Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt

Titel: Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
und fuhr fort: »Als Kind war ich mal sehr krank. Meine Eltern schleppten mich von einem Arzt zum nächsten; sie erwogen schon, mich nach Miami zu fliegen, aber davon wurde abgeraten. Mein Herz würde nicht mal diesen kurzen Flug überstehen, hieß es.«
    Daher stammten wohl seine Flugangst und sein Widerwillen, dachte Laura bei sich.
    »Die Ärzte fanden nicht heraus, was mir fehlte. Immer wieder untersuchten sie mich von oben bis unten, und mein Herz wurde immer schwächer, obwohl es eigentlich gesund war. Kein Vorhofflimmern, kein Herzklappenfehler, nichts. Aber dennoch schlug es immer langsamer, ich geriet bei jeder schnellen Bewegung sofort in Atemnot.
    Schließlich schleppte meine Mutter mich zu einem Heilpraktiker, nachdem auch ein Psychiater nichts herausfinden konnte. Der wiederum schlug vor, mit mir nach North Bimini zu fahren, um mir dort aus dem heilenden Loch Wasser zu trinken zu geben, um meinen Körper zu entgiften und zu entschlacken.«
    »Heilendes Loch?«, hakte Laura nach. »So was wie die Quelle der ewigen Jugend?«
    »Die ist Legende, obwohl viele sagen, Ponce de León hätte sie nicht in Florida, sondern auf South Bimini gefunden. Aber die genannte heilende Quelle gibt es wirklich. Die Bahamas sind praktisch durch ein Unterwassergebirge miteinander verbunden. Mitten im salzigen Mangrovenwald gibt es einen Tümpel, der sich bei jeder Ebbe mit mineralstoffreichem Süßwasser füllt; unter anderem enthält es Lithium und Schwefel. Es soll schon Erfolge gebracht haben. Also fuhren wir dorthin. Meiner Mutter war inzwischen alles egal, Hauptsache, es gab überhaupt noch eine Chance. Als wir den Tümpel erreichten, begegneten wir einer alten Frau. Die sagte, dass dieses Wasser mir nicht helfen könne.«
    Laura hörte Zoe laut einatmen und versetzte ihr einen Stoß. Sie wollte nicht, dass Milt jetzt unterbrochen wurde.
    »Sie sagte zu meiner Mutter, dass ich, obwohl ich weiß sei, eine Affinität zu den magischen Strömungen hätte und dass der Fluss durch etwas gestört sei.«
    »Dein Herz hatte Verstopfung?«, platzte Zoe spöttisch heraus.
    »Tja, sie sagte es weniger drastisch, sondern mehr blumig und verbrämt, aber darauf lief es hinaus. Und weil wir ohnehin nichts mehr zu verlieren hatten, entschloss sich Mutter, auf die Alte zu hören und mit mir nach Cat Island zu fahren. Dad war stinksauer, aber sie setzte sich durch.«
    Laura lauschte angespannt. Nach einer längeren Pause drängte Zoe: »Und?«
    »Aha, nun willst du es doch wissen.« Milt grinste. Laura konnte dieses Grinsen nicht sehen, aber es lag unüberhörbar in seiner Stimme.
    Zoe stieß einen ungeduldigen Laut aus. »Kokettier nicht lang, ich muss es jetzt wissen: Hast du überlebt?«
    Kurzes Stocken, dann prusteten alle drei versteckt.
    Milt setzte seine Erzählung fort, sobald er ohne Kichern reden konnte. »Also, Mummy fuhr mit mir dorthin, und was soll ich sagen: Die Alte erwartete uns schon! Meine Mutter wurde nun doch ein bisschen blass, aber sie hielt mich tapfer auf dem Arm. Ich war eigentlich schon zu groß zum Tragen, aber zu dem Zeitpunkt nur noch ein Fliegengewicht, und auf eigenen Füßen hätte ich das nicht mehr geschafft. Die Alte führte uns in ein Dorf abseits der Touristenwege, und Mummy bekam immer mehr Angst, nur ein Zurück gab es nicht mehr. Wir waren längst von Leuten jeglicher Tönung, mit Ausnahme von Weiß und Gelb, umringt. Aber irgendwie … war es gar nicht bedrohlich. Das merkte meine Mutter schließlich, und sie entspannte sich etwas.«
    Der kleine Milt auf dem Arm seiner Mutter, so sah er sich selbst heute in der Erinnerung. Er war dadurch fast Auge in Auge mit den merkwürdigen Leuten, die so ganz anders aussahen als alle, die er bisher getroffen hatte, von der Kleidung her, aber auch mit ihren riesigen, dunklen Augen, die ihn eindringlich musterten. Die Leute flüsterten untereinander und berührten fast schüchtern sein damals weißblondes, lockiges Haar.
    Milt und seine Mutter waren im Dorf eine Sensation; alle liefen zusammen und wollten sie sehen.
    »Was muss ich dir zahlen?«, fragte Milts Mutter die alte Schamanin.
    Die aber winkte ab. »Du kannst uns etwas geben, wenn dein Kind geheilt ist, und es liegt allein an dir, wie viel.«
    »Danke … danke«, stammelte die Australierin. »Ich weiß nicht, warum du das tust …«
    »Seinetwegen.« Sie deutete auf den kleinen Milt. »Er ist ein Obeah-Mann.«
    Und so veranstalteten sie ein Ritual, an das Milt sich kaum noch erinnern konnte. Es war viel

Weitere Kostenlose Bücher