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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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jetzt grausame Bosheit, seine Augen glitzerten in einem gefährlichen Licht. »Dann schauen wir mal, ob wir es von seinem Elend erlösen können.«
    Und er ließ das Kätzchen fallen.
    Laura kreischte und versuchte sich loszureißen, doch sie hatte keine Chance. Hilflos musste sie mit ansehen, wie das Kätzchen in das eiskalte Wasser fiel, an einer Ausbuchtung, wo das Ufer steil war, aber so gut wie keine Wasserbewegung herrschte.
    Von Kommentaren begleitet, strampelte das schwache dünne Tierchen um sein Leben, versuchte verzweifelt, sich am Ufer festzukrallen, und wurde immer wieder abgetrieben. Es maunzte flehentlich, ging unter, kam strampelnd wieder hoch, sein Maunzen wurde zu einem Gurgeln, dann ging es erneut unter. Wetten wurden abgeschlossen, und Jubelrufe begleiteten das Kätzchen, als es erneut hochkam.
    Nach dem dritten Mal kam es nicht mehr hoch.
    Laura regte sich nicht mehr. Die Jungs ließen sie los, die meisten machten sich auf den Weg, nun, da das Schauspiel beendet war. Konrad kniete nieder und schaute prüfend ins Wasser. »Ist schon weg«, stellte er fest. Er stand auf und stellte sich vor Laura, beugte sich über sie.
    »Merk dir das gut«, zischte er ihr zu. »Du bist nicht mehr wert als diese kleine Ratte da, und wenn es mir gefällt, mach ich mit dir dasselbe. Sieh dich vor!«
    Er schloss sich mit seinem Stellvertreter, der auf ihn gewartet hatte, der Truppe an. Ihr Gelächter und Geschrei war noch weit zu hören.
    Laura rannte den ganzen Weg heulend nach Hause und stürmte ins Wohnzimmer. Nicht nur die Mutter, auch der Vater war da; ab und zu arbeitete er nämlich zu Hause. Die beiden sahen von ihrer Tätigkeit auf und runzelten missbilligend die Stirn, als sie den Zustand ihrer Tochter sahen – der Mantel ohne Knöpfe, Schmutz, die Frisur aufgelöst und ein von Tränen und Rotz verschmiertes Gesicht.
    »Erst mal Schuhe ausziehen!«, befahl die Mutter. »Du machst hier alles dreckig.«
    Es war ein Fliesenboden. Laura stammelte und schluchzte, es gelang ihr nicht, sich gleich verständlich zu machen. Nach Luft schnappend, ging sie in die Diele zurück, zog Mantel und Schuhe aus und ging wieder ins Wohnzimmer. Stockend berichtete sie den Eltern, was geschehen war. Wie sie das Kätzchen gefunden hatte und wie Konrad es vor ihren Augen ersäuft hatte. Immer wieder griff sie sich an den Kopf, die Haut tat weh und brannte.
    Ihre Eltern hörten schweigend zu.
    »Nun, nun«, sagte die Mutter schließlich. »Beruhige dich doch.«
    »Es war doch nur ein Kätzchen«, sagte der Vater. »Von denen gibt's sowieso viel zu viele, weil die Streuner unkontrolliert einen Wurf nach dem anderen haben.«
    Laura starrte ihn an und brach erneut in Tränen aus.
    »Also schön, wenn dir so sehr daran liegt, ein Kätzchen zu haben, kaufen wir dir morgen eines«, erklärte die Mutter. »Aber du musst versprechen, dass du dich darum kümmerst!«
    Laura konnte kaum mehr aus den vom Weinen verschwollenen Augen blicken. Ihr Gesicht war glühend heiß wie im Fieber, und jeder Atemzug tat ihr weh. »Ihr ... ihr versteht es nicht ...«, stieß sie fassungslos hervor.
    »Wir verstehen sehr wohl ...«, setzte die Mutter an, doch Laura drehte sich bereits um und rannte auf die Treppe in der Diele zu.
    »Laura!«, rief ihr der Vater nach. »Benimm dich nicht unhöflich deiner Mutter gegenüber!«
    Sie stürmte wortlos die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und flüchtete in ihr Zimmer, verschloss die Tür und warf sich aufs Bett. Noch nie hatte sie so sehr geweint, und nie wieder sollte sie so sehr weinen müssen, das nahm sie sich vor.
    Von der Drohung, die Konrad gegen sie ausgesprochen hatte, erzählte sie ihren Eltern nichts. Sie erwähnte auch das Kätzchen nie wieder.
    Am nächsten Morgen war daheim alles wie immer, das Frühstück stand für sie bereit, der Vater war schon fort, die Mutter hatte irgendwo im Haus zu tun. Laura verließ das Haus ohne Abschiedsgruß, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit; sie zweifelte sowieso, dass sie gehört worden wäre. Auf dem Schulweg ging sie die Straße entlang. Den Park betrat sie nie wieder.
    Paul sah sie erst in der Schule wieder, im Klassenzimmer zur ersten Stunde. Er konnte ihr kaum in die Augen sehen. Sie setzte sich schweigend an ihren Platz. Sie wusste, dass sie immer noch völlig verweint und verschwollen aussah, und erntete mitleidige Blicke und hörte leises Flüstern hinter ihrem Rücken. Lustig machte sich niemand über sie, alle schienen besorgt.

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