf sarkastisch.
    »Es ist ein wundervoller Ort, Rudolf. Dieser Sand macht dich reich, märchenhaft reich. Du brauchst dazu nicht mal eine einzige Düne abzutragen. Und stell dir vor, wenn es erst zwei wären! Deshalb halte ich den heißen Sturm auf, weil ich nicht will, dass dieser Reichtum in alle Winde verstreut wird.«
    »Dann gehört er dir?«
    »Ich bewache ihn, und ich bade in ihm.«
    »Aber ich kann mir von diesem Reichtum nichts kaufen.« Rudolf nestelte seine Brieftasche aus den Shorts. »Sieh her, lauter feine Dollarnoten, die ich nicht essen oder trinken kann.«
    »Sei nicht traurig, Rudolf«, sagte Saim sanft. »Vielleicht kann ich dir helfen. Du musst dich nur entspannen, und der Rest kommt von allein.«
    »Ich muss weiter, Saim. Du bist eine wundervolle Einbildung in meinem sandverkrusteten Hirn, aber es hilft nichts, jetzt durchzudrehen. Ich mache mich noch eine Stunde oder zwei auf die Suche, diese Zeit habe ich. Erst dann will ich meine Niederlage eingestehen. Aber …« Rudolf zog die Schultern hoch. »Ich habe Angst, ins Lager zurückzukehren, in diese erwartungsvollen Gesichter zu blicken und ihnen meine leeren Taschen zeigen zu müssen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Saim. »Aber wie ich bereits sagte, hier gibt es nichts. Du brauchst nicht weiterzugehen. Nur ich bin da.«
    »In meiner Einbildung.«
    »Ich bin wirklich. Und ich freue mich, dass du bei mir bist. Sonst bin ich immer so allein …«
    Rudolf merkte, wie sein Kopf immer schwerer wurde und nach unten sank. »Geht nicht…«, murmelte er. »Muss weiter … ist gefährlich, was ich hier mache …«
    »Nur ein bisschen ruhen, mein Freund. Mehr nicht.«
    Siedend heißer Schrecken durchfuhr Rudolf. War er bereits so stark dehydriert, dass er halluzinierte? Dann musste er schleunigst etwas trinken! Er tastete fahrig nach seiner Flasche und hielt sie an den Mund. Köstliches Nass … wenngleich schal und abgestanden, viel zu warm, und dennoch …
    »Ja, trink«, erklang Saims samtweiche Stimme in

Weitere Kostenlose Bücher