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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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aufzutauchen – das ging nicht. Irgendwie brachten sie sich in dieser verbogenen Stellung wieder in Stimmung, der Jüngling flüsterte ihr heißatmig ins Ohr, wovon sie kein Wort verstand, und sie dachte sich nur: Oje! Trotzdem – ein Rückzieher kam nicht infrage.
    Als sie dann aufschrie, merkte er, dass es das erste Mal für sie war, und da wäre es beinahe vorbei gewesen mit seiner Leidenschaft. Doch ein gewisser Punkt war schon überwunden, und er machte weiter und versprach, er würde vorsichtig sein.
    Es tat trotzdem weh, und Laura konnte sich nur wundern, wie Menschen daran Vergnügen haben mochten. Immerhin dauerte es nicht lange. Danach kleideten sie sich schweigend an und gingen wieder zurück zur Party, so sie noch ein paar weitere Wodka-Red-Bull tranken.

    »Das gleicht in vielem dem, was bei uns üblich war«, sagte Fokke, gab aber nicht mehr preis. Er erinnerte sich also noch daran. So etwas!
    Laura rieb sich das heiße Gesicht und wusste, dass sie hochrot geworden war. Sie wollte über diese Dinge nicht sprechen; nicht weil sie prüde war, sondern weil es ihre Vergangenheit war, die sie hinter sich gelassen hatte. Abgesehen davon, dass ihn das überhaupt nichts anging und dass, sollte sie tatsächlich das Duell verlieren, daraus nichts Gutes hervorgehen konnte.
    »Ich bin wieder dran«, sagte sie.
    »So schnell?«, erwiderte Fokke.
    Ja, denn ihr war etwas eingefallen; nachdem sie so tief in ihrem Gedächtnis hatte kramen müssen, war ihr auch zu dem Fliegenden Holländer wieder etwas eingefallen. Versatzstücke aus den Sagen, die sie gelesen hatte, der Oper und diversen Filmen.
    »Frage zwei: Hast du das Kap der Guten Hoffnung jemals umrundet?«
    Fokke beugte sich vor. »Geschichten, Geschichten.« Er zeigte die Zähne.
    Laura musterte ihn kritisch. Das mit dem Kap der Guten Hoffnung war ein häufiges Motiv in der Sage. Genauso wie die Behauptung, der Fliegende Holländer wäre reines abergläubisches Seemannsgarn, das ebenso wie die Weiße Welle oder eine andere der Monsterwellen immer dann Verwendung fand, wenn sich scheinbar Unerklärliches ereignete. Doch Laura saß dem Untoten leibhaftig gegenüber; und die Weiße Welle existierte ebenfalls.
    Falls Fokke tatsächlich aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte, dann wäre das mit dem Kap gar nicht so verkehrt. Die Niederlande waren damals eine starke Seemacht und eine große Handelsnation. Angeblich hatte der Kapitän des damaligen Schiffes Flüche ausgestoßen, dass er, wenn es sein musste, bis zum Jüngsten Tag segeln würde, um das Kap der Guten Hoffnung zu umrunden. Und so war es dann wohl auch gekommen – er hatte es nicht geschafft und kreuzte seither ziellos umher, wegen seiner Lästerung auf ewig verflucht, bis zu besagtem Jüngsten Tag. Dass er alle sieben Jahre einen Tag an Land verbringen durfte, war ein später eingefügtes romantisches Motiv, um die Geschichte nicht gar so hoffnungslos enden zu lassen. Die Frage danach erübrigte sich; Laura hatte es selbst hier in Innistìr erlebt, dass auch die Galeone nirgends lange verweilen konnte.
    Sie wusste jetzt alles wieder – warum nicht gleich so? Felix hatte es nämlich erst vor wenigen Wochen erzählt, als sie das erste Mal hier an Bord gewesen war und eine Schachpartie gegen Fokke bestreiten sollte. Felix hatte sich nicht nur an jene berühmte Partie, sondern auch an die Sage vom Fliegenden Holländer erinnert. Es war also alles da und konnte abgerufen werden, wenn sie sich denn endlich einmal richtig konzentrieren würde! Und nicht ihre Gedanken ziellos wie Vögel umherflattern ließ, die sich ins Haus verirrt hatten und keinen Ausweg mehr fanden.
    Und keine Ausreden, kritisierte Nörgelchen, wie etwa, ich habe gerade einiges durchgemacht, bin noch ausgelaugt von den magischen Ketten und dergleichen mehr.
    Sie war einundzwanzig Jahre alt und bestritt Abenteuer, die Fünfunddreißigjährige an den Rand des Abgrunds getrieben hätten. Mangelnde Reife und zu geringe Erfahrung durften ihr nicht zum Vorwurf gemacht werden.
    Konnten aber eben genau zu ihrem Verhängnis werden, und da spielte es nun ganz und gar keine Rolle, ob sie etwas dafür konnte oder nicht.
    Sie presste die Lippen zusammen und schrieb die zweite Frage auf. Das konnte noch heiter werden.

    Es wurde heiter. Und wie!
    »Wenn du gestattest und wieder in der Lage bist, mir zuzuhören«, sagte Fokke süffisant, »würde ich nun gern meine Frage stellen.« Er schien sich bestens zu amüsieren.
    »Nur zu«, sagte sie leichthin.

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