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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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zu.
    Kramp der Knickrige kam heran, um sie zu ihrem letzten Gang zu begleiten. »Nicht mehr lange, und dann gehörst du mir«, sagte er in höhnischer Vorfreude.
    »Ich glaube eher, du wirst bald zu den Fischen gehen«, erwiderte sie. »So sagt man bei euch doch, oder? Auch wenn hier gar kein Wasser ist.«
    Er blieb stehen. »Was willst du damit sagen?«
    »Oh, bitte. Selbst ein Hirnamputierter wie du sollte sich das zusammenreimen können. Du weißt, dass es um die zehnte Frage geht – also geh doch einfach mal davon aus, dass ich die richtige weiß.«
    Laura wusste, dass sie sich nun genauso dumm verhielt wie alle Filmcharaktere, die unbedingt eins reingesemmelt bekommen wollten. Anstatt rauszugehen und die Polizei zu rufen, warnten sie den ertappten Sünder: »Ich gehe jetzt raus und rufe die Polizei.« Und zack!
    Aber sie konnte einfach nicht anders. Diesen bösen Mann hasste sie fast noch mehr als seinen finsteren Kapitän, weil er primitiv und brutal war und sein Lebensinhalt ausschließlich darin bestand, andere zu quälen. Er war stumpf und einseitig, ein Pappkamerad, total flach.
    Die Mannschaft war hier, dazu die Sklaven, irgendwer war immer in der Nähe. Sie sollten es hören und wissen und sich wappnen. Es gab Hoffnung, sie mussten es wissen! Das hatten sie verdient!
    Und im Stillen hoffte Laura: Vielleicht entzündete sich daran endlich der Funke des Widerstands ...
    Außerdem schützte sie die Abmachung des Duells, Fokke hatte das unmissverständlich klargestellt. Solange das Duell dauerte, durfte weder Laura noch Milt oder Finn durch irgendjemanden zu Schaden kommen.
    Das wussten alle. Nur Kramp dem Knickrigen schien das egal zu sein.
    »Ich reiße dir die Zunge heraus!«, schrie er und ging wie ein Berserker auf sie los.
    Ein Glück, dass der Abstand zwischen ihnen mehr als zwei Meter betrug. Laura konnte sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten, und dann rannte sie los, quer übers Deck, auf der Suche nach einem Versteck.
    Kramp verfolgte sie wie eine aus den Gleisen gesprungene Dampflok mit Ramme vorn dran.
    »Haltet sie!«, schrie er. »Haltet sie auf!«
    Das Schiff war groß, aber nicht groß genug. Und Laura kannte sich nicht aus, im Gegensatz zum Steuermann. Er schnitt ihr den Weg ab, sodass sie in der anderen Richtung weiterlaufen musste, kreuz und quer übers Deck, über Aufbauten und Taue hinweg und über Ankerketten und ausgelegtes Flickwerk ...
    Im Film wäre sie jetzt tollkühn in die Wanten geklettert, hoch hinauf, wohin Kramp ihr nicht folgen konnte aufgrund seines Gewichtes. Aber da sie nun einmal keine Piratenbraut war und auch kein Schrazel, blieb ihr dieser Ausweg nicht. Es war sowieso fraglich, ob das ein Ausweg war, denn er brauchte sich ja nur unten hinzusetzen und zu warten, bis sie zwangsläufig herunterkommen musste.
    Dann lieber nach unten, da gab es viele Verstecke, die sie immer wieder wechseln konnte. Wo ging das doch gleich abwärts?
    Sie sah, wie ihr einige Matrosen den Weg vertraten, und rief: »Hört nicht auf ihn! Ihr müsst das nicht tun! Er wird euch so und so schlagen und quälen, ob ihr gehorcht oder nicht!«
    Zwei Matrosen wichen daraufhin zurück, die anderen beobachteten nur. Doch ein Elf sprang sie von der Seite an und hielt sie fest. »Aber vielleicht habe ich drei Tage Ruhe.«
    »Dafür wird der Käpt'n dich zur Rechenschaft ziehen!«, schrie sie und wand sich heftig in seinem Klammergriff. Kramp war schon gefährlich nahe. »Das Duell ist noch nicht beendet! Ich bin tabu!«
    Der Elf ließ sie los, als habe er sich verbrannt. Sie flüsterte ihm hastig zu: »Warte es nur ab, ich habe die Lösung gefunden! Ich werde gewinnen!« Dann rannte sie weiter.
    Wo war nur Aswig? Hielt sich versteckt, kluger Junge. Ihm konnte nur Schlimmes blühen, je länger Laura den Steuermann hinhielt.
    Da! Ein Griff! Laura stürzte sich darauf wie ein Verdurstender auf das Wasserloch in der Wüste. Mit beiden Händen riss sie daran, schaffte es, die Luke zu öffnen. Im Halbdämmer erkannte sie eine schmale, morsch aussehende Treppe und hastete hinunter. Sie hatte keine Zeit mehr, die Luke zu schließen; sie hätte auch nicht gewusst, wie sie sie hätte verriegeln sollen. Abgesehen davon, dass Kramp einfach einen anderen Abgang nehmen konnte.
    Mit wild schlagendem Herzen bewegte Laura sich durch die Dämmerung, in die Licht in Streifen hereinfiel. Hier unten lag alles voll mit allem möglichen Zeug, das ein Schiff so brauchte. Hauptsächlich waren es Taue und Netze, aber

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