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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Erwachsenen. Dass ausgerechnet ihr Bruder derart missraten war, konnte man nur bedauerlich nennen.
    »He, du da unten!« Eine scharfe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie schallte von einem Wachturm herab. »Pack dich endlich, sonst werden wir ungemütlich!«
    »Ihr habt kein Recht, mich ...«
    »Dem Kessel, in dem wir gerade Öl erhitzen, dürfte es gleichgültig sein, welches Recht er hat. Wir schaffen ihn hier rauf, und dann wird er umkippen. Einfach so.«
    Norbert sah ein, dass er einen Rückzieher machen musste. Eine weitere Demütigung! Niemand hatte ihm Vorschriften zu machen, absolut niemand!
    Zornerfüllt schritt er aus, geradeaus vom Lager weg, um so schnell wie möglich Distanz zwischen sich und die Palisaden zu bringen. Wahrscheinlich würden sie gleich Reiter ausschicken, um ihn weiterhin zu schmähen und zu jagen.
    Doch wenn es Späher gab, waren sie hoch oben oder anderswo unterwegs, aktuell flog niemand ab. Sie interessierten sich nicht mehr für ihn.
    Das werdet ihr bereuen, dachte er.
    Er konnte mit allem umgehen, seine Eloquenz ermöglichte ihm eine Antwort auf jegliche Kritik. Er war stets überlegen und souverän. Aber wie sollte er Missachtung, Ächtung gar, begegnen? Es war seine Domäne, anderen ihren Status deutlich zu machen, wenn sie sich uneinsichtig zeigten.
    Seine Berufung hatte ihre Bestätigung in dem Vertrauen des Schattenlords gefunden, als er ihm die bedeutende Aufgabe übertragen hatte, in seinem Sinne tätig zu sein. Und das Schöne dabei war: Es handelte sich eben nicht um eine Religion oder Sekte – Dinge, die Norbert grundlegend ablehnte. Nein, der Schattenlord war greifbar, wahrhaftig existent, und lieferte den Beweis von selbst allen denjenigen, die ignorant waren. Er war ein Wesen höherer Existenz; an solche hatte Norbert bis dahin nicht geglaubt, doch allein die Existenz von Innistìr hatte ihm deutlich gemacht, dass es noch sehr viel mehr gab.
    Der menschliche Horizont konnte sich erweitern und höher entwickeln – vielleicht sogar bis auf die Ebene des Schattenlords. Warum nicht? Das Gehirn war zu sagenhaften Leistungen fähig, wenn es nicht mehr der engen Begrenzung des körperlichen Lebens unterworfen war. Immer wieder kamen Genies auf die Welt, die wahre geistige Wunder vollbrachten. Sie zeigten, dass in den Menschen noch sehr viel mehr steckte als primitiver Instinkt.
    Die Menschheit stand am Scheideweg. Und der Schattenlord wies die Richtung. Er half und unterstützte, damit es keinen Rücksturz gab wie einst im Mittelalter. Norbert hatte es gesehen! Er ließ sich nur von Fakten und Beweisen überzeugen, Sinn und Logik. Und der Schattenlord hatte alles Nötige dazu getan, ihn voll und ganz zu gewinnen.
    Aus diesem Grund, weil eben fundierte Überzeugungsarbeit geleistet werden musste, war Norbert auch nicht davon ausgegangen, dass es leicht werden würde. Trotz aller Erfahrung durch seine Seminare und Fernsehauftritte war dies hier eine ganz neue Herausforderung. Doch er hatte innerhalb kurzer Zeit beachtliche Erfolge erzielt, weil er gut war in dem, was er tat.
    Du solltest dich nicht von ein paar Dummköpfen niederbügeln lassen, riet er sich selbst. Du hast mehr Anhänger als Gegner, und diese Anhänger wiederum tragen dein Wort weiter. Unsere Bewegung ist nicht aufzuhalten. Wie sollte das auch möglich sein? Der Schattenlord ist unsere rettende Zukunft! Kein Hunger mehr, keine Katastrophen, keine Kriege. Die jetzigen Regierungen werden Verwaltungseinheiten, die nach genauen Regeln vorzugehen haben, ebenso werden alle Diktaturen und noch bestehenden Monarchien umgewandelt. Gerechtigkeit für alle. Die Verwaltungsräte werden von höchster Stelle berufen, sofern sie sich bewähren, und stehen unter ständiger Kontrolle durch den Schattenlord. Wer gegen das Interesse des Volkes handelt, verliert sofort seinen Posten. Es wird kein Arm und Reich mehr geben, keinen Filz und keine Bestechung, sondern alle werden über einen gleich hohen Lebensstandard verfügen. Die Grenzen zu den anderen Welten werden geöffnet, und wir werden von ungeahnten Möglichkeiten profitieren – die anderen erhalten unsere Technik, wir deren Magie. Wir werden eine Hochzivilisation errichten, die höchsten Komfort ermöglicht. Der Schattenlord hat mir erzählt, dass wir alle einst ein Volk gewesen sind – warum sollten wir es nicht wieder werden? Dadurch werden unglaubliche Ressourcen geschaffen, die jedweden Mangel ein für alle Mal ausmerzen. Wie kann ein Preis dafür zu hoch sein?

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