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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Lebensgeschichte, Teil 1

    Man nennt es »de Gouden Eeuw«, das Goldene Zeitalter der Niederlande. Diese Zeit umfasste annähernd hundert Jahre und fiel in eine Epoche, in der andere Länder von Rezession durch die jahrzehntelangen Kriege geschüttelt wurden. Natürlich waren die Niederlande nicht frei von Kriegen, nicht im Geringsten. Der Konflikt mit Spanien schwelte fortwährend, und dazu kamen die französischen Bestrebungen, sich die neue Republik einzuverleiben, ganz zu schweigen von England.
    Aber dennoch erlebte die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, die 1581 gegründet worden war, im siebzehnten Jahrhundert eine nie gekannte Blütezeit.
    Es waren in gewissem Sinne sogar demokratische Verhältnisse, denn die Herrschaft war aufgeteilt. Überwiegend in die Oligarchie der Regenten, die von den Städten aus die Geschicke der Republik lenkten, aber auch die Oberschicht der reichen Kaufleute, Reeder, Bankiers, Unternehmer und hochrangigen Offiziere bestimmte das politische und gesellschaftliche Leben mit. Die Niederlande standen auf einem guten Fundament aus einer breiten Mittelschicht der Handwerker, Händler, Schiffer, niederrangigen Offiziere und Beamten, die in den kleineren Städten und Gemeinden die politische Verantwortung übernahmen.
    Ein Landarbeiter verdiente damals mehr, als ein freier Bauer hundert Jahre zuvor erwirtschaften konnte. Das Leben war vorwiegend von Städten geprägt, die Landwirtschaft machte nur noch in etwa ein Drittel aus; doch die Aristokraten, die die Republik verlassen hatten, hatten das Land verkauft, sodass es Grundbesitz gab. Die Steuern waren hoch, aber für die Armen und Kranken wurde – freiwillig – zusätzlich gesorgt. Das einzelne Einkommen war in der Regel so hoch, dass niemand darüber murrte und es so gut wie keine Unruhen in der Unterschicht gab, weil ihre Not abgemildert, wenn nicht gar aufgefangen wurde.
    Es gab eine nie gekannte Freiheit, wodurch viele fleißige Leute angelockt wurden, dazu Künstler und Gelehrte, die ungestört ihren Studien und Künsten nachgehen konnten, ohne Angst vor Verfolgung haben zu müssen. Der Klerus hatte nichts zu sagen, die junge protestantische Bewegung war zersplittert, sodass völlige Religionsfreiheit herrschte. Niemand wurde wegen seines Glaubens, seiner Herkunft oder seiner Hautfarbe verfolgt. Durch die Einwanderung vieler Verfolgter der Oberschicht anderer Länder herrschte ein hoher Bildungsstatus, der weitergegeben wurde, sodass selbst bei den Unterprivilegierten der Analphabetismus auf dem Rückzug war.
    Der Ostseehandel machte die Provinzen reich, und er ging vor allem von Amsterdam aus. Die Spanier belagerten die Niederlande zwar immer noch, waren aber eher auf Engländer und Franzosen in deren Expansionsbestrebungen konzentriert. Die Hanse war bereits im Niedergang begriffen und würde in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts keine Rolle mehr spielen. Die entstehende Lücke wussten die Niederländer geschickt auszufüllen. Während die großen Reiche rings um sie weiterhin in zehrende Kriege verstrickt waren, bauten sie kleine und schnelle Schiffe, mit denen die Kauffahrer nach Handelsmöglichkeiten in Asien und Amerika suchten.
    Das waren natürlich nur Unternehmungen in bescheidenem Rahmen, aber die Ostseerouten an sich waren bald fest in der Hand der Niederländer und Amsterdam der bedeutendste Börsenplatz. Die Provinzen waren reich, und das Wichtigste: Sie teilten diesen Reichtum auf, auch wenn letztlich die Oligarchen das Sagen hatten und anfingen, die Regentschaft zu vererben.
    Die Entwicklung war rasch und heimlich geschehen und überraschte die großen Nationen rings um sie, denn so recht ernst hatte bis dahin niemand den kleinen Staatenbund genommen. Winzige Provinzen, in die sich zwei Millionen Einwohner quetschten. Zwei Millionen waren lächerlich wenig, doch viel im Vergleich zur Verfügbarkeit des Platzes. Das Leben war teuer, also musste man zwangsläufig fleißig sein, wollte man nicht untergehen. Durch die aufstrebende Wirtschaftsmacht gab es wiederum Arbeitsplätze.
    Der Staatenbund konzentrierte sich nicht auf Expansion und Kriegführen, sondern auf ein ökonomisches System, geprägt von Handel und – Seefahrt. Das Meer lag vor der Haustür, die Hanse war zum Untergang verurteilt, also lagen hier alle Chancen, Beziehungen zu fernen Ländern aufzunehmen und sich Exklusivrechte zu sichern. So baute sich die Niederländische Ostindien-Kompanie das Monopol für den Asienhandel auf. Die

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