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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zur Entspannung. Sie konnte ihren Gedanken nachhängen, sich im Geiste mit den Hausaufgaben beschäftigen, sodass sie daheim nicht allzu lange dafür brauchen würde. Umso mehr Freizeit konnte sie genießen, raus in den Garten oder auf dem Sofa lümmeln und die Nase in ein Buch stecken.
    In der dritten Klasse kam ein neuer Schüler dazu, Paul, der sofort in Pauli der Maulwurf umbenannt wurde, weil er eine Brille trug und kurzsichtig war. Er nahm es nicht übel, denn das war er schon gewohnt. Laura und er freundeten sich an, weil sie nicht weit voneinander entfernt wohnten und bald den Schulweg gemeinsam nahmen. Eine große Umstellung, aber für die sonst eher scheue Laura durchaus angenehm. Paul und sie hatten viele Gemeinsamkeiten. Er war ein bisschen älter als sie, ein halbes Jahr, und versprach ihr schließlich, als sie den Freundeseid schworen, immer für sie da zu sein. »Ich bin jetzt dein Freund, und ich werde dich beschützen«, erklärte er feierlich.
    Eines Tages nach der Schule gingen sie wieder durch den Park. Es war Ende Oktober, schon sehr herbstlich, die Blätter der Bäume leuchteten in allen Farben, die Wege waren voll mit knisterndem Laub. Man konnte Atemwölkchen blasen, und es roch frisch und würzig. Laura und Paul erzählten sich gegenseitig Geschichten und spannen gemeinsam an kleinen Fortsetzungsepisoden.
    An diesem Tag erfuhren sie eine Bereicherung – sie hörten ein Miauen. Zuerst klang es wie ein Kind, aber keine Mutter war in der Nähe, also gingen sie nachsehen. Hinter einem Stück Baumstamm, das zum Verrotten liegen geblieben war, entdeckten sie ein winziges getigertes Kätzchen, mutterseelenallein, das ganz jämmerlich miaute. Als Laura sich hinkniete, kam es sofort zutraulich auf sie zugelaufen und schmiegte sich in ihre Hand. Es zitterte vor Kälte, und Laura nahm das Tier hoch und drückte es an sich. Bald darauf hörte das Zittern auf, und das Kätzchen fing an zu schnurren.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Paul.
    »Wir müssen es mitnehmen«, antwortete Laura.
    »Ich nicht«, sagte Paul, »meine Eltern erlauben mir das nicht.«
    »Dasselbe bei mir. Aber das Kätzchen ist morgen tot! Wir müssen es mitnehmen!« Laura geriet in Fahrt. »Unter gar keinen Umständen lasse ich das Kätzchen hier!« Vorwurfsvoll funkelte sie Paul an. »Du hast geschworen, zu beschützen!«
    »Ja, dich«, bestätigte er. »Aber die Katze bringen meine Eltern um. Und mich gleich mit dazu. Frag nicht, wie oft sie schon zu mir gesagt haben, dass ich mir ja nicht einfallen lassen soll, ein Tier anzuschleppen, erst recht kein ausgesetztes. Dafür gibt's Tierheime, sagen sie.«
    Laura spürte das Vibrieren durch das Schnurren bis in ihr Herz hinein und die kleine zarte Wärme. Glücksgefühle überschwemmten sie, und sie streichelte das Katzenjunge zärtlich, das sein Köpfchen vertrauensvoll gegen ihre Finger drückte und daran rieb. Es sah aus hellgrünen Äuglein zu ihr auf und miaute, streckte ein Pfötchen aus und tapste vorsichtig gegen ihren Mantelkragen. Sie hatte einen Freund gefunden, einen echten, wirklichen und treuen Freund, ganz für sich. Es musste das Schicksal sein, das sie zusammengeführt hatte.
    »Weißt du was, ich nehme es mit«, entschied sie. »Ich schmuggle es rein und versorge es, und dann rede ich mit meinen Eltern. Ich werde sie überzeugen. Es ist etwas Gutes, was ich tue. Ich geb das Kätzchen nicht mehr her, und ich lasse es hier draußen nicht verhungern und erfrieren.«
    Paul schnaufte einmal durch. »Okay«, sagte er. »Und ich werd dabei sein, wenn du mit deinen Eltern redest, und dich beschützen. Das stehen wir durch.«
    Sie waren sich einig. Verschwörerisch strahlten sich die beiden Freunde an, und die kleine Mieze maunzte zufrieden.
    Beschwingt setzten sie den Weg fort.
    Und da vertraten die ihnen den Weg.
    Große Jungs, in der Hauptschule, zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren alt. Auf breiter Front kamen sie den beiden Kindern entgegen.
    »Was wollen die denn von uns?«, flüsterte Paul Laura zu. Normalerweise interessierten die Großen sich nicht für die »Stöpsel«, wie sie sie nannten. Ab und zu erpressten sie das Milchgeld, aber die Lehrer hatten ein ziemlich strenges Auge auf dem Schulhof und unterbanden das schnell. Dass diese Typen sich in einen kleinen Park verirrten, war mehr als unwahrscheinlich. Da mussten sie große Langeweile haben und es nicht mal geschafft haben, sich ins Kino zu schmuggeln.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragte der Älteste und

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