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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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dröge Dahinlatschen, um von Punkt A nach Punkt B zu kommen, hatte ihn nie begeistern können.
    Einmal, als es noch Frauen in seinem Leben gegeben hatte – ab und zu jedenfalls –, hatte ihn eine Bewunderin immer zu Spaziergängen aufgefordert. Norbert wusste nicht, was dämlicher war als ein »Spaziergang«, der überhaupt kein Ziel hatte, wo man nur einmal um den Block ging oder durch einen Wald ... Welchen Sinn sollte das haben? Da waren Bäume, die herumstanden. Und? Brachte ihn das irgendwie weiter? Geistreiche Gespräche konnte er auch bei einem guten Glas Wein in gepflegter Atmosphäre führen. Und Liebesgeflüster sowieso. Wobei das zugegebenermaßen nicht seine Stärke war. Deshalb hatte er das mit den Frauen auch irgendwann aufgegeben, denn es lenkte ihn zu sehr von seiner Arbeit ab, und diese ewigen Vorhaltungen und Vorschriften wollte er schon gar nicht ertragen.
    Tröstlich war, dass er das andere Lager in Sichtweite hatte und nicht mehr als ein paar Stunden dahin brauchen würde. Vielleicht auch nur eine oder zwei, je nachdem, wie schnell er sich bewegte. Wenigstens keine Tage. Das war hinnehmbar.
    Und es war gar nicht so schlecht zu diesem Zeitpunkt, denn er konnte weiter nachdenken. Unterwegs kam ihm der Gedanke, dass er vor seiner Abreise nach Cuan Bé den Ignoranten im Lager der Iolair eine passende Lektion erteilen sollte.
    Dafür kamen ihm die Gog/Magog gerade recht.

    Norbert hatte nicht die geringste Ahnung, was er sich unter den Gog/Magog vorzustellen hatte. Er wusste lediglich, dass sie seit langer Zeit hinter einer riesigen Kupfermauer eingesperrt gewesen waren und der Schattenlord sie befreit hatte. Sie hatten ihm zugesichert, ihm voll und ganz zu Diensten zu sein. Krieger waren sie wohl, aber anders als die Iolair praktisch von Geburt an, und sie richteten ihr Leben auf nichts anderes aus. Nun, bald würde er wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    Was allerdings weniger einnehmend war, war der weitere Marsch durch dieses Gebiet. Zu Beginn noch durch teilweise blühendes Gras, bewegte er sich nun über ein verwüstetes Schlachtfeld. Der Boden war aufgerissen und niedergestampft, in manchen Abdrücken glänzten ölige Blutlachen, denen ein fürchterlicher Gestank entströmte. Kaputte Waffen lagen verstreut, allerdings keine Leichen, nicht einmal ein Überrest. Immerhin hüpften keine Krähen oder Geier herum, doch es war unangenehm genug. Mit Blut vermischter Schlamm und Dreck beschmutzten Norberts Schuhe und den Saum seiner weißen Kutte. Er musste gegen den Brechreiz ankämpfen und beschleunigte den Schritt. Erleichtert atmete er auf, als das Schlachtfeld endete und wieder freies Land vor ihm lag; allerdings war dieses hier brach und braun, wie verdorrt und gleichzeitig verbrannt. Seltsam.

    Anders als die Iolair schienen die Gog/Magog keine Reitertruppe zu haben, weder mit noch ohne Flügel. Bislang konnte Norbert niemanden ausmachen, der im Land unterwegs wäre, obwohl man ihn sicherlich schon bemerkt hatte. Nun ja, von einer einzelnen Person, die noch dazu lediglich mittelgroß war, ging vermutlich keine Gefahr aus. Erst recht nicht, wenn sie eine weiße Kutte trug. Also ließen sie ihn einfach bis an die Lagergrenze herankommen.
    Und dieses Lager war überhaupt nicht befestigt. Keine Palisaden, kein Graben, nicht einmal Wachen. Es erstreckte sich, so weit Norbert schauen konnte, bis zum Horizont und auch in die Breite. Ihm wurde schwindlig. Das mussten Tausende sein! Die Gog/Magog hatten schlichtweg keine Wache nötig. Hoffentlich waren sie wirklich zu kontrollieren ...
    Norbert ahnte, dass es nicht bei diesem Marsch bleiben würde. Vermutlich sollten die Gog/Magog als Druckmittel gegenüber anderen Reichen dienen. Möglicherweise waren das hier gar nicht alle, sondern der Rest wartete hinter der Mauer.
    Einen kurzen Moment lang beschlich ihn Unsicherheit, ob er sich damit nicht vielleicht doch übernommen hatte und die ganze Sache nicht zu groß war für ihn.
    Aber nein, rief er sich selbst zur Ordnung. Das war völlig unmöglich.
    Dennoch lief ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinunter, als er die Lagergrenze erreichte.
    Der Emissär sah aufrecht gehende, menschenähnliche Wesen von muskulöser Gestalt, deutlich erkennbar, da sie nur einen Lendenschurz und Sandalen trugen. Ihre Haut war braun, von dichtem, kurzem Haar bedeckt.
    Sie hatten glänzend schwarze Hundeköpfe, lang und spitz, mit hochstehenden spitzen Ohren, die in der Mitte geknickt waren. Eine rötliche Pupille flackerte

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