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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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nur für bestimmte Personen durchlässig war.
    Ohne Finn und Milt wäre sie ohnehin nirgends hingegangen – ja, und sie hatte schließlich auch die Herausforderung ausgesprochen. Sie war festen Willens, Fokke zu vernichten. Er hatte unendliches Leid über Tausende von Seelen gebracht, hatte auf seinen Wegen Tod und Vernichtung verbreitet, Angst und Schrecken gesät. Seine Zeit war vorüber.
    Der kurze Spaziergang tat gut, ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen und die steifen Glieder zu bewegen. Sonderlich erfreut war sie nicht darüber, dass sie wieder in die düstere Enge der Kapitänskajüte zurückkehren musste.
    »Was hast du ausgeheckt?«, fragte Kramp sie unterwegs. »So hab ich den Käpt'n noch nie erlebt.«
    »Warum fragst du ihn das nicht direkt?«
    »Weil ich dich frage!« Er versetzte ihr einen Stoß in den Rücken.
    »Und ich antworte dir genau das!« Bevor er sie wieder stoßen konnte, wich sie zur Seite und funkelte ihn wütend an. »Sieh dich vor!«, fauchte sie den Steuermann an. »Fokke ist drauf und dran, mich zu deinesgleichen zu machen, genau wie meine Freunde. Dann hast du keine Macht mehr über uns ... aber ich über dich, unterstützt von meinen Freunden!«
    Kramp blieb stehen. »Du lügst«, knarrte er, aber er war verunsichert.
    »Hoffe, dass ich es tue«, zischte sie. »Ich werde nichts vergessen, kein Wort und keinen Schlag, und es dir fünffach vergelten, sei dessen gewiss! Ich bin es jetzt, die er bevorzugt, und deswegen wirst du schleunigst zusehen, mich wohlbehalten zurückzubringen, denn wir haben etwas Wichtiges zu erledigen.«
    »Pah, das wird nicht vorhalten«, sagte Kramp selbstbewusster, als er wirkte. Laura sah, wie Hass sich in seinen Augen entzündete. Aber noch böser und grausamer, als er ohnehin schon war, konnte er nicht mehr werden.
    »Egal«, wiegelte sie ab. »Momentan stehe ich unter seinem Schutz, und deswegen wirst du schön deine Befehle befolgen.« Damit ging sie weiter. Ihr Rücken schmerzte immer noch von dem Stoß, und das Atmen tat ihr weh, als hätte es die Lungen dabei gequetscht.
    Kaum in der Kabine angekommen, schüttelte sie sich und hustete. »Wollen wir beginnen?«, erklang die Stimme des Kapitäns vom Tisch her.
    »Ich benötige noch etwas Zeit, um die erste Frage zu formulieren.« Sie glaubte selbst nicht daran, dass sie sofort einen Treffer landete.
    »Halte dich nicht auf!«, schnappte Fokke.
    »In unserer Vereinbarung wurde nirgends festgehalten, dass ich meine Fragen stakkatoartig zu stellen habe!«, gab sie patzig zurück. »Also nehme ich mir so viel Zeit, wie ich brauche.«
    Das saß. Der untote Kapitän musterte sie mit wütender Miene. Anscheinend merkte er, dass eine junge Menschenfrau nicht so einfach über den Tisch gezogen werden konnte. Er hatte es schlichtweg übersehen in seiner Überraschung, als sie ihn herausgefordert hatte. Und sie natürlich unterschätzt; dabei hätte er seit dem Schachspiel eines Besseren belehrt sein sollen.
    »Na schön«, grollte er. »Doch ich rate dir trotzdem, meine Geduld nicht zu überstrapazieren. Unser Duell gilt, ich muss mich daran halten – aber ich werde dich auf andere Weise zur Räson bringen, indem ich meine Wut an deinen Freunden auslasse, wenn du es übertreibst. Haben wir uns verstanden?«
    »Voll und ganz«, antwortete sie. »Ich nehme nur die Zeit in Anspruch, die ich benötige, darauf habe ich ein Anrecht. Ich bin fair und erwarte desgleichen von dir.«
    »Dann setz dich und denk nach. Ich werde warten.«
    »Ohne Ketten!«
    »Selbstverständlich. Ich kann dich genauso gut bewachen.« Er grinste finster.

    Finn dämmerte vor sich hin, als Aswig zu ihm hereinschlüpfte, ihm etwas zu essen und zu trinken sowie ein Schmerzmittel brachte. Durch den Nierentritt waren einige Striemen am Rücken wieder aufgebrochen und mussten zusätzlich versorgt werden.
    »Ach verdammt!«, murmelte der Schiffsjunge unglücklich. »Es tut mir so leid.«
    »Das braucht es nicht«, antwortete der Nordire sanft. »Du hilfst mir ja, und diese körperlichen Beschwerden sind in den Griff zu kriegen. Es ist keine Krankheit, nur ein paar Verletzungen, halb so wild. Wo ich aufgewachsen bin, war so was an der Tagesordnung. Ich bin schon als Zwölfjähriger das erste Mal krankenhausreif geschlagen worden. Nicht von meinem Dad, wohlgemerkt. Der saß dann im Knast, weil er den Typen, der mir das angetan hat, in den Rollstuhl geprügelt hat. Aber er war nicht für lange eingesperrt. Den Kerl hat keiner leiden können,

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