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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Galeone löschte das Sonnenlicht aus. Sie senkte sich auf uns herab, und ich sah dabei zu, wie den Menschen die Seelen entrissen wurden. Einer nach dem anderen sanken sie um.
    Gleichzeitig fielen Fallreepe herunter. Die Mannschaft fiel über den Rest der Karawane her und fing an, Waren und Tiere zu verladen. Die meisten Elfen und anderen Wesen erschlugen sie, aber einige nahmen sie mit, darunter auch mich. Sie wunderten sich, weil ich den Seelenangriff überlebt hatte, aber anscheinend hat mein elfisches Erbe meine menschliche Seele beschützt. Oder ich habe keine. Das weiß ich gar nicht.
    Jedenfalls kam ich ihnen merkwürdig genug vor, dass sie mich mitnahmen und dem Kapitän vorführten, und neben ihm stand Kramp. Alberich war nicht an Bord, sondern bereits dabei, Morgenröte zu übernehmen, aber Nidi befand sich in einem Käfig, der draußen an einer Stange baumelte. Er schrie unablässig, weil der Käfig hin und her schlug und Gold aus ihm schüttelte. Daraus formte der Kapitän die Sklavenbänder.
    Kramp wollte schlimme Dinge mit mir tun und mich später erschlagen, aber Fokke gebot ihm Einhalt. Er sagte, ein Schiffsjunge würde ihm schon lange fehlen, und als ich versicherte, dass es mein sehnlichster Wunsch sei, zur See zu fahren, nahm er mich an. Ich wollte nur überleben, aber ich habe es oft genug bereut. Doch es war nicht zu ändern, ich durfte das Schiff nie mehr verlassen, ich konnte mich nicht einmal aus den Wanten stürzen. Ich trage kein Armband, aber ich bin nicht mehr als ein Sklave.

    Aswig hatte schnell und atemlos gesprochen, jetzt war er heiser und brauchte einen Schluck Wasser aus Finns Krug. Nachdem er zuerst gezögert hatte, war alles aus ihm hervorgesprudelt, was so lange in ihm eingesperrt gewesen war.
    »Die Stadt der goldenen Türme ist mir nur zu gut bekannt«, brummte Finn. »Dort wurde auch ich wie einige meiner Mitgestrandeten wenige Tage nach meiner Ankunft als Sklave verkauft. Und eine von uns sollte dem Füllhorn geopfert werden.« Er starrte finster vor sich hin. »Und das mit dem Mal kommt mir ebenfalls allzu bekannt vor. Der Rest allerdings«, und hier richtete er den Blick auf den Jungen, »das tut mir sehr leid für dich, Aswig. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen.«
    Er fragte nicht weiter nach; er konnte sich denken, was dem Jungen hier an Bord alles zugestoßen war.
    Der Elfenmischling zuckte scheinbar gelassen die Achseln, doch Schmerz lag in seinen Augen. »Ich bin auf einem meerestauglichen Schiff«, flüsterte er. »Und ich habe ...«, er schluckte, »... viel gelernt. Und bin immer noch am Leben.«
    »Fokke hat also einen Narren an dir gefressen.« Finn rieb sich das unrasierte Kinn. »Vielleicht erinnerst du ihn an sich selbst, in seinem früheren Leben.«
    »Er ist nie sentimental«, erwiderte Aswig. »Aber da könnte trotzdem was dran sein. Ähnlich wie bei meinem Vater, der Gefallen an meiner Mutter gefunden hatte, aus welchen Gründen auch immer.«
    »Und du hast ihn nie kennengelernt?«
    »Ich weiß nichts über ihn. Wahrscheinlich ist er wieder in die Menschenwelt zurückgekehrt, solange es noch ging. Aber seine Erinnerungen sind in mir. Manchmal höre ich das Meer in mir rauschen, und es ist, als könne ich die salzige Luft riechen, und ich sehe vor meinem inneren Auge ein wogendes Auf und Ab vor dem Horizont. Das hält mich am Leben, weil ich einfach nicht aufgeben will ...«
    Aswigs Kopf fuhr herum, und er lauschte unruhig. »Ich muss weg«, flüsterte er. »Ich werde mit Andreas reden, damit wir einen Weg finden, euch zu befreien.«
    »Bring dich nicht unnötig in Gefahr, Aswig ...«
    »Ich passe schon auf. Aber ich kann so nicht mehr weitermachen ... Fokke hat so entsetzliche Dinge getan, die sich für immer in mein Gedächtnis eingegraben haben. Ich hab mir geschworen, sollte ich das hier überleben, werde ich überall hingehen, wo solche Schweine wie er ihr Unwesen treiben, und ihr Dasein beenden.«
    »Es gibt auch gute Menschen und Orte«, murmelte Finn. »Hier und da ...«
    »Dann werde ich nach ihnen suchen, wie meine Mutter es gewollt hatte«, sagte Aswig. »Seit Sandra und Luca hier waren – seit Andreas sich erinnert –, hat sich alles verändert. Ich will ... ich will Gutes tun, ich will nicht mehr schlecht sein.«
    Er schlüpfte durch den Türspalt hinaus und war fort.

    Finn verharrte eine Weile und dachte erschüttert über die letzten Worte des Jungen nach. Wie kam er nur darauf, dass er schlecht wäre? Nur, weil er auf dem

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