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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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täuschen, doch es bedarf besserer Arbeit.«
    »Und dann?«
    Najid grinste schief. »Nachdem ich herausgefunden habe wo sich eure Freunde befinden, befreien wir sie. Womöglich gelingt es mir, sie mithilfe meines guten Namens freizubekommen. Womöglich müssen wir Gewalt anwenden. Seid auf alle Eventualitäten gefasst.«
    Laura sah sich im Raum um. Der Gestank war nach wie vor erbärmlich, ihre Nase wollte und wollte sich nicht daran gewöhnen. Und dennoch ... die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit und ein heißes Bad machte, dass sie Erleichterung und Freude wie selten zuvor empfand.
    »Wir können uns auf dein Wort verlassen?«, fragte sie mit zittriger Stimme. »Du verrätst uns nicht? Du kommst morgen wieder?«
    Najid schüttelte in einer theatralischen Geste den Kopf und tat empört. »Selbstverständlich! Habe ich euch denn jemals betrogen?«

    Laura erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch Spalten und Ritzen drangen und ihre Nase kitzelten. Jeder einzelne Knochen tat ihr weh. Die Folgen ihrer Tour de Force durch die Amethyst-Wüste machten sich mit einiger Verzögerung bemerkbar.
    »Ausgeschlafen?« Zoe hielt ihr eine aus kunstvoll verziertem Porzellan gefertigte Schale unter die Nase. Die heiße Flüssigkeit darin verbreitete einen betörenden Duft.
    »Es geht«, wich Laura aus. »Warum bist du bereits so zeitig wach?«
    »Ich habe meine üblichen Gymnastikübungen gemacht. Speckröllchen drohen immer und überall, und nach diesem herrlichen Mahl gestern befürchte ich das Schlimmste für meine Taille.«
    »Selbstverständlich.« Laura ging nicht näher auf das Thema ein. »Ist Najid schon aufgetaucht?«
    »Einer der Dienersklaven ist an seiner statt gekommen, vor einer knappen Stunde. Er lässt uns wissen, dass sich sein Herr ein wenig verspätet, weil er noch etwas zu erledigen hätte.«
    »Sag bloß, dass der Steinbrocken geredet hat!«
    »Aber nein! Er hatte ein beschriebenes Blatt Pergament bei sich. Er trug es im Mund. Unter der Zunge.« Zoe deutete in den hinteren Bereich ihres Lagers. Dort zeichnete sich schemenhaft die Gestalt eines der beiden Leibsklaven Najids ab.
    »Kennst du die Legende vom Golem?«, fragte Laura. Sie nahm einen Schluck. Die Flüssigkeit schmeckte nach gezuckertem Früchtetee und wärmte ihren Magen.
    »Ich erinnere mich vage daran. Da war doch etwas mit einem Wesen, das von einem Rabbi aus Tonerde erschaffen wurde ...«
    »Exakt. Der mythologische Hintergrund ist uralt. Man erzählte sich, dass der Golem stets einen Zettel unter der Zunge trug, um ihm das Leben zu bewahren.«
    »Brrr!« Zoe schüttelte sich. »Man könnte glauben ... Aber lassen wir das. Woher weißt du solche Sachen?«
    »Keine Ahnung. Ich schnappe sie auf und merke sie mir. Mythologie hat mich stets interessiert.« Ein Windstoß fuhr durch die Ritzen und brachte ungewohnt kühle Luft mit sich. Laura umfasste schaudernd die zierliche Porzellanschale mit beiden Händen - und zerdrückte sie.
    Der Tee spritzte überallhin. Verbrühte ihre Hände, Arme und Oberschenkel. Laura sprang auf, legte einen Veitstanz hin und fluchte lautstark; ringsum erwachten die Leute und starrten sie verständnislos an.
    »Alles in Ordnung«, rief Zoe an ihrer statt in die Runde, »Donalda die Pechvogelin feierte soeben ein glorreiches Comeback.«

19
     
    Badefreuden
     
    A nais, Rudy und Frans waren bald ebenso problemlos aus der Herrschaft ihrer Besitzer befreit wie Karen. Der Name Gystia öffnete Finn Tür und Tor, und er sorgte dafür, dass niemand seine Anweisungen auch nur in Zweifel zog.
    Später saßen sie vereint im Inneren einer beeindruckenden Badeanlage, die den profanen Namen »Wonne« trug. Sie wurde von einem mehrheitlich älteren Publikum frequentiert. Finn und seine Begleiter nippten an fruchtigen Getränken, deren Alkoholgehalt nicht allzu hoch war. Unter ihrem an das Hauptgebäude des Schwimmbads angepfropften Balkon vergnügten sich die Städter in klarem Wasser, stiegen fünfzig Meter hohe Türme hinauf und rutschten in hölzernen Badezubern über verschlungene Bahnen in die Tiefe. Manche ließen sich in igluförmigen Dampfhütten von hübschen Sklavinnen mit Reisighölzern den Körper malträtieren - und dies gewiss nicht nur zum Zwecke der Reinigung.
    »Ich weiß nicht, wie du es angestellt hast, Finn«, sagte Rudy, »aber ich hätte nicht gedacht, dass ich den Fängen dieser beiden gierigen Weiber jemals wieder entkommen würde, die mich gekauft haben. Sie wollten mich heilen,

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