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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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gegriffen. Laura stieß einen Schrei aus und hielt sich den halb gelähmten Arm, wich zurück, bevor der Schemen sie erneut berühren konnte.
    Eine rötliche Welle durchlief die diffuse Gestalt. Dann leuchteten die Augen stärker auf.
    »Will ... spüren ...«
    Er rückte näher, schneller jetzt, und weitere Seelen wandten sich ihr zu. Laura blieb nichts anderes übrig, sie schlüpfte in höchster Not durch eine Lücke, die noch nicht geschlossen war, und rannte weiter. Nun, da sie wusste, dass sie keinesfalls in Kontakt mit diesen Hüllen geraten durfte, schnürte es ihr erst recht die Luft zu. Wie sollte sie da entkommen?
    Keine Angst haben, du darfst keine Angst zeigen. Sie reagieren auf starke Emotionen und werden dadurch schneller.
    Sie wusste nicht, wo Andreas war, irgendwann hatte sie ihn verloren. Aber hier konnte er ihr nicht mehr weiterhelfen. Wie sollte er die Gestaltlosen aufhalten, selbst wenn er einer von ihnen war?
    Vielleicht hinderte Fokke ihn sogar daran, ihr weiter zur Seite zu stehen. Wut auf den Untoten wallte in ihr hoch, aber die musste sie ebenso unterdrücken wie alle anderen Emotionen. Sie überlegte, ob sie es schaffen könnte, völlig »neutral« zu werden, aber wahrscheinlich würden die gefangenen Seelen sie dennoch als Lebende identifizieren, weil sie durch ihre Körperwärme wie eine Fackel herumlief.

    Wie lange sie durchhalten konnte, darüber dachte Laura nicht nach. Sie überließ sich ihrem Überlebensinstinkt, der ihre Beine vorwärts zwang. Wie lange es auch dauerte, sie musste es schaffen. Hieran durfte sie nicht scheitern – wieder einmal nicht. Sie hatte schon so oft um ihr Leben kämpfen müssen ...
    Aber mein Leben will Fokke ja gar nicht, noch nicht. Sondern meinen Willen brechen. Also mache ich hier vielleicht etwas grundfalsch ...
    Sie blieb stehen. Die Luft ging ihr sowieso aus.
    Kälte. Wenn sie kälter wurde, nahmen die anderen sie vielleicht nicht mehr wahr und ließen von ihr ab. Sie musste es nur aushalten ...
    Laura hielt still, als der erste Gestaltlose sie erreichte und seine Hand auf ihren Arm legte. Erneut durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag, und die Kälte ließ sie schwindeln.
    Der zweite berührte sie. Laura schrie auf. Ich halte es nicht aus, es geht nicht, es tut so weh, so unendlich weh ...
    Sie wich dem Kontakt aus, nahm ihre Flucht wieder auf. Ihr Körper zitterte und schlotterte vor Kälte, und der Arm schmerzte fürchterlich wie unter einer Erfrierung.
    Doch sie hatte den Eindruck, als würden ihr die Seelen nun langsamer folgen. Sie konnte sich selbst nicht sehen, nahm aber an, dass ihre Wärmeausstrahlung und das rote Leuchten schwächer geworden waren. Es funktionierte! Sie konnte sich nun langsamer vorwärtsbewegen und mehr in Ruhe ausweichen, sich durch die Menge hindurchschlängeln wie auf einer Versammlung auf einem großen Platz, um ganz nach vorn zu kommen.
    Allerdings war es nur eine kurze Ruhepause, denn sobald das Kältegefühl und der Schmerz in ihrem Arm nachließen, rückten die Seelen wieder nahe heran und bewegten sich schneller.
    Ach verflucht! Ihr blieb keine Wahl. Sie musste es tun. Immer deutlicher trat Fokkes perfider Plan zutage – egal, wie stark ihr Wille sein mochte, sie musste sich letztlich unterwerfen.
    Aber ich bin schon einmal die Ohnenamenfrau gewesen, dachte sie. Ich habe den Schattenlord überwunden, zuerst in mir eingesperrt und dann aus mir hinausgeworfen. Ich kenne das Land der Schatten, und ich bin sogar schon durch die Geisterwelt geschritten. Also kann ich das hier ertragen, ohne zu zerbrechen.
    Den ständigen Wechsel konnte sie wahrscheinlich längere Zeit durchhalten – doch es würde ihr nach und nach an die Substanz gehen, bis sie selbst immer weniger wurde. Aus Angst vor dem Schmerz auszuweichen konnte nicht die Lösung sein; das war sie nie. Sie musste sich stellen.
    Sie können mich nicht töten. Mich nicht einmal verletzen. Der Schmerz ... Es ist nur der Schmerz, mehr nicht. Ihn muss ich überwinden.
    Überwinden, nicht daran zerbrechen. Laura wusste, dass dauerhafte Folter irgendwann jeden zermürbte und fertigmachte. Also musste sie die Sache abkürzen, bevor es bei ihr dazu kam.
    Sie stellte sich hin und wartete.
    Bald waren sie da, der Erste streckte die Hand nach ihr aus, dann der Zweite.
    Laura hatte gehofft, sich an den Schmerz gewöhnen zu können, doch das war nicht der Fall. Die erste Berührung ließ sie beinahe zurückweichen, die zweite ließ sie aufschreien. Bei der dritten

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