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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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– und einige entrissene Seelen der beteiligten Menschen.
    »Ich setze auf Arun«, sagte sie laut. »Nur ein Schiff wie die Vogelkönigin und ein starker Mann wie er können gegen diesen Unhold und sein tückisches Schiff vorgehen.«

    Luca trieb sich in der Nähe des Versammlungszeltes herum. Er wartete auf Jack. Es gab wahrscheinlich niemanden in ganz Innistìr, der einsamer war als er. Hilflos hatte er dem Sterben seiner Schwester zusehen müssen, seine Eltern waren verschollen, und wenn nicht längst tot, so war doch seine Mutter tödlich verwundet. Der Dreh- und Angelpunkt seiner Welt, seine Familie, war nicht mehr, und er stand schlagartig völlig allein da und buchstäblich vor dem Nichts.
    Jack hatte schon mehrmals versucht, ihm die Schuldgefühle auszureden, doch das war ihm bisher nicht gelungen. Irgendetwas hätte Luca tun müssen, um all das zu verhindern! Vor allem um Sandra ging es ihm, denn er hatte ihre Wandlung leibhaftig miterlebt und ... zu wenig getan. Wie sonst war ihr Tod zu erklären? Er hatte einfach nur zugesehen!
    »Das stimmt doch nicht«, hatte Jack gesagt. »Du hast sogar sehr viel getan.«
    Seitdem trieb es Luca um, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dass Jack recht haben möge, und der Unsicherheit, dass er sich irrte.
    Er weinte nicht. Er fand keine Tränen für das, was geschehen war, für den Verlust.
    Endlich war die Versammlung vorbei, und sie kamen heraus. Schließlich auch Jack, der Luca sofort entdeckte und zu ihm kam. »Wollen wir uns etwas zu essen holen?«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Ich weiß. Aber du musst trotzdem essen, das weißt du. Und ich brauche ebenfalls etwas, obwohl mir genauso wenig danach ist wie dir. Lass uns essen und reden.«
    Luca zuckte die Achseln und folgte Jack zu einer Essensausgabe bei einem der vielen Feuer, über denen unablässig Kochtöpfe mit dampfendem Inhalt hingen. Eintopf – aber nicht von der schlechten Art, sondern nahrhaft und gewürzt. Dazu gab es frisch gebackenes Fladenbrot, einen Krug mit einem Getreidegebräu, das alkoholfrei war, und ein paar frische Früchte.
    Die beiden suchten sich einen einigermaßen ruhigen Platz irgendwo abseits, wo sie sich niederließen und die ersten Bissen still in sich hineinlöffelten. Der Tag war schön wie nahezu jeder in Innistìr, aus den nahen Wäldern war Vogelgesang zu hören.
    »Wie so ein Lagerleben bei uns«, sagte Luca. »Zu Ritterfesten oder Mittelaltermärkten.«
    »Ja, die sind bei uns auch sehr beliebt.« Jack wies um sich. »Man sollte nicht meinen, wie ernst die Lage ist. Es ist gut, dass die Leute noch in der Lage sind, zu lachen und zu scherzen und alltäglichen Verrichtungen nachzugehen.«
    Luca erstarrte, als ein vorüberschnürender Bergwolf plötzlich verhielt, witterte und sich ihnen näherte. Diese Geschöpfe waren fast so groß wie Irische Wolfshunde, aber bedeutend massiger. Ihre gelben Augen funkelten wild und gefährlich, und abgesehen von den Assassinen waren sie niemandem geheuer. Schon gar nicht in sitzender Position, mit einem vollen Teller in der Hand.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte Jack leise.
    Diese Wölfe waren Verbündete. Das hieß aber nicht, dass sie nicht doch plötzlich über einen ihrer Verbündeten herfielen. Das Erste, was Luca in Innistìr gelernt hatte, war, dass alle Einwohner unberechenbar und gefährlich waren. Elfen konnten miteinander feiern und sich anschließend gegenseitig die Köpfe einschlagen. Um dann mit den Überlebenden weiterzufeiern. Alle übrigen Wesen hatten sich dem angepasst und verhielten sich nicht viel anders. Einschließlich der hier geborenen Menschen.
    Luca wusste nicht, wie mit so einem Bergwolf umzugehen war, er kannte sich daheim schon nicht sonderlich gut mit Hunden aus. Seine Welt waren eher Science-Fiction-Filme und -Serien und -Onlinespiele. Es gab dort zwar jede Menge Wesen, die tierhaft waren, aber mit denen konnte Luca wenigstens reden. Diese Wölfe hingegen waren nicht sonderlich kommunikativ und verhielten sich eben wie Tiere, wenngleich sie wohl eine gewisse Intelligenz besaßen.
    Der Wolf verharrte dicht bei ihnen und senkte schnüffelnd seine Nase. Luca konnte seinen Geruch aufnehmen, der angereichert war mit Wiesen und Kräutern und Sonnenwärme. Sein dichtes, langes graues Fell schimmerte leicht silbrig in der Sonne und wirkte, als wäre es seidig weich. Der Junge sah auch die langen spitzen Ohren und die leicht aus den Lefzen ragenden weißen Reißzähne. Die schwarze Nase bewegte sich zuckend, die Flügel

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